«Beau Menteur» – Marc Martin zeigt die Vielfalt der Männlichkeit
Die Ausstellung ist für zwei Monate in Berlin zu sehen
Seine Klappenausstellung «Fenster zum Klo» sorgte für viel Aufsehen. Nun meldet sich Marc Martin mit seinem neuen Projekt zurück: «Beau Menteur».
Die weit verbreitete Heteronormativität führt dazu, dass Männer standardmässig als heterosexuell angesehen werden. Anlass genug für Marc Martin, einige der Bezugspunkte, die üblicherweise mit der Männlichkeit verbunden werden, zu hinterfragen. Und an den Klischees zu rütteln, die mit dem veraltenden Feindbild der verweiblichten, verweichlichten Tunte verbunden sind.
«Ein Bild von sich zu schaffen, das mit einem selbst übereinstimmt, heisst nicht, dass man andere belügt! Man wird nahbar und macht sich zugänglich», ist im Ankündigungstext zur Ausstellung zu lesen.
Für seinen Enthüllungen über die verrufene Geschichte der öffentlichen Bedürfnisanstalten – als Ausstellung im Schwulen Museum Berlin zu sehen unter dem Titel «Fenster zum Klo», 2018 auch in Düsseldorf (MANNSCHAFT berichtete) – erhielt das Buch «Les Tasses» den Prix Sade 2020 in der Kategorie Kunstbücher.
Nun präsentiert Marc Martin mit «Beau Menteur» sein nächstes Projekt. Er erkundet die Vielfältigkeit der Männlichkeit im Mann von heute, heisst es in der Ankündigung. Mit dem Buch und der Ausstellung will der Künstler die Wahrnehmung einer ihrer heteronormativen und dominanten Züge entkleideten Männlichkeit ins rechte Licht rücken.
Martin setzt sich mit der leidenden Männlichkeit auseinander. Er will ihr einen Spiegel vorhalten, zwingt sie dabei, sich tief in die Seele blicken zu lassen. So werde die Rolle des Barts als Kennzeichen der Männlichkeit infrage gestellt: Ist sie Kennzeichen oder Attrappe?
Mit «Beau Menteur» (was sich übersetzen lässt mit «Schöner Lügner» oder auch «Lügender Beau») entsteht eine Figur, an der das Licht des normativen Blicks wie im Prisma bricht, wobei ihre Einzelteile wie die Farben im Regenbogen sichtbar werden. Martins Ansatz: die Facetten der Männlichkeit anhand eines einzelnen, facettenreichen Modells ersichtlich machen. Dass das Modell jung, hübsch, cis und weiss ist, sei Absicht und als «Kampfansage an die toxische Überheblichkeit des Mannseins» zu verstehen.
Die Ausstellung im Buchladen Eisenherz «Beau Menteur» beginnt am 4. November und endet am 6. Januar 2022.
Das könnte dich auch interessieren
Film
Arte zeigt «Eismayer» – Liebe unter Soldaten im Bundesheer
Der gefürchtete Ausbilder beim österreichischen Bundesheer führte lange ein Doppelleben. Schwul war er nur heimlich. Als Vizeleutnant Eismayer den Rekruten Mario trifft, verändert sich alles.
Von Newsdesk Staff
Serie
Österreich
Kultur
Fokus
Coming-out
Buch
Liebe, Lust und andere Katastrophen – unsere queeren Lesetipps
Éric Chacour verwebt queere Liebe mit familiären Zwängen in Kairo. Chloé Caldwell zerlegt das lesbische Begehren in schmerzhafter Klarheit. Und Eryx Vail stellt die Frage, ob queeres Leben in dystopischen Zukunftsvisionen überhaupt vorkommen darf.
Von Newsdesk Staff
Schwul
Lesbisch
Gesellschaft
Kultur
Queer
Buch
Warum verehrte eine lesbische Frau Adolf Hitler?
Wie kann sich eine lesbische Frau mit Hitler und den Nazis identifizieren? Mit dieser Frage beschäftigt sich eine lesenswerte Biografie über Stephanie Hollenstein, Hitlers queere Künstlerin.
Von Christian Höller
Lesbisch
Geschichte
Österreich
Kultur
Feiern
Schwuz braucht Spenden: «Noch lange kein Ende mit dem queeren Gelände»
Alarmstufe Pink: Einer der ältesten queeren Clubs Deutschlands, das Berliner Schwuz, kämpft ums Überleben. Nach dem Insolvenzantrag soll nun eine Spendenkampagne helfen.
Von Newsdesk/©DPA
Queer
Schwul