Billie Eilish: «Ich war schon mein ganzes Leben in Mädchen verliebt»
Sie sagt, sie wäre gerne mit dem Gesicht in einer Vagina
Drei Jahre nach der letzten Platte erscheint am 17. Mai das neue Album von US-Popstar Billie Eilish. Auch ihr Bruder hat wieder mitgearbeitet. Viele sehen darin das Geheimnis ihres Erfolgs.
Meistgestreamte Spotify-Künstlerin 2019 und 2020 weltweit, neun Grammys, zwei Oscars als jüngste Person überhaupt, unzählige Schallplatten in Gold, Silber und Platin. Hinter diesem Berg an Auszeichnungen und Superlativen stecken zwei Geschwister aus Los Angeles, die die Musikwelt in den vergangenen fünf Jahren auf den Kopf gestellt haben. Billie Eilish und ihr Bruder Finneas haben bereits zu Beginn ihrer Karriere praktisch alles erreicht, von dem lange etablierte Musiker*innen träumen.
Während die 22-jährige Sängerin und Songwriterin im Rampenlicht steht, unterstützt ihr älterer Bruder sie aus der zweiten Reihe als Produzent, Songwriter und Musiker. «Die Liebe, das Vertrauen und die Intimität zwischen den beiden ist besonders», sagt die Musikwissenschaftlerin Jessica Holmes von der Universität Kopenhagen. «Darin sehe ich auch einen Grund für ihren grossen Erfolg.» Dieser These stimmt Derek von Krogh, künstlerischer Leiter der Popakademie Baden-Württemberg, zu: «Man merkt, dass da nicht viel von aussen kommt, sondern die beiden gemeinsam ihr Ding machen.»
Am 17. Mai erscheint Billie Eilishs drittes Album mit dem Titel «Hit Me Hard and Soft» (MANNSCHAFT berichtete). Single-Auskopplungen gibt es keine und auch keinen Vorab-Stream für die Presse. Nur ein paar wenige Audioschnipsel, die im Netz kursieren und ein paar angespielte Tracks auf dem Coachella-Festival lassen erahnen, in welche Richtung das neue Album musikalisch geht.
Düstere Chorstimmen und ein verstimmtes Klavier Der Track «Chihiro», der laut den Fans auf den Filmklassiker «Chihiros Reise ins Zauberland» anspielen könnte, klingt nach einem für Eilish typischen Mix aus tanzbarem Beat und weichem Gesang, wie man ihn bereits aus «All the Good Girls Go to Hell» kennt. Weitere Song-Schnipsel, die Fans dem angekündigten Song «Bittersuite» zuordnen, klingen atmosphärisch-düster mit Chorstimmen, einem verstimmten Klavier und dunklen Beats im Hintergrund.
Besonders spannend dürfte der Song «Lunch» werden, in dem die Sängerin auf eine prägnante Bassline fast schon betont unschuldig Zeilen haucht wie: «I could eat that girl for lunch» (Ich könnte dieses Mädchen zum Mittag vernaschen).
In einem Interview mit dem Musikmagazin Rolling Stone sagte die 22-Jährige gewohnt selbstbewusst und ehrlich: «Ich war schon mein ganzes Leben in Mädchen verliebt, ich habe es nur nicht verstanden – bis ich letztes Jahr gemerkt habe, dass ich gerne mit meinem Gesicht in einer Vagina wäre.» Ein wenig leiser gab die junge Frau jedoch später zu, dass ihr vorheriges Outing auf einem roten Teppich im Dezember nicht geplant war und sie dazu tendiere, zu viele Dinge aus ihrem Privatleben mit der Öffentlichkeit zu teilen.
«Eilish braucht kein Queerbaiting» Manche Stimmen haben Eilish in der Vergangenheit sogenanntes Queerbaiting vorgeworfen, also die bewusste Vermarktung einer Queerness, die in der Realität gar nicht besteht. Musikwissenschaftlerin Holmes machen solche Vorwürfe wütend: «Eilish braucht kein Queerbaiting, um ihre Platten zu verkaufen. Das ist eine extrem sexistische, unfaire Kritik.» Die Künstlerin sagte selbst, niemand solle unter Druck gesetzt werden, sich labeln zu müssen. «Ich finde doch gerade selbst erst heraus, wer ich bin.»
In einer Welt, geprägt von heteronormativen Vorstellungen, entscheidet sich unsere Kolumnistin* Anastasia Biefang bewusst dafür, ihre queere Identität nicht länger zu verbergen. Diese Offenheit birgt Herausforderungen, besonders in Gesprächen mit ihren Kolleg*innen (MANNSCHAFT+).
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