«Das neue Leben» – Die kühne Revolution der Liebe

Fesselnder Roman von Tom Crewe über das riskante Streben nach Freiheit im viktorianischen England

«Das neue Leben» enthüllt die riskante Mission von John A. Symonds und Henry Ellis im viktorianischen England, das erste Buch über Homosexualität zu schreiben.

Tom Crewes Roman erzählt bewegend von persönlichen Opfern und unbeirrbarem Mut gegen prüde Verhältnisse und starre Regeln. Ein fesselnder Blick in die kühne Revolution der Liebe. Gelesen hat ihn für uns Roland Müller-Flashar vom queeren Buchladen Eisenherz in Berlin.

Buchcover von «Das neue Leben» vom Tom Crewe (Bild: Insel)
Buchcover von «Das neue Leben» vom Tom Crewe (Bild: Insel)

#Der erste Satz Er war nahe genug dran, dass er die Haare im Nacken des Mannes roch.

#Das Genre Homosexualität im viktorianischen England, und jungen Leuten, die versuchen die Traditionen des bürgerlichen Lebens zu brechen, neues auszuprobieren und einen Coming-out und Coming-of-Age Roman. Normalerweise gähne ich inzwischen bei diesen Stichworten, aber diesmal – so schön, so warmherzig, eine Freude.

#Die Handlung John A. Symonds und Henry Ellis haben sich nie gesehen, stehen aber in regem Briefkontakt. Sie haben ein gemeinsames gefährliches Projekt, sie wollen nämlich das erste Buch über Homosexualität schreiben. In dem Buch sollen die Lebensgeschichten von verschiedenen schwulen Männern erzählt werden, die sie zuvor durch Fragebögen und Interviews kennengelernt haben.

Angereichert soll das Buch noch durch zusätzliche medizinische und historische Ergänzungen zum Thema. Mit diesem brisanten Projekt im viktorianischen England der 1890er Jahre, bei denen drakonische Strafen für Homosexualität drohten, begaben sich die beiden Männer in ernsthafte Gefahr. Allerdings wollten sie auch die prüden Verhältnisse helfen zu verändern, und die starren gesellschaftlichen Regeln lockern.

Dieses Buch wurde tatsächlich geschrieben. Der britische Autor Tom Crewe ist promovierter Historiker und exzellenter Kenner der viktorianischen Zeit. Er hat hier sein Wissen benutzt, um mit grosser künstlerischer Freiheit einen packenden und einfühlsamen historischen Roman zu schreiben.

John ist verheiratet, hat mit gewissen Schwierigkeiten 3 Töchter gezeugt und wird aber immer wieder von seinen schwulen Träumen heimgesucht. Als er sich in einen jüngeren Mann verliebt, nimmt er diesen in seinen Haushalt auf. Henry dagegen, gerade frisch verheiratet, schwebt eine moderne Ehe vor, wahrscheinlich auch deswegen, leben die beiden auch nicht zusammen. Und er muss auch erkennen, dass seiner Frau Edith anscheinend mehr an ihrer Freundin liegt, als an ihm.

#Das Urteil Ein packender, einfühlsamer Roman, der nicht nur die Geschichte des ersten schwulen Buches erzählt, sondern vor allem von den Lebensumständen der Protagonisten berichtet, die mit ihrem Projekt wirklich etwas riskierten um die prüden Verhältnisse etwas zu lockern und die starren Regeln der Gesellschaft aufzulösen.

Tom Crewe – «Das neue Leben» (hier bestellen bei Eisenherz) Insel, geb, 445 Seiten, 26,00 €

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