Homophobes Mobbing? CEO von Vivienne Westwood beschuldigt
Carlo D’Amario nannte Schaufensterdekorationen «zu schwul»
Das Modehaus Vivienne Westwood steht nach schwerwiegenden Vorwürfen des homophoben Mobbings gegen seinen CEO Carlo D’Amario in der Kritik.
Eine unabhängige Untersuchung durch eine Arbeitsrechtsexpertin, die im Juni 2023 abgeschlossen wurde – ein halbes Jahr nach Westwoods Tod (MANNSCHAFT berichtete) – und Aussagen von acht Zeug*innen berücksichtigte, bestätigte fünf Beschwerden gegen D’Amario und kam zu dem Schluss, dass er wahrscheinlich gegen das Arbeitsrecht verstossen hat, berichtet der Guardian.
Untersuchung bestätigt fünf Vorwürfe gegen Carlo D’Amario Die Untersuchung bestätigte fünf Anschuldigungen, darunter Vorwürfe, dass D’Amario abwertende Spitznamen in Bezug auf die Sexualität eines Mitarbeiters verwendete, darunter «Mary Poppins», «Mary Fairy» und «Homo Pomo». Zudem hob der Bericht einen Vorfall hervor, bei dem D’Amario angeblich Schaufensterdekorationen als «zu schwul» bezeichnete, was Berichten zufolge Mitarbeiter*innen verstörte.
Johnny Valencia, ehemaliger Mitarbeiter von Vivienne Westwood Ltd, äusserte sich auf Instagram zu seinen Erfahrungen:
«Er machte es unerträglich, für Westwood zu arbeiten»
Johnny Valencia, Ex-Mitarbeiter bei Vivienne Westwood
«Jedes Mal, wenn ich den homophoben und frauenfeindlichen Hass von D’Amario ansprach, wurde es unter den Teppich gekehrt: ‹Ach, das ist eben Carlo. Er stammt aus einer anderen Generation.› F*ck diesen Mann, ganz ehrlich. Er machte es unerträglich, für Westwood zu arbeiten.»
Valencia behauptet zudem, dass D’Amario ihn anwies, als eine Art «Prostituierte» für das Unternehmen zu fungieren, um Kund*innen zufriedenzustellen. Weiter sagte er: «Ich muss lachen, weil es so lange her ist, dass ich mich an diese Ereignisse erinnern musste. Aber dieser Mann soll zur Hölle fahren.»
Im vergangenen Jahr trat Cora Corré, die Enkelin der verstorbenen Dame Vivienne Westwood, aus ihrer Rolle im Unternehmen zurück. Angesichts der Enthüllungen des Guardian schrieb sie auf Instagram:
«Ich bin entsetzt, dass keine Massnahmen ergriffen wurden. Dies war einer der Gründe, warum ich mich gezwungen sah, Vivienne Westwood Ltd zu verlassen. Vivienne hat mich immer gelehrt, für das Richtige einzustehen – und das wird sich nie ändern.»
Corré wirft D’Amario ausserdem vor, die Designs ihrer Grossmutter missbraucht und die Arbeit der Vivienne Foundation behindert zu haben. Die Stiftung wurde 2019 von Westwood gegründet und setzt sich für Umwelt-, Menschenrechts- und Antikriegsinitiativen ein.
«[Vivienne] glaubte, dass er so vieles zunichtegemacht hat, wofür sie gekämpft hat»
Daniel Lismore, Künstler
Der britische Künstler Daniel Lismore, ein Freund und Kollaborateur der verstorbenen Vivienne Westwood, schrieb auf Instagram:
«Am letzten Tag, den ich mit Vivienne verbracht habe, vertraute sie mir an, wie sie sich wegen Carlo fühlte. Sie war verzweifelt darüber, wie er sie behandelt hatte. Sie sagte mir, wie sehr es sie schmerzte, sich vorzustellen, dass er sie überleben würde, und dass sie glaubte, er habe so vieles zunichtegemacht, wofür sie gekämpft hat. Es brach mir das Herz, sie das sagen zu hören.»
Auch Boy George äussert sich zur Kontroverse «Denkt daran: Vivienne wurde im britischen Fernsehen von Sue Lawley verspottet, von der britischen Modebranche lächerlich gemacht. Vivienne wurden viele schlimme Dinge angetan, und wen interessiert, was er gesagt hat? Das ändert nichts daran, wer sie war. Es macht ihr Vermächtnis nicht zu irgendeinem dummen, homophoben Kommentar. Vivienne war verdammt noch mal mehr als das.»
«Wen interessiert, was er gesagt hat? Vivienne war verdammt noch mal mehr als das!»
Boy George
«Denkt daran: Vivienne wurde im britischen Fernsehen von Sue Lawley verspottet, von der britischen Modebranche lächerlich gemacht. Vivienne wurden viele schlimme Dinge angetan, und wen interessiert, was er gesagt hat? Das ändert nichts daran, wer sie war. Es macht ihr Vermächtnis nicht zu irgendeinem dummen, homophoben Kommentar. Vivienne war verdammt noch mal mehr als das.»
Das Unternehmen, das sich seit Langem für LGBTIQ-Rechte und progressive Werte einsetzt, hat sich bisher nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäussert oder klargestellt, ob Disziplinarmassnahmen gegen D’Amario ergriffen werden.
Designer Yannik Zamboni: «Ich laufe nicht nur im Rock rum» – Er hat die Sendung «Making the Cut» mit Heidi Klum gewonnen. Seither sind Yannik Zambonis genderneutrale Kollektionen weltweit erhältlich und auf New Yorks Strassen wird er angesprochen (MANNSCHAFT Story).
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