Crowdfunding: Projekt über Queers im Alter – 30 Jahre nach §175
«Mit Euren Spuren» porträtiert sieben LGBTIQ-Senior*innen
Mit einem Crowdfunding sucht das Projekt «Mit Euren Spuren» finanzielle Mittel für einen Bildband und eine Fotoausstellung. Im Zentrum stehen Queers im Alter sowie der transgenerationale Austausch innerhalb der Community.
Mit der Abschaffung von Paragraf 175 im Jahr 1994 wurden in Deutschland sexuelle Handlungen zwischen Männern entkriminalisiert. Im Juni 2024 jährt sich dieser symbolträchtige Moment zum 30. Mal. Aus diesem Anlass will ein Kollektiv junger Fotograf*innen mit dem Projekt «Mit Euren Spuren» die Geschichten von sieben LGBTIQ-Senior*innen erzählen.
Darunter etwa Christine Bandilla: Nach ihrem Coming-out in den Achtzigerjahren verliebte sie sich in eine Pfarrerin und kämpfte von da an für eine queerfreundlichere evangelische Kirche. Oder Christian Göldner, der heute noch von der früheren Schwulenszene der Bars und Clubs in München schwärmt.
Ziel des Projekts ist es, im Juni 2024 eine Fotoausstellung zu realisieren und zeitgleich einen Bildband zu veröffentlichen. Das dazugehörige Crowdfunding erreichte bereits das erste Etappenziel, das eine erste Auflage des Buchs für die Unterstützer*innen ermöglicht. Mit Videos und Fotos will «Mit Euren Spuren» die Errungenschaften vorangegangener Generationen weitergeben und queeres Erbe sichtbar machen.
«Unser Ziel ist es, etwa ein Jahr sieben queere Senior*innen zu begleiten, zu porträtieren und ihre Geschichte aufzuschreiben», sagt Francesco Giordano, der als Fotograf mitwirkt und das Projekt gemeinsam mit Stella Deborah Traub initiierte. Im Kampf für LGBTIQ-Rechte in Deutschland sei die Abschaffung des Paragrafen 175 ein Meilenstein gewesen. «Über viele Jahrzehnte hinweg war er ein Symbol für die Diskriminierung und Verfolgung queerer Menschen.»
Viele LGBTIQ-Menschen, die die Auswirkungen von Paragraf 175 als Erwachsene am eigenen Leibe erlebt haben, treten bald in den Ruhestand oder haben dies bereits getan. Francesco weist darauf hin, dass Queers im Alter auf neue Herausforderungen treffen, zum Beispiel Einsamkeit oder die Altersarmut. Indem das Projekt «Mit Euren Spuren» sieben Senior*innen mit jungen Fotograf*innen zusammenbringt, soll eine weitere Herausforderung gemeistert werden: der fehlende Anschluss zu jüngeren Menschen.
«Während cis-heteronormative Senior*innen meist Kinder und Enkelkinder haben, könnte das Modell der ‹Chosen families› für ältere Queers mehr an Bedeutung gewinnen, denn ohne Kontakt zur jüngeren Generation gehen Geschichten und Erfahrungen verloren», sagt Francesco.
Die sechs Fotograf*innen porträtieren einzelne oder zwei Senior*innen. Francescos Protagonistin ist Sabrina Berndt. Als Vorstandsmitglied des Forum Queeres Archiv und Mitglied der Rosa Liste ist sie heute ein essenzieller Teil der Münchner LGBTIQ-Community und hat die HIV-Pandemie der Achtzigerjahre hautnah miterlebt. «Ich interessiere mich für die Kämpfe und möchte herausfinden, auf welchen Errungenschaften der älteren Generation wir heute aufbauen können, sei es im Kontext von AIDS oder die Ehe für alle», sagt Francesco.
Für Francesco ist es nicht das erste Projekt innerhalb der LGBTIQ-Community. 2019 war er Teil von «Rainbow Refugees (Stories)». Das Magazin erzählt die Geschichten von 27 Geflüchteten, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität in ihren Heimatländern verfolgt werden. Bei MANNSCHAFT erschien das Porträt von Mohammed aus Kuwait und von Kehinde aus Nigeria.
Das könnte dich auch interessieren
Regenbogenfamilie
Das sind die besten Länder für LGBTIQ-Familien
Eine neue Studie sieht die Schweiz ganz vorn
Von Newsdesk Staff
Schweiz
Österreich
Deutschland
Porno
«Sextortion»: Erpressung mit Nacktbildern
Häufig zahlen Betroffene den geforderten Betrag, um eine befürchtete Blamage zu vermeiden
Von Newsdesk/©DPA
Dating
Polizei
Deutschland
Deutschland
Neue Geschlechtseinträge – auch in den Kirchen-Büchern
Die Angaben bis zurück zu den Taufregistern müssen angepasst werden
Von Newsdesk/©DPA
Religion
TIN
Geschlecht
Community
Wenn Facebook zur Zeitmaschine wird …
Für schwule Männer war New York City in den 1970er- und frühen 1980er-Jahren Zufluchtsort und Paradies zugleich. Bis die HIV- und Aids-Krise kam und ganze Freundeskreise auslöschte. Ein unerwarteter Ort überbrückt jetzt die Lücke.
Von Greg Zwygart
HIV, Aids & STI
Geschichte
Schwul
Gesundheit