Befragung queerer Männer: Sex ohne Liebe geht – Liebe ohne Sex auch

Pink Cross veröffentlicht weitere Resultate ihrer grossen Umfrage

Symbolbild: Teodor Lazarev, stock.adobe.com
Symbolbild: Teodor Lazarev, stock.adobe.com

Beziehungsstatus? Happy! 95 Prozent der schwulen und bisexuellen Männer in der Schweiz sind gemäss der neuen Pink-Cross-Umfrage in ihrer Beziehung eher oder sehr zufrieden.

1’469 schwule und bisexuelle Männer haben im Frühling 2023 die Online-Umfrage von Pink Cross beantwortet. Die Ergebnisse veröffentlicht die Schweizer Dachorganisation nun häppchenweise wöchentlich in zehn Teilen. Mittlerweile wurde die Auswertung zu den Themen «Beziehung» und «Politik» publiziert.

Dabei zeigt sich unter anderem: 95 Prozent der bisexuellen oder schwulen Männer in einer Beziehung sind eher oder sehr zufrieden. Auch viele Singles sind happy, doch eine knappe Mehrheit von ihnen würde gerne ihren Beziehungsstatus ändern.



Ein Drittel in offener Beziehung Insgesamt befanden sich zum Zeitpunkt der Befragung 72 Prozent der Teilnehmer in einer Beziehung. Pink Cross hat diese Gruppe dann noch aufgedröselt in die unterschiedlichen Beziehungsvarianten: Etwas mehr als die Hälfte lebt in einer festen oder exklusiven, knapp ein Drittel in einer offenen Beziehung.

Hierbei spielen spannenderweise Faktoren wie die politische Ausrichtung eine Rolle: Bei rechten Personen etwa kommen offene Beziehungen signifikant weniger vor. Und bei den polyamoren Beziehungen hat das Alter einen Einfluss: Die unter 30-Jährigen leben doppelt so oft polyamor (13-15 Prozent) wie der Durchschnitt (6 Prozent).

«Die hohe Zufriedenheit der vielen nicht-monogamen Personen zeigt, dass das Klischee, Glück sei nur in einer festen Paarbeziehung zu finden, nicht den Tatsachen entspricht», schreibt Pink Cross im Bericht dazu.

Sex ohne Liebe? Weiter gibt die Umfrage Einblick ins Liebesleben von schwulen und bisexuellen Männern in der Schweiz – oder zumindest verrät sie etwas über ihre Ansichten zum Thema Liebe und Sex. So sagt eine grosse Mehrheit von rund 80 Prozent, dass Sex ohne Liebe für sie möglich sei. Die umgekehrte Variante – Liebe ohne Sex – ist für etwa zwei Drittel der Befragten eine Option.

Der Aussage, dass Sexualität und Freundschaft nicht kompatibel seien, stimmten rund zwei Drittel eher oder überhaupt nicht zu. Eine überwältigende Mehrheit war hingegen einverstanden mit der verallgemeinernden Aussage, dass queere Männer Sexualität freier leben als heterosexuelle cis Männer.



Akzeptanz hat Priorität In Teil zwei der Umfrage, die Pink Cross letzte Woche veröffentlicht hatte, wurde die Frage nach den zukünftigen politischen Prioritäten für LGBTIQ-Organisationen gestellt. Als wichtigstes Thema stellte sich die gesellschaftliche Akzeptanz heraus. Auch der Zugang zu medizinischer Versorgung oder spezifische Herausforderungen für Senior*innen und Jugendliche wurden häufig genannt. Zudem werden gleiche Rechte im Bereich der Familie gefordert, insbesondere von den Jüngeren.



«Die Ergebnisse zeigen deutlich: Es gibt noch viel zu tun! Doch der Rechtsrutsch bei den Wahlen wird uns die Arbeit erschweren», sagt Roman Heggli, Geschäftsleiter von Pink Cross, gegenüber MANNSCHAFT. Und er fügt an: «Wir lassen uns aber nicht unterkriegen und werden trotzdem mit diesen Forderungen präsent sein.»

Sieben Themen folgen noch Die neu veröffentlichten Ergebnisse zu «Beziehung» und «Politik» sind erst Teil zwei und drei von zehn Themen, zu denen Pink Cross die Community befragt hat. In Teil eins liess man die Befragten einen Blick in die Zukunft werfen (MANNSCHAFT berichtete).

Die Resultate veröffentlicht die Dachorganisation in den nächsten Wochen fortlaufend, wie Roman erklärt. «Wir haben sie bereits an zwei Workshops in Winterthur und Lausanne mit interessierten Mitgliedern diskutieren und dabei sehr viele verschiedene Erkenntnisse gewinnen können.» Unter pinkcross.ch/study findest du jeweils die neusten Ergebnisse.

Die Befragung helfe Pink Cross weiter. «Wir wissen nun, wo der Schuh drückt und das hilft uns, die strategischen Schwerpunkte und neuen Projekte der nächsten Jahre zu definieren – das nehmen wir nun in Angriff», so Roman.

Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der Universität Zürich untersucht ethische, rechtliche, medizinische und soziale Auswirkungen der Reproduktionsmedizin. Erfahre in diesem Beitrag, wie du an dieser Studie teilnehmen kannst.

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