Bloss keine «Fake-Ehe» – Bistum Chur wirbt gegen Eheöffnung
Priester, Diakone sowie kirchliche Mitarbeiter*innen sollen sich für das Referendum engagieren
Das Bistum Chur empfiehlt allen Priestern, Diakonen sowie kirchlichen Mitarbeiter*innen ein Engagement für das Referendum gegen die Ehe für alle, genannt «Fake-Ehe».
Aus dem Bistum Chur ist man schon einiges an homophoben Wortmeldungen gewohnt. So hatte im Jahr 2018 Marian Eleganti, Weihbischof im kirchenpolitisch konservativen Bistum, gefordert. Homosexuelle müssten aus den Priesterseminaren entfernt werden. Er äusserte sich damals im Zusammenhang mit sexuellen Missbrauchsfällen in der Kirche.
«Der Missbrauchsskandal zeigt halt doch: Es hängt mit der Homosexualität zusammen», so Eleganti. Und weiter: «Vielleicht bringt uns das auch wieder ein bisschen näher zu einer neuen Nüchternheit, bevor wir einfach die Homosexualität als eine ebenso wertvolle Variante der Schöpfung anschauen wie die heterosexuelle Ehe.»
Gegen die «Fake Ehe» Nun, da die Eheöffnung in der Schweiz bevorsteht und nur noch durch ein Referendum aufgehalten werden kann, empfiehlt das Bistum Chur auf seiner Homepage allen Priestern, Diakonen sowie kirchlichen Mitarbeiter*innen ein Engagement für das Referendum gegen die Eheöffnung und bietet gleich noch Vordrucke für Unterschriftensammlungen zum Download an. Darin wird die Ehe zwischen homosexuellen Partner*innen als «Fake Ehe» bezeichnet. Denn, so erklärt das Bistum, die Ehe für alle sei aus Sicht der katholischen Kirche sowie aufgrund der christlichen Definition von Ehe und Familie abzulehnen.
Die Eidgenössische Demokratische Union (EDU), aber auch einzelne Vertreter der SVP und CVP wollen das Referendum gegen die Ehe für alle ergreifen. Stein des Anstosses ist die Öffnung der Fortpflanzungsmedizin für lesbische Ehefrauen (MANNSCHAFT berichtete). Noch bevor die Ehe für alle von beiden Kammern verabschiedet wurde, machte die EDU ihre Pläne bekannt. Wie Le Matin Dimanche berichtete, wollen aber auch einzelne Politiker der SVP und CVP das Referendum ergreifen.
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Im Gegensatz zur EDU – eine rechtskonservative Randpartei ohne Sitze im nationalen Parlament – dürften SVP und CVP als Gegner nicht zu unterschätzen sein. Deren Vertreter stören sich in erster Linie am geplanten Zugang zur Samenspende für lesbische Frauen.
Muriel Waeger, Westschweizer Sprecherin der Schweizer LGBTIQ-Organisationen, ist von der Bildung eines zweiten Referendumskomitees nicht überrascht. «Ich bin enttäuscht, dass so viele Menschen sich weigern, gleichgeschlechtlichen Paaren die gleichen Rechte zu geben wie heterosexuellen Paaren», sagt sie. Für den drohenden Abstimmungskampf zeigt sie sich zuversichtlich. «Wir freuen uns auf die kommende Kampagne. Die Umfragen zeigen eine hohe Zustimmungsrate.»
Waeger spricht die jüngste Umfragewerte von gfs-zürich an. Diese kommen zum Schluss, dass die Schweizer Bevölkerung der vollständigen Öffnung der Ehe für alle mit 82 Prozent noch deutlicher zustimmt als vor einem Jahr (MANNSCHAFT berichtete).
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