Dein Pride-ABC: Von A wie Alkohol bis Z wie Zusammenfeiern

Die fünfte Jahreszeit der Community ist angebrochen: Die Saison der Prides und CSDs

Pride Parade in New York 2021 (Foto: Mathias Wasik/dpa)
Pride Parade in New York 2021 (Foto: Mathias Wasik/dpa)

Mit unserem Pride-ABC bist du gewappnet für die bunteste Saison des Jahres. Von A wie Alkohol über F wie Fahnenkunde bis Z wie zusammen feiern. Folge einfach den Buchstaben.

#A – Alkohol Die Stimmung bei einer Pride lockert rasch den Verschluss so mancher Bierdose oder Prosecco-Flasche. Achte darauf, dass du kein zu schneller Schluckspecht bist. Trinke bewusst, damit du den Tag und mitunter auch die Nacht möglichst lange geniessen kannst. Denn eine gute Pride ist nur eine, an die du dich am nächsten Tag noch erinnerst. Manche verzichten sogar ganz auf Alkohol und feiern die nüchterne Freude.

#B – Bewusstsein Pride und CSD sind keine blosse Party. Ihr Ursprung liegt im Jahr 1969, am 28. Juni, als es in der New Yorker Christopher Street zum Stonewall-Aufstand kam. LGBTIQ wehrten sich gegen die Schikanen der Polizei.

Als Butch und Dragking Stormé DeLarverie in ein Polizeiauto gebracht wurde, wurde der erste Stein geworfen (gemäss Zeitzeug*innen von der schwarzen Dragqueen und trans Frau Marsha P. Johnson). Aus dem Aufstand entwuchs über die Jahrzehnte eine politische Bewegung, die mittlerweile im Juni als Pride-Month zelebriert wird.

#C – Crew Wie macht es am meisten Spass, den CSD zu feiern? Mit Freund*innen! Stell dir eine Crew zusammen, mit der du zusammen anreist, dich einstimmst und unterwegs bist. Eine solche Gesellschaft potenziert die beiden S-Faktoren Spass und Sicherheit um ein Vielfaches. Und falls ihr nur zu zweit unterwegs seid, schliesst euch einer grösseren Gruppe an. Ihr werdet sicher mit offenen Armen empfangen werden.

#D – Daten Von Augsburg bis Zürich: Die Liste der Prides und CSDs ist lang. Für einen besseren Überblick haben wir für dich einen Kalender erstellt mit allen Terminen für Deutschland, Österreich und die Schweiz (Finde hier heraus, wo es wann so weit ist).

#E – Emanzipation Beim CSD und der Pride geht es um die Rechte der Community, die sich über die vergangenen Jahrzehnte emanzipiert hat. Die Situation in Deutschland, Österreich und in der Schweiz hat sich seit dem Beginn der politischen Forderungen verbessert, was in der Schweiz zuletzt die Einführung der «Ehe für alle» zeigte oder in Deutschland mit dem Selbstbestimmungsgesetz und in Österreich mit der Gleichstellung der Elternschaft in homo- und heterosexuellen Ehen.

Neben den Rechten, die in Gesetzbüchern festgehalten sind, geht es auch um das Selbstbewusstsein im Auftreten, ohne sich vor Reaktionen fürchten zu müssen. Und für dieses Selbstbewusstsein einzustehen ist ebenfalls Teil der Pride.

#F – Fahnen Jede sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität hat ihre eigene Fahne. Bisher haben wir über 30 verschiedene Flaggen gesichtet, von denen einzelne nochmals verschiedene Designs zählen wie zum Beispiel die drei Varianten für Polyamorie. Wie gut kennst du dich mit den Flaggen aus? Prüfe dein Wissen mit unserem Fahnenrätsel (zu unterst der Seite).

