Auch im Tod vereint mit der Community: Zürich plant Regenbogen-Grabfeld

Das neue Themengrabfeld wird im September auf dem Friedhof Sihlfeld eingeweiht

Noch im Bau: Aktuelle Aufnahme des Themengrabfeldes «Regenbogen» (Bild: Barbara Bosshard)
Noch im Bau: Aktuelle Aufnahme des Themengrabfeldes «Regenbogen» (Bild: Barbara Bosshard)

Auf dem grössten Friedhof Zürichs entsteht ein Grabfeld, das unter anderem für queere Menschen vorgesehen ist. Dieses von zwölf LGBTIQ-Organisationen unterstützte Projekt stösst auf reges Interesse.

Als Barbara Bosshard, heute Präsidentin von queerAltern, vor 15 Jahren ihre damalige Partnerin verlor, fand die Beisetzung auf einem Gemeinschaftsgrab statt. Die anonyme Atmosphäre habe das Trauern an diesem Ort erschwert, erzählt Barbara im Gespräch mit MANNSCHAFT. Sie hofft, dass mit dem Themengrabfeld «Regenbogen» ein Gedenkort entsteht, an dem Hinterbliebene mehr Trost finden können als sie damals. Queere Menschen werden auf dem Zürcher Friedhof Sihlfeld künftig selbst nach ihrem Tod mit ihrer Wahlfamilie vereint bleiben.

Ein wahres Bedürfnis Beim Regenbogen-Grabfeld handelt es sich um das neuste von queerAltern angestossene Projekt, das insgesamt zwölf LGBTIQ-Organisationen unterstützen. Eine Arbeitsgruppe von HAZ – Queer Zürich ist seit gut einem Jahr an der Umsetzung dieser Idee. Die Projektgruppe besteht aus Vertreter*innen der Lesbenorganisation Schweiz, HAZ – Queer Zürich, Pink Cross, queerAltern und der Christkatholischen Gemeinde Zürich.

Zum Projekt gehört auch eine Website, die einen Leitfaden für den Todesfall bereitstellt sowie den Zugang zu queerfreundlichen Dienstleistungen ermöglicht. Ausserdem sollen auf der Homepage, sofern gewünscht, die Biografien der Verstorbenen aus der LGBTIQ-Community sichtbar sein.

Dass das Regenbogen-Grabfeld ein wahres Bedürfnis von queeren Menschen ist und nicht einfach ein morbider Weg für mehr Sichtbarkeit, konnte man im vergangenen Mai an einer Diskussion im Rahmen des queeren Filmfestivals Pink Apple erleben: Wie Barbara berichtet, hätten sich zahlreiche Personen sehr interessiert gezeigt und nach dem Anlass mit ihr darüber gesprochen. «Sie haben die Hoffnung, dass sie nun einen Ort erhalten, wo sie sich zugehörig fühlen. Und wo noch andere Menschen, die eine ähnliche Biografie haben, mit ihnen trauern», sagt Barbara gegenüber MANNSCHAFT.

Barbara Bosshard (Foto: Sandra Meier)
Barbara Bosshard (Foto: Sandra Meier)

Omnipräsenter Regenbogen Der Regenbogen wird in vielerlei Hinsicht auf dem Themengrabfeld präsent sein. Grabplatten sollen mit den Farben dieses symbolträchtigen Himmelsbogens ausgeschmückt werden.

Das Bestattungs- und Friedhofsamt ist dafür besorgt, dass die Gärtner*innen das Themengrabfeld so bepflanzen, dass rund ums Jahr etwas am Blühen ist und für Farbtupfer sorgt. Ebenso werden ab nächsten Herbst Regenbogen-Windräder an diesem Ort der Vielfalt zu sehen sein.

Kein exklusiver Klub Barbara betont, dass diese Gräber jedoch nicht ausschliesslich für queere Menschen reserviert seien. Die Bevorzugung einer bestimmten Bevölkerungsgruppe würde ohnehin nicht dem städtischen Reglement entsprechen.

Die Symbolik des Regenbogens spielt auch für gewisse spirituelle Gemeinschaften sowie für die Friedens- und Umweltbewegung eine grosse Rolle. Sie findet sich zudem in Selbsthilfe-Initiativen für Eltern, die ihr Kind verloren haben (sogenannte Regenbogen-Vereine). All diesen Menschen steht das Grabfeld offen, zumal ja der Regenbogen ganz allgemein für Vielfalt und Inklusion steht.

Auf dem Themengrabfeld können Stadtzürcher*innen wie auch Auswärtige ihre letzte Ruhe finden. Die Miete für total 20 Jahre kostet für Zürcher*innen 2’000 und Auswärtige 2’450 Franken.

Spenden gesucht Die Landschaftsgestaltung auf dem Friedhof Sihlfeld ist momentan noch voll im Gang. In einer ersten Phase sind 30 Urnengräber geplant. Im Ganzen sind 120 vorgesehen – es hätte aber noch Platz für mehr.

Auch noch nicht fertig ist die Website der Arbeitsgruppe. Hier geht’s zum aktuellen Onlineauftritt des Projekts. Um unter anderem die richtige Internetseite mit dem geplanten Angebot umsetzen zu können, benötigt die Arbeitsgruppe finanzielle Unterstützung. Wenn du das Projekt supporten willst, kannst du über diesen Link der HAZ eine Spende schicken und in den Bemerkungen erwähnen, dass sie für die Arbeitsgruppe des Themengrabfeldes bestimmt sei.

Gerade im Pride-Monat Juni erstrahlt der Regenbogen als Symbol für die LGBTIQ-Gemeinschaft in besonderem Glanz. Im Rainbow-Shop von Simon und Thomas kannst du dich zu diesem Anlass mit hunderten unterschiedlichen Regenbogen-Artikeln eindecken (MANNSCHAFT berichtete). Ein Dorn im Auge ist das Symbol hingegen den Behörden in Malaysia: Sie beschlagnahmten 164 Uhren aus der Pride-Kollektion von Swatch (MANNSCHAFT berichtete).

Unterstütze LGBTIQ-Journalismus

Unsere Inhalte sind für dich gemacht, aber wir sind auf deinen Support angewiesen. Mit einem Abo erhältst du Zugang zu allen Artikeln – und hilfst uns dabei, weiterhin unabhängige Berichterstattung zu liefern. Werde jetzt Teil der MANNSCHAFT!

Das könnte dich auch interessieren