Homophobie wird in Brasilien zur Straftat
Schlechte Nachrichten für Präsident Jair Bolsonaro
Das Oberste Gericht Brasiliens hat die Diskriminierung von Homosexuellen und trans Personen zur Straftat erklärt. Sechs der elf Richter stimmten dafür, Homophobie und Transphobie als Hassverbrechen anzuerkennen.
Wie das Gericht in Brasilia am Freitag mitteilte, sollen homo- und transfeindliche Straftaten künftig wie rassistische Verbrechen bestraft werden. Bei Verurteilung drohen Haftstrafen von bis zu fünf Jahren.
In den vergangenen Jahren nahmen Anfeindungen und Verbrechen gegen queere Menschen zu, wie die Organisation Grupo Gay de Bahia berichtet. Allein 420 Menschen seien im Jahr 2018 aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität umgebracht worden.
Eine der prominentesten homophoben Stimmen im Land gehört ausgerechnet Jair Bolsonaro, dem Präsidenten. In einem Interview mit dem Playboy sagte er mal, er hätte lieber einen toten als einen schwulen Sohn. Erst vor kurzem hatte er sich gegen Sextourismus ausgesprochen, sofern Schwule beteiligt sind. Es geht ihm nicht darum, die Ausbeutung seiner Bevölkerung grundsätzlich zu unterbinden. Im Gegenteil. Zu den Touristen aus aller Welt sagt er:
«Wenn Sie hierher kommen wollen und Sex mit einer Frau haben möchten, dann tun Sie das, auf alle Fälle. Aber wir können dieses Land nicht dafür berüchtigt sein lassen, dass es ein schwules Touristenparadies ist. Brasilien kann kein Land in der schwulen Welt sein, für Schwulentourismus. Wir haben Familien», erklärte Bolsanaro laut dem brasilianischen Magazin Exame.
Die Bemerkungen fielen während eines Pressefrühstücks. Naionale LGBTIQ-Aktivisten nannten die Statements Bolsonaros eine «nationale Schande. Laut David Miranda, einem linken Kongressabgeordneten, würden die Äusserungen nicht nur Brasiliens LGBTIQ-Community abermals zum Ziel von Angriffen machen, sondern auch aktiv die sexuelle Ausbeutung von brasilianischen Frauen bewerben.
Letzteres griff der in São Paulo ansässige Anwalt und LGBTIQ-Aktivist Renan Quinalha auf und sagt: «Das ist ein katastrophales Statement, sowohl aus Menschenrechtsperspektive, als auf mit Blick auf das internationale Image Brasiliens.» Laut Quinalha gibt Bolsonaro damit «grünes Licht» zu einem ohnehin schon alarmierenden Gewaltniveau gegen LGBTIQ, indem er wieder einmal betont, dass nur heterosexuelle Familien «wirkliche» Familien seien.
Der schwule Aktivist Jean Wyllys, der im Januar 2019 das Land verlassen hatte aus Angst um sein Leben und nach Berlin gezogen war, sagte dem Guardian: «Diese unglückliche Äusserung mit der damit verbundenen LGBTIQ-ablehnenden Geste ist typisch, Bolsonaro ist einfach nur Bolsonaro.»
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