«Cop Secret» – Liebe unter isländischen Polizisten
Neu im Kino
Hannes Þór Halldórsson, Ex-Torhüter der isländischen Fussballnational-Elf, ist unter die Filmemacher gegangen. In «Cop Secret» verlieben sich zwei Polizisten.
Dass isländische Fussballspieler das Potential dazu haben, weibliche wie männliche Fans mit ungeahnten Talenten zu begeistern, wissen wir spätestens seit Rúrik Gíslason und seinen Auftritten bei «Let’s Dance» oder «The Masked Singer». Doch nun zeigt sein ehemaliger Teamkollege Hannes Þór Halldórsson, der im Tor stand, als Island 2016 sensationell das EM-Viertelfinale erreichte, dass es noch sehr viel überraschender geht. Und schwuler obendrein.
Halldórsson nämlich, der sich im März vom Profifussball verabschiedet hat, ist unter die Regisseure gegangen. Schon 2012 inszenierte er das Video zum isländischen Eurovision-Song-Contest-Beitrag von Jónsi und Greta Salóme, später auch Werbespots und nun tatsächlich einen Spielfilm: «Cop Secret» feierte Weltpremiere im vergangenen Jahr beim Filmfestival in Locarno und kommt nun am 23. Juni in die deutschen und am 24. Juni in die österreichischen Kinos.
Die Handlung ist dabei recht schnell erzählt: Bússi (Auðunn Blöndal) ist der bekannteste Polizist in Reykjavik und einer von der ganz harten Sorte. Unrasiert und im Unterhemd rast der Macho mit seinem alten Sportwagen durch die Strassen, immer den Bösen auf der Spur, während es zuhause aussieht wie im Saustall und er für das Gefühlsleben seiner Freundin so gar kein Ohr hat.
Eine Reihe spektakulärer Banküberfälle macht ihm allerdings bald zu schaffen, und das nicht nur, weil die Täter*innen nie wirklich etwas zu klauen scheinen. Vor allem setzt ihm zu, dass er ausgerechnet mit seinem Erzrivalen aus dem benachbarten Zuständigkeitsgebiet kooperieren muss. Hörður (Egill Einarsson) ist so ziemlich das Gegenteil von ihm: ein geschniegeltes, bisexuelles Ex-Model mit Designer-Apartment und schickem BMW. Doch je weiter «Cop Secret» auf den Showdown zusteuert, bei einem Spiel der isländischen Fussballnationalmannschaft der Frauen, desto mehr entwickelt sich zwischen den beiden Cops erst eine Bro- und dann recht schnell eine waschechte Romance.
Dass sich Halldórsson und seine Mitautor*innen sonderlich für Queerness interessieren würden, lässt sich nicht wirklich behaupten. „Cop Secret» will sich vor allem lustig machen über die Klischees und Konventionen des von Hollywood dominierten Actionkinos, und dabei bietet es sich an, gängige Männlichkeitsbilder ein bisschen auf den Kopf zu stellen. Und tatsächlich: Wie oft hat man schon Filme über gegensätzliche Ermittler-Duos gesehen, bei denen man sich gewünscht hätte, im Drehbuch wären zumindest kurzfristig mal ein paar der heteronormativen Standards über Bord geworfen worden.
Umso erfreulicher ist es nun, dass in diesem Fall die schwule Liebe der beiden Protagonisten zwar Teil des parodistischen Konzepts ist, aber nie selbst zum blossen Gag verkommt oder gar zur Zielscheibe wird. Dass macht den Film nicht automatisch zum Meilenstein des Queer Cinemas und auch nicht anspruchsvoller, als es der eher simple Humor hergibt. Aber Sympathie-Pluspunkte gibt’s für die leidlich witzige Komödie mit Herz am rechten Fleck allemal. Und dass besagter Rúrik Gíslason in einer Nebenrolle ebenfalls mit von der Partie, soll nicht unerwähnt bleiben.
Die hessische Polizei soll queerer werden. Was aber fehlt, sind hauptamtliche Ansprechpersonen für LGBTIQ Beschäftigte (MANNSCHAFT berichtete).
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