Brauchen wir neue Pride-Fahnen für androgyne Menschen?
Der Aktivist und Autor Alec Xander hat neue Entwürfe erstellt und schützen lassen
Pünktlich zum Pride-Monat geht auch die Flaggendiskussion wieder los. Wer fühlt sich von welchen Farben nicht repräsentiert, wer sollte stattdessen wie repräsentiert werden? (MANNSCHAFT berichtete.) Alec Xander hat jetzt drei neue Flaggenentwürfe für androgyne Männer und Frauen erstellt.
Xander ist Autor und hat verschiedene «Gay Novels» veröffentlicht. MANNSCHAFT hat bei ihm nachgefragt, worum es ihm mit seinen neuen Flaggenentwürfen genau geht.
Du hast neue Flaggen entworfen, weil dir die bisherigen nicht zusagten. Was sagte dir denn nicht zu, und was möchtest du mit deinen Flaggen sichtbar machen? Da Blau in der heutigen Zeit für «Männlichkeit» und Rosa für «Weiblichkeit» steht, habe ich dies so beibehalten. Bis in den 1940er-Jahren soll dies ja genau umgekehrt gewesen sein (Blau für Frauen und Rosa für Männer). Wer sich also als Frau definiert und eine fliessende Männlichkeit hat, kann die Flagge ebenfalls benutzen. Anderseits könnte man auch weitere Flaggen anfertigen, wo die Farben einfach vertauscht werden. Einen androgynen Mann nenne ich persönlich auch gern mal «FEM-MAN» oder «FEMAN». Für androgyne Frauen habe ich noch keine Bezeichnung gefunden. (MANNSCHAFT berichtete über eine neuen Pride-Flagge 2021, die Inter-Symbolik intergriert.)
Sind androgyne Menschen eine eigene Identität, deiner Meinung nach? Und ist Androgynität eine sexuelle Orientierung? Wie bzw. wo verortetest du das im LGBTIQ-Spetkrum? Androgyne Menschen, nehme ich mich als Beispiel, werden oft als «ziemlich weiblich» bezeichnet, weil man sich entweder schminkt oder die Nägel lackiert … Nicht selten wurde ich aufgrund meiner schlanken Figur als «Frau» betitelt – vor allem, wenn man mich nur von hinten sah. Lange blonde Haare muss schliesslich eine Frau sein. (lacht) Jedoch identifiziere ich mich keineswegs als «Frau», auch will ich keine sein.
Ich habe die Flaggen aus der Laune heraus entworfen. Ich war gerade mitten im Nikotin-Entzug und suchte nach der Flagge für androgyne Männer, weil ich mich selbst als androgyner Mann, seltener als «FEMAN» bezeichne. Das, was ich gefunden hatte, gefiel mir nicht, also setzte ich mich hin und erstellte meine eigenen.
Denn: Hat nicht jeder seine eigene Identität? (lacht) Für mich ist Androgynität keine sexuelle Orientierung, sondern eine Gefühls- und Erscheinungssache.
Wieso kann man nicht alle Communitys und Gruppe unter dem «alten» Regenbogen zusammenfassen, dessen Farben ja nicht speziell einer einzigen sexuellen Identität zugeordnet sind? Androgyne Menschen müssen nicht zwingend homosexuell sein. Androgyn zu sein ist für mich nicht ganz das gleiche wie nicht-binär. Ich mochte die alte Flagge für Homosexuelle. Allerdings wird man als Schwuler oder auch Androgyner häufig in der eigenen Community aussortiert, ignoriert oder gar übelst beleidigt. Aus diesem Grunde finde ich z. B. die Unter-Kategorisierung(en) gar nicht so schlecht. So kann man leichter nach dem Ausschau halten, wonach man sich sehnt oder leichter gefunden werden.
Du bist laut deiner Website vor allem im Hörbuchbereich unterwegs. Siehst du deine «Gay Books» auch als Statements für mehr Sichtbarkeit von androgynen Menschen? «Oliver» war mein erstes Hörbuch, das ich vor Kurzem veröffentlicht habe. Davor hatte ich nur E-Books und Bücher publiziert. Demnächst erscheint aber ein weiteres Hörbuch. Ob es eine weitere Erotikgeschichte mit hörbarem schwulem Sex sein wird, die manche hochrot anlaufen lassen wird, oder gar ein Roman ohne explizite Szenen, weiss ich noch nicht. In all meinen Büchern oder in fast all meinen Geschichten war die Hauptperson ein leicht femininer bzw. vom Aussehen her androgyner Kerl. Für die meisten halt einfach nur «schwul». Aber Schwulsein ist für mich nur eine sexuelle Orientierung.
Hast du deine Flaggen schon irgendwo unter deinem Namen sichern lassen wegen Copyright? Ja, ich habe meine Flaggen tatsächlich schützen lassen. Es gibt (leider) zu viele A****löcher auf diesem Planeten, die einem gern Dinge nachmachen und dann die Lorbeeren dafür einsammeln.
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