#G – Glitzer Seit einiger Zeit verbietet das Glitzerverbot in der EU Mikroplastik in Kosmetika. Doch eine Pride ohne Glitzer? Never ever. Wie gut, dass es umweltfreundlicheren Bio-Glitzer gibt, damit wir weiterhin ordentlich funkeln können, z. B. von Birkenspanner, Projekt Glitter oder Karmaglitter.

#H – Hitze Das Wetter ist unberechenbar. Es kann die Pride mit Wolkengüssen überschütten oder die Umherziehenden hochgradig zum Schmelzen bringen. Für die wahrscheinlichere Hitze empfehlen wir eine umweltfreundliche Sonnencreme mit Faktor 50 und einen Regenschirm.

Einen Regenschirm? Ja, einen Regenschirm. Der schützt nämlich auch vor der Sonne. Zudem kann er wohlgewählt als Extra-Farbtupfer eingesetzt werden – achte auch auf seine Handlichkeit und einen UV-Schutz. Und das Beste: Er schützt auch vor Regen. Also bist du für jedes Wetter gewappnet.

#I – Information Mittlerweile bieten grosse Prides mehrtägige Programme an. Es lohnt sich, frühzeitig das Angebotene unter die Lupe zu nehmen. Pick heraus, was dich interessiert und stelle dir dein persönliches Pride-Programm zusammen.

Es ist eine grossartige Gelegenheit, um dich mit Themen der Community auseinanderzusetzen. Informiere dich über das Motto. Was löst es in dir aus? Wie stehst du dazu? Welche Erfahrungen hast du gemacht? Hier ein paar Mottos aus ausgewählten Städten:

#J – Jede*r Alle sind willkommen. Die gesamte Queer-Community und ihre Allys strömen durch die Strassen, Familien säumen den Wegesrand, aus den Häusern winken die Menschen aus ihren WGs und Wohnungen. Doch bedenke auch, dass womöglich nicht jede*r bereit sein könnte, an eine Pride zu gehen, zum Beispiel Menschen, die noch nicht geoutet sind. Wer mitmöchte, umso schöner, respektiere aber auch, wenn dich jemand nicht begleiten mag.

#K – Kontakt Ein CSD oder eine Pride sind eine wunderbare Gelegenheit, um neue Menschen kennenzulernen. Neben deinen Freund*innen triffst du auch auf wahnsinnig viele neue Gesichter. Nutze diese Chance, verlasse deine Komfortzone und gehe auf sie zu. Vielleicht ist der eine oder die andere Freund*in fürs Leben darunter. Bleib mit deinen Leuten auch während der Veranstaltung in Kontakt. Für den Fall, dass das Handynetz überlastet ist oder dein Akku alle, vereinbart einen Treffpunkt.

#L – Liedgut Eine Parade ohne Musik ist wie ein Sommertag ohne Vogelgezwitscher. Wenn du eine passende Playlist suchst, ob zur Einstimmung, für den Umzug oder seine Nachwehen, stöbere zum Beispiel durch die «Glow»-Listen auf Spotify. Sie bieten eine breite und aktuelle Palette von queerem Liedgut.

#M – Mithilfe Die geleisteten Arbeitsstunden der Organisationskomitees und Helfenden an Prides und CSDs sind immens. Jedes ehrenamtliche Engagement verdient eine Verbeugung. Da es oft schwierig ist, genügend helfende Hände zu finden, überlege dir, ob du dir die Zeit nehmen kannst und möchtest, einen Beitrag für die Community zu leisten und dich als Helfer*in meldest.

#N – Nein «Nein» ist das Wort, mit dem du deine Grenze ziehen kannst. Scheue dich nicht nein zu sagen: zu Gesprächen, bei denen du dich unwohl fühlst, zu Berührungen, die du nicht willst, zu Gewalt, zu Alkohol, zu jemanden nach Hause gehen oder in den Club.

