Das «homophobe Gesicht der Landeskirche Sachsens» tritt zurück
Rentzing war u. a. wegen seiner Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung in die Kritik geraten
Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing tritt zurück. Der 52-jährige, dem mangelnde Distanz zur neurechten Szene vorgeworfen wird, hatte sich immer gegen die Eheöffnung in der Kirche ausgesprochen.
Er habe ich sich entschieden, sein Amt zum nächstmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung zu stellen, teilte Carsten Rentzing am Freitag in einer Erklärung mit. Die aktuelle Diskussion um seine Person sei nicht nur für ihn persönlich, «sondern auch für die gesamte Kirche derzeit eine Belastung». Er wolle sein Amt zum nächstmöglichen Zeitpunkt zur Verfügung stellen.
Rentzing war seit seiner Wahl 2015 umstritten. Am Ende einer zweitägigen Wahlsynode hatte er im sechsten Wahlgang lediglich zwei Stimmen mehr als sein Gegenkandidat erhalten, der liberale Landesjugendpfarrer Tobias Bilz. Theologisch vertrat Rentzing stets konservative Positionen, so sprach er sich beispielsweise immer wieder gegen die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare aus.
Die Segnung einer homosexuellen Partnerschaft könne im privaten seelsorgerlichen Bereich erfolgen, erklärte er nach seiner Wahl gegenüber der Welt. «Nicht möglich ist die Segnung nur im öffentlichen Gottesdienst, weil dann wiederum jenes Billigungssignal gegeben würde. Es geht immer um die Balance zwischen den Pflichten der persönlichen Seelsorge und den Pflichten, die wir in der Verkündigung gegenüber Gottes Wort haben.»
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Oliver Strotzer, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Akzeptanz und Gleichstellung in der SPD Sachsen (SPDqueer) erklärte zur Ankündigung des Rücktritts von Carsten Rentzing: «Die evangelische Landeskirche Sachsen gehört zu den Schlusslichtern, wenn es um die Gleichstellung und den Schutz von LGBTIQ vor Diskriminierung geht. Sei es bei der Trauung gleichgeschlechtlicher Paare oder dem Arbeitsrecht (MANNSCHAFT berichtete). Landesbischof Rentzing war dabei das homophobe Gesicht der Landeskirche.»
Der Rücktritt von Landesbischof Rentzing biete nun eine Chance, dass die evangelische Landeskirche Sachsens endlich die Lebenswirklichkeit ihrer Mitglieder anerkenne und alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität einlädt, so Strotzer.
Zuletzt war Rentzing wegen seiner Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung in die Kritik geraten. In der Sächsischen Zeitung hatte er die Mitgliedschaft in der Burschenschaft öffentlich gemacht, die seit seiner Studentenzeit in Frankfurt am Main bestehe. Er betonte, kein aktives Mitglied mehr der «Alten Prager Landsmannschaft Hercynia» zu sein.
Zudem zog der Landesbischof wegen eines Vortrags in der zur neurechten Szene gehörenden Berliner «Bibliothek des Konservatismus» Kritik auf sich. Eine Petition, die über 800 Gemeindeglieder unterschrieben, forderte ihn zur Distanzierung von den «neuen Rechten» auf, die sich allerdings auch in seiner Erklärung vom Freitag nicht finden lässt.
Rentzing war immer wieder dafür kritisiert worden, weil sich die Kirche in Sachsen nicht deutlich genug von der AfD distanziere, die einen deutlichen Erfolg bei der letzten Landtagswahl erzielt hatte (MANNSCHAFT berichtete).
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Während sich die Landeskirche in Sachsen bisher gegen die Trauung von Homosexuellen aussprach, haben viele andere Landeskirchen diesen Schritt längst vollzogen. Es gibt sogar Stimmen in der Evangelischen Kirche (EKD), die ein Schuldbekenntnis Schwulen und Lesben gegenüber fordert – etwa der Evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte (MANNSCHAFT berichtete).
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