Coming-out von Ralf Schumacher: Ex-Frau Cora fühlt sich «benutzt»
Die einstige Dschungel-Camp-Teilnehmerin spricht im Interview über ihre Gefühlswelt
Im Juli outete sich der ehemalige Rennfahrer Ralf Schumacher als schwul – und bekam viel Zuspruch. Im Interview sprach jetzt seine Ex-Frau Cora darüber, wie sie die Geschehnisse erlebt hat.
Für die Formel-1, für den Sport an sich und natürlich für Ralf Schumacher selbst war es ein Riesenschritt, als der 49-Jährige seinen neuen Partner vorstellte und seine Homosexualität publik machte (MANNSCHAFT berichtete). Seine Ex-Frau Cora, mit der er von 2001 bis 2015 verheiratet war und einen Sohn hat, erklärte nun gegenüber dem Magazin Spiegel (+), dass sie sich überrumpelt gefühlt hat.
«Ich fühle mich genötigt, mein Bild in der Öffentlichkeit zu korrigieren», sagt Cora Schumacher. «Genau wie Herr Schumacher das Recht hat, sich zu outen. Hat er auch einen Moment an die Konsequenzen für mich gedacht?» Wie sie erzählt, habe es keine Vorwarnung gegeben. Kein Telefonat, keine SMS oder sonstiges. Sie habe die Nachricht wie alle anderen übers Internet erhalten.
Gerüchte, dass Ralf Schumacher homosexuell sei, kamen schon früh nach Beginn der Ehe auf, Darüber, dass sie nur eine engagierte Prostituierte sei. Trotzdem würden die Glücksmomente überwiegen, sagt sie, wenn sie an die ersten Jahre zurückdenkt. Es sei in Ordnung gewesen, dass sie ihr altes Leben für die gemeinsame Zeit hinter sich liess und mit ihm nach Österreich zog. Doch dann kamen die Paparazzi, während sie sich ohne Unterstützung auf sich allein gestellt fühlte, weil ihr Mann von Rennen zu Rennen, von Termin zu Termin fuhr.
«Nach der Geburt unseres gemeinsamen Sohnes habe ich mich gefühlt wie so ein altes Paar Turnschuhe, das in die Ecke gestellt wurde. Ich fühlte mich einsam und sehnte mich nach mehr Nähe und Zuwendung. Ich habe mir das versucht zu erklären, so, wie ein 24-jähriges Mädel eben denkt: Das liegt an dir, vielleicht bist du zu fett oder zu hässlich oder einfach nicht gut genug», sagt die gebürtige Rheinländerin.
Sie habe sich auf 45 Kilo heruntergehungert, Schönheitseingriffe vornehmen lassen, sich zur «Königin der Boxengasse» stilisiert – alles um ihrem «goldenen Käfig» erträglicher zu machen. Zugleich mussten sich Ralf und sie immer wieder mit den Gerüchten um seine Homosexualität auseinandersetzen, aber ihr Mann blieb dabei, er bestritt seine Homosexualität, sagt sie, nicht nur gegenüber der Öffentlichkeit, auch wenn sie ihn auf die Gerüchte ansprach.
«Natürlich habe ich ihn darauf angesprochen», sagt sie. Sie habe Ralf so verstanden, dass sie sich all das nur einbilden würde, psychologische, professionelle Hilfe brauche. «Diese Gerüchte wurden mit den Jahren immer schlimmer. Dementsprechend habe ich mich natürlich immer mehr zerrissen gefühlt (…) Ich glaube, ich habe einfach die Augen zugemacht. Ich habe aus Liebe geheiratet. Ich wollte dieses Leben so sehr.»
Sie freue sich aber für Ralf und darüber, dass er endlich zu sich selbst gefunden habe, dass er zu seiner Homosexualität stehen könne. Sie freue sich für seinen Partner Étienne, dass er seine Liebe nun öffentlich machen könne. «Menschlich fand ich ihn sehr nett. Ich könnte mir auch vorstellen, dass man vielleicht auch als Patchworkfamilie wieder zueinander findet», sagt sie, die sich trotzdem ein kleine Vorwarnung von ihm erhofft hätte. «Das hat mir so einen Stich ins Herz gesetzt.»
Weiter erklärt sie: «Ich fühle mich benutzt. Meiner besten Jahre beraubt. War er aufrichtig zu mir? Und das Wichtigste: Hat er mich überhaupt geliebt?«
Eine Anfrage des Spiegels zu diesen Vorwürfen habe Ralf Schumacher telefonisch beantwortet, ohne sich zitieren lassen zu wollen, wie das Magazin berichtet. Später sei ein Schreiben seiner Anwälte eingetroffen, das konstatierte, er werde sich nicht offiziell äussern. Allerdings sei es unzutreffend, dass Cora Schumacher erst durch das öffentliche Coming-out erfahren habe, dass er mit Étienne liiert sei. Auch Medienberichten zufolge haben sich Cora und Étienne schon bei einem gemeinsamen Urlaub in Saint-Tropez kennengelernt.
Kaum hat Ralf Schumacher seinen Lebenspartner öffentlich vorgestellt, ging die Diskussion um die politische Vergangenheit Étienne Bousquet-Cassagnes los (MANNSCHAFT berichtete).
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