#O – Outfit In welchen Fummel wirst du dich werfen? Am wichtigsten ist es, dass du dich wohlfühlst. Magst du es casual? Fein. Willst du ein wandelnder Regenbogen sein? Fein. Muss es für dich maximal ausgefallen sein? Fein. Folge deinem Wohlbefinden. Und wenn du es möglichst nachhaltig tun möchtest (High-Five), dann:

  • kaufe Second-Hand-Kleidung oder besuche lokale Vintage-Läden, um einzigartige Outfits zu finden
  • leihe Kleidungsstücke von Freund*innen oder der Familie
  • sei kreativ und gestalte vorhandene Kleidungsstücke um
  • vermeide es Einweg-Accessoires wie Plastikschmuck oder -brillen zu kaufen und entscheide dich stattdessen für Langlebiges und Hochwertiges aus nachhaltigen Materialien
  • trage Kleidung aus umweltfreundlichen Materialien wie Bio-Baumwolle, Hanf, Leinen oder recycelten Stoffen und unterstütze lokale Designer*innen, die ethische und umweltfreundliche Produkte herstellen.

#P – Pinkwashing Zum Pride-Month zeigen zahlreiche Unternehmen und Organisationen Flagge. Dabei ist es nicht immer einfach zwischen solchen zu unterscheiden, die es ernst meinen und sich ganzjährig für das Wohl der LGBTIQ-Community einsetzen, und solchen, die dies nicht tun, also oberflächliches Marketing betreiben und die Aufmerksamkeit ausnutzen, um ihr Image zu polieren, von anderen unpopulären Handlungen abzulenken oder vom Profit zu profitieren. Sei dir dessen bewusst und nehme kein Logo unhinterfragt in deinen queer-freundlichen Blick auf.

#Q – Queerness «Queerness» bezieht sich nicht nur auf sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität, sondern auch auf das Hinterfragen fester Kategorien und binärer Konzepte von Geschlecht und Sexualität. Einst als Schimpfwort gegen LGBTIQ-Personen verwendet, wurde es als stolze Selbstbezeichnung umgedeutet und neu angenommen.

Queerness als Identität und Bewegung steht für Vielfalt, Inklusivität und den Widerstand gegen Normen und Zwänge, die die Freiheit und Authentizität von Individuen einschränken. Queerness ist immer eine persönliche und subjektive Erfahrung.

#R – Ruhezone Im Getummel von Menschen wird es laut. Das ist wichtig, damit Parolen kraftvoll in die Welt getragen werden oder Songs Arme und Füsse mobilisieren können. Doch manchmal braucht der Körper eine Pause und sehnt sich nach Ruhe. Finde idealerweise vorher heraus, ob und wo die Veranstaltung eine Ruhezone anbietet.

#S – Sicherheit Wer sich zeigt, wird gesehen. Darum geht es bei der Pride und dem CSD. Doch leider sind nicht immer alle Menschen der Community wohlgesonnen. Falls du bei der Anreise oder andernorts in einen Konflikt gerätst, legen wir dir diese Tipps nahe:

  • Wende dich ab: Versuche, wenn möglich, dich von der angreifenden Person zu entfernen und ihr keine Aufmerksamkeit zu schenken. Lass dich nicht provozieren und begib dich nicht auf das Niveau der angreifenden Person.
  • Bleib gelassen: Bleib ruhig und gelassen, auch wenn die Worte beleidigend oder verletzend sind. Versuche, nicht zu reagieren oder in eine verbale Auseinandersetzung zu geraten.
  • Setze Grenzen: Teile der angreifenden Person in ruhigem Ton mit, dass du nicht bereit bist, dich beleidigen oder diskriminieren zu lassen und dass sie aufhören sollte. Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen und zu zeigen, dass das Verhalten inakzeptabel ist.
  • Hol dir Hilfe: Wenn du dich unsicher oder bedroht fühlst, kannst du versuchen, Hilfe von Passant*innen oder der Polizei zu bekommen. Wenn möglich, versuche die dich angreifende Person zu identifizieren oder ihr Verhalten zu dokumentieren.
  • Vertraue deinem Bauchgefühl: Wenn sich etwas falsch anfühlt, ist es falsch. Geh so schnell wie möglich weg.
  • Überlege dir vorher, wie du dich verhalten solltest.

