Voss-Tecklenburg nicht mehr Bundestrainerin
Der Vertrag mit dem DFB wurde aufgelöst
Die offen bisexuell lebende Martina Voss-Tecklenburg wird nicht mehr als Bundestrainerin der deutschen Fussballerinnen zurückkehren.
Die Zusammenarbeit mit der zuletzt pausierenden 55-Jährigen sei mit sofortiger Wirkung beendet, der Vertrag aufgelöst worden, teilte der Deutsche Fussball-Bund (DFB) mit. In einem gemeinsamen Gespräch mit Voss-Tecklenburg am Freitag habe Einvernehmen bestanden, dass «das Team einen personellen Neuanfang in der sportlichen Führung benötigt.» Voss-Tecklenburg hatte die Nationalspielerinnen zuletzt beim blamablen WM-Vorrundenaus im Sommer betreut, danach hatte sie sich krankgemeldet und befand sich zuletzt im Erholungsurlaub.
«Ich bedanke mich im Namen des DFB und auch ganz persönlich bei Martina Voss-Tecklenburg für die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren», sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf. «In dieser Zeit wurden im Bereich des Frauenfussballs wichtige Impulse gesetzt.» Das Treffen am Freitag habe in einer «vertrauensvollen Atmosphäre» stattgefunden, teilte der DFB weiter mit. Nach dpa-Informationen soll Voss-Tecklenburg dem Verband bei der Abfindung ihres Vertrags finanziell entgegengekommen sein – und so den Weg für eine schnelle Einigung freigemacht haben.
Nach Voss-Tecklenburgs krankheitsbedingtem Rückzug nach der WM hatte zunächst Co-Trainerin Britta Carlson den Chefposten übernommen, ehe der Verband Anfang Oktober erneut Horst Hrubesch als Interimstrainer installierte. Für Irritationen sorgte, dass Voss-Tecklenburg während ihres Erholungsurlaubs öffentlich Vorträge abseits des Fussballs gehalten hatte, statt die WM-Analyse voranzutreiben.
«Es gibt mir ein paar Fragezeichen natürlich. Ich hätte mir da durchaus etwas anderes gewünscht. Dass man sagt: Ok, wir klären erstmal, was bei der WM passiert ist», hatte die lesbische Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf gesagt. Von den Spielerinnen machte sich öffentlich zuletzt keine mehr für eine Rückkehr der Bundestrainerin stark.
Voss-Tecklenburg hatte die Auswahl des Deutschen Fussball-Bunds 2018 als Nachfolgerin von Hrubesch übernommen. Bei der WM 2019 in Frankreich scheiterte sie mit dem deutschen Team im Viertelfinale an Schweden und verpasste damit auch die Olympia-Teilnahme. Bei der EM im vergangenen Jahr führte die frühere Nationalspielerin die DFB-Spielerinnen ins Endspiel.
Dort unterlagen sie zwar Gastgeber England 1:2, doch in der Heimat löste das erfolgreiche Turnier eine Euphorie aus. Bei ihrer Rückkehr wurden die Spielerinnen frenetisch gefeiert und nutzten ihre neu gewonnene Plattform auch, um sich für mehr Diversität im Sport und in der Gesellschaft einzusetzen (MANNSCHAFT berichtete).
Das erste Vorrunden-Aus bei einer WM in der Historie des Frauen-Nationalteams kam daher umso überraschender – doch die Aufarbeitung blieb aus. Kurz nach der WM hatte der DFB mitgeteilt, dass Voss-Tecklenburg krank sei und zunächst pausiere. Doch die Kommunikation verlief in den folgenden Wochen unglücklich. Der Eindruck entstand, dass der Verband vor allem über die öffentlichen Auftritte der Bundestrainerin während ihres Erholungsurlaubs überhaupt nicht im Bilde war. Eine weitere sportliche Zusammenarbeit, wie von Voss-Tecklenburg angestrebt, schien damit ausgeschlossen.
Unmittelbar nach dem frühen Turnier-Aus in Australien und Neuseeland hatte Voss-Tecklenburg ihre persönliche Zukunft noch offen gelassen. Eine konkrete Aussage zu Konsequenzen wäre «nicht richtig, weil es auch aus der Emotion heraus geschieht», hatte Voss-Tecklenburg damals im ZDF gesagt: «Von daher versuche ich, bei mir zu bleiben, sachlich zu bleiben und in die Verantwortung zu gehen.» Dies ist nun insoweit geschehen, als die Nationalspielerinnen nun Klarheit darüber haben, dass das Kapitel beim DFB beendet ist.
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