Danke, Manfred Bruns! Abschied von einem Kämpfer
Im Rathaus Berlin-Schöneberg fand am Freitagnachmittag eine Gedenkfeier statt
Am Freitag gedachte der LSVD des verstorbenen Manfred Bruns im Rahmen einer Gedenkfeier im Rathaus Berlin-Schöneberg und würdigte sein Lebenswerk. Zu den Gästen gehörten u. a. die Staatssekretärin im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz Margarethe Sudhof sowie Volker Beck (Grüne) und die ehemalige ADS-Leiterin Christine Lüders.
Henny Engels aus dem Bundesvorstand des LSVD sagte eingangs: «Bei der einen oder anderen Frage in den letzten Wochen dachte ich: Hm, da muss ich mal Manfred fragen … Geht nicht mehr.»
Mit MANNSCHAFT wird der Dezember festlich
Am 22. Oktober 2019 ist Manfred Bruns verstorben (MANNSCHAFT berichtete). Im März 2019 hatte er sich eine schwere Lungenentzündung zugezogen, von der er sich nicht mehr erholte. Noch im September hat er die letzte Stellungnahme für die Bundesregierung vom Krankenbett aus geschrieben, sagte Günter Dworek aus dem LSVD-Bundesvorstand. Am Freitag nun nahmen Weggefahrt*innen und Freund*innen Abschied – mit Wehmut und grosser Achtung vor dem Lebenswerk des unermüdlichen Kämpfers für LGBTIQ-Rechte, aber auch ein bisschen mit Humor.
Manfred Bruns hat den LSVD mit aufgebaut und entscheidend gestaltet, er war juristischer Ratgeber des Verbandes, lange auch sein Webwaster und Gründungsstifter der Hirschfeld-Eddy Stiftung. «Er hatte ein hohes soziales Kapital, das er einbrachte», erklärte Dworek. Hat die Mehrheiten bei wichtigen Vorhaben organisiert, Türen aufgestossen, vor der wir ohne ihn länger hätten verharren müssen, so Dworek.
Weiter sagte er: «Er hat Recht geschaffen, wo vorher Rechtlosigkeit war.»
Er hat für die Anerkennung von Regenbogenfamilien, von trans und inter Menschen gekämpft sowie zahllose bi-nationale homosexuelle Paare und LGBTIQ-Geflüchtete vor Gericht vertreten und ihnen zu Recht verholfen – ein «Glücksbringer», nannte ihn Axel Hochrein aus dem Bundesvorstand des LSVD.
Hochrein erinnerte auch daran, dass Bruns – nachdem er sich Mitte der 1980er geoutet hatte – am Bundesgerichtshof Mobbing erlebte. Die Kolleg*innen des Bundesanwalts wollten sich nach seinem Coming-out nicht mehr beim Mittagessen mit ihm an einen Tisch setzen. Bruns ging stattdessen in ein Restaurant essen und nannte das Verhalten am Bundesgerichtshof im Nachhinein «absurd».
Evian bekämpft Homophobie mit Humor
Bruns hat als Vorkämpfer der Emanzipationsbewegung die Rechtsgestaltung und Gesetzgebung für Lesben, Schwule, bisexuelle, trans und inter Menschen entscheidend geprägt. Ihm verdanken wir einen grossen Teil der rechtlichen und gesellschaftlichen Anerkennung und Akzeptanz, nicht zuletzt die Öffnung der Ehe (MANNSCHAFT berichtete) und das Gesetz zur Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer des §175 zwischen 1945 und 1994 (MANNSCHAFT berichtete). Zudem war Bruns einer der wichtigsten Wegbereiter einer liberalen AIDS-Politik, das betonten mehrere Redner bei der Gedenkstunde.
Auch die ehemalige Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, würdigte die wichtige Arbeit Bruns‘. Rechtliche Gleichstellung sei aber nicht alles: «Wir müssen weiter gegen Hass und Diskriminierung kämpfen.»
Darum müsse auch das Grundgesetz Artikel 3 um das Merkmal der sexuellen und geschlechtlichen Identität ergänzt werden – eine Mehrheit der Deutschen ist dafür (MANNSCHAFT berichtete). «Jedes Schulkind soll im Grundgesetz lesen, dass wirklich alle gleich sind – egal wen man liebt», so Lüders.
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