Das waren die Grammy Awards 2022
Geehrt wurde u.a. ein schwuler Country-Star
Jon Batiste, Olivia Rodrigo und Silk Sonic räumen bei der diesjährigen Grammy-Gala ab. Doch auch in Las Vegas überschattet der Ukraine-Krieg den Abend – Präsident Selenskyj meldet sich sogar persönlich zu Wort.
Von Christina Horsten, dpa
«Füllt die Stille mit eurer Musik»: Dieser eindringliche Appell bei der Grammy-Verleihung in Las Vegas stammt nicht etwa von einem der unzähligen Musik-Stars des Abends, sondern vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj persönlich. Per Video-Botschaft bat er am Sonntagabend um Unterstützung für sein Land. «Was könnte gegenteiliger zu Musik sein als Krieg?», sagte Selenskyj bei der fast vierstündigen Gala.
Er träume davon, dass die Menschen in den umkämpften ukrainischen Städten wieder frei leben könnten – «so frei, wie ihr auf der Grammy-Bühne», sagte der Präsident, bevor US-Sänger John Legend gemeinsam mit ukrainischen Musiker*innen vor Abbildungen der Landesfahne einen der Ukraine gewidmeten Song sang.
Abgesehen davon aber versuchten die Veranstalter der Grammys, die Gala weitgehend fröhlich und sorglos zu gestalten. «Seht es gar nicht als Preisverleihung. Seht es als Konzert, wo es auch Preise gibt», sagte Moderator Trevor Noah zum Auftakt – bevor er auf den Ohrfeigen-Eklat um Schauspieler Will Smith bei der Oscar-Gala vor einer Woche anspielte: «Wir werden Musik hören, wir werden tanzen, wir werden singen, wir werden die Namen von Menschen aus unseren Mündern lassen und wir werden Auszeichnungen vergeben.»
Bei der Oscar-Verleihung hatte Smith den Komiker Chris Rock auf der Bühne geohrfeigt, nachdem dieser einen Witz über Smiths Frau gemacht hatte. Danach hatte Smith von seinem Platz aus noch zweimal gerufen: «Lass den Namen meiner Frau aus deinem verdammten Mund!» (Dazu der MANNSCHAFT-Samstagskommentar)
Zu den queeren Gewinnern gehört die offen bisexuelle Doja Cat. Der Song Kiss Me More mit SZA wurde als beste Pop-Performance eines Duos geehrt.
Für die beste Country Duo/Group Performance wurden die Brothers Osborne ausgezeichnet. TJ Osborne hatte sich im vergangenen Jahr als schwul geoutet (MANNSCHAFT berichtete).
In der Kategorie Record of the year waren neben Abba («I Still Have Faith in You) u.a. auch Tony Bennett and Lady Gaga («I Get a Kick Out of You»), Doja Cat featuring SZA «Kiss Me More») und Lil Nas X – Montero («Call Me by Your Name») nominiert. Gewonnen hat hier Silk Sonic mit «Leave the Door Open».
In den Hauptkategorien der Grammys räumten der Musiker Jon Batiste, die Sängerin Olivia Rodrigo und das Duo Silk Sonic ab. Batiste, der mit insgesamt elf Nominierungen als Favorit in die Gala gegangen war, gewann fünf Auszeichnungen, darunter den Grammy in der Kategorie «Album des Jahres» für «We Are». Er glaube eigentlich gar nicht daran, dass es so etwas wie einen besten Künstler gebe, sagte der 35-Jährige im schwarzen Glitzerumhang bei seiner Dankesrede. «Die kreativen Künste sind subjektiv und sie finden einen Menschen an einem bestimmten Punkt in seinem Leben, wenn er es am meisten braucht.»
Sängerin Rodrigo gewann insgesamt drei Grammys, darunter den als «beste neue Künstlerin». «Damit ist mein grösster Traum wahrgeworden», sagte die 19-Jährige unter Tränen und erzählte in einer späteren Dankesrede auch noch, dass sie bereits als Neunjährige ihrer Mutter gesagt habe, dass sie eines Tages einen Grammy gewinnen werde.
Ihr Debüt-Album «Sour» enthält den Track «Hope ur okay», der die mangelnde Akzeptanz von LGBTIQ thematisiert. «Ihre Eltern hassten, wen sie liebten», heisst es darin. Und: «Weiss sie, wie stolz ich bin, dass es sie gibt? Mit dem Mut, all ihren Hass zu verlernen?»
Das Duo Silk Sonic, bestehend aus Bruno Mars (36) und Anderson .Paak (36), gewann mit dem Song «Leave the Door Open» in den Kategorien «Aufnahme des Jahres» und «Song des Jahres». «Wir versuchen ja wirklich bescheiden zu bleiben, aber in der Branche nennt man das Abräumen», sagte .Paak. «Die Getränke gehen alle auf Silk Sonic heute.»
Die 64. Grammy-Gala war ursprünglich für den 31. Januar geplant gewesen, wurde dann aber wegen der rasanten Ausbreitung der hochinfektiösen Omikron-Variante des Coronavirus verschoben (MANNSCHAFT berichtete) und fand nun erstmals in Las Vegas sowohl drinnen als auch draussen statt, das Publikum sass zum grossen Teil an kleinen Tischchen. «Wir haben es geschafft, Leute, besser spät als nie», kommentierte Moderator Noah. Rund 13 000 Mitglieder der Recording Academy entscheiden über die Preisträger der Grammys, die zu den begehrtesten Musikpreisen der Welt zählen.
Stars und Bands wie Billie Eilish, Brandi Carlile, Lil Nas X, die Brothers Osborne, BTS, Justin Bieber, H.E.R., Nas, Lenny Kravitz und Lady Gaga traten bei der Veranstaltung auf. Anmoderiert wurden sie teilweise von Mitgliedern ihrer Bühnen-Crew, die dadurch nach der langen Pandemie-Zeit ohne Live-Auftritte besonders geehrt werden sollten.
Für besondere Aufmerksamkeit sorgten auch zwei selten gewordene Gäste: Die gesundheitlich angeschlagene 78-jährige Sängerin Joni Mitchell moderierte unter sichtlichen Mühen ihre Kollegin Carlile an und der an Alzheimer erkrankte Tony Bennett in einem kurzen Video seine frühere Duett-Partnerin Lady Gaga. «Ich liebe dich, Tony. Wir vermissen dich», sagte Gaga nach ihrem Auftritt.
«Und jetzt wäre der Moment der Show gekommen, in dem ich die Foo Fighters angekündigt hätte», sagte Moderator Noah danach. Nach dem überraschenden Tod ihres Schlagzeugers Taylor Hawkins vor wenigen Tagen im Alter von nur 50 Jahren hatte die Band ihren Grammy-Auftritt aber abgesagt und konnte die drei gewonnenen Preise nicht persönlich in Empfang nehmen. Hawkins wurde, wie zahlreichen weiteren im vergangenen Jahr gestorbenen Musik-Stars, bei der Gala speziell gedacht.
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