#T – Tanzfreude Oberste Priorität hat immer dein Wohlbefinden. Und nicht jede*r ist eine Tanzmaus. Doch falls in dir auch nur ein kleiner Tanzfunke wohnt, dann gib dir einen Ruck und versuche irgendeine winzige Form von rhythmischer Bewegung durch deine Muskeln zu schicken. Wer weiss, womöglich weitet sich dein Tor zur Freude und du traust dich noch mehr. Falls du Hemmungen hast: Überlege dir, ob sie für irgendetwas gut sind oder ob du lieber auf sie sch…

#U – Umwelt Eine Grossveranstaltung hinterlässt ihre Spuren – auch in der Umweltbilanz. Was sich positiv auf sie auswirkt:

  • Verwende wiederverwendbare Wasserflaschen und Behälter für Getränke und Snacks, um Einwegplastik zu vermeiden.
  • Bringe eine wiederverwendbare Tasche oder Rucksack mit, um Getränke, Snacks, Regenschirm und was du sonst brauchst zu transportieren.
  • Entsorge deinen Müll ordnungsgemäss und nutze Recyclingbehälter, wenn sie verfügbar sind.
  • Verzichte auf Einwegartikel wie Luftballons, Konfetti oder Plastikstrohhalme und entscheide dich stattdessen für nachhaltige Alternativen oder verzichte ganz darauf.
  • Ermutige andere dazu, ebenfalls nachhaltige Entscheidungen zu treffen.

#V – Verkehr Entscheide dich für öffentliche Verkehrsmittel, Fahrräder oder Fahrgemeinschaften, um zur Pride zu gelangen, anstatt individuell mit dem Auto zu fahren, was die Strassen sowie den CO2-Ausstoss entlastet.

#W – Wasser Die wohl wichtigste Flüssigkeit an einem CSD. Halte deinen Wasserhaushalt im Gleichgewicht. Nimm immer wieder einen Schluck zwischendurch, fülle deine Flasche an Wasserspendern nach. So verträgst du auch Hitze und Alkohol besser. Neben dem Wasser zum Runterschlucken sind wir auch grosse Fans von Wassersprüh-Utensilien, am besten solche zum Nachfüllen anstatt überteuerte und umweltschädliche Wasserspraydosen.

#X – Wasser X-Rated bezieht sich auf pornografische Inhalte. Sexuelle Aktivitäten haben bei einer Pride nichts verloren, ausser du bist bei der Folsom Street Fair in San Francisco unterwegs.

#Y – YMCA Irgendwann kommt an jeder Pride oder jedem CSD der Moment der Village People. Die Chancen stehen bei 99,9 Prozent, dass ihr Hit «YMCA» aus einer Box schallt. Falls du die dazu passenden Armbewegungen noch nicht im Schlaf abrufen kannst, frische sie vorher auf. Brauchst du Hilfe? Gerne doch:

Y – Die Arme sind schräg nach oben gestreckt.

M – Aus der Y-Position werden die Arme an den Ellbogen abgewinkelt, so dass sich die Fingerspitzen über der Brust treffen.

C – Beide Arme werden auf die linke Seite ausgestreckt.

A – Die Arme formen ein Dreieck über dem Kopf.

#Z – Zusammen Egal, ob alt oder jung, hetero oder queer, introvertiert oder ausgeflippt. Lasst uns gemeinsam die schönste Zeit des Jahres feiern.

Kennst du diese Fahnen? Wie gut kennst du die LGBTIQ-Flaggen? Teste dein Wissen und verbinde die abgebildeten Flaggen mit dem passenden Namen.



Hier findest du noch mehr Flaggen und Hintergrundwissen!

Es gibt was Frisches auf die Ohren, die erlesensten unter den neuesten queeren Alben – und obendrauf unsere Playlist für einen sphärischen Sommer (Jetzt reinhören!).

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