Daddy, Papa und Dada: Drei Schwule als rechtliche Väter
Eine homosexuelle Dreierbeziehung aus San Diego bekam zwei Kinder, in deren Geburtsurkunden die Namen von drei Vätern eingetragen sind. Ein Vater hat dazu jetzt ein Buch geschrieben
Wie wollen wir als «Familie» zusammenleben – und wie werden neue Familienmodelle vom Staat anerkannt, gefördert und geschützt? Darüber wird bekanntlich viel gestritten, besonders wenn’s um LGBTIQ geht. In den USA hat es eine schwule Dreierbeziehung geschafft, dass auf der Geburtsurkunde ihrer Kinder alle drei Männer als Väter eingetragen sind. Jetzt hat einer der Väter dazu ein Buch geschrieben.
Das 247-Seiten-Buch trägt den Titel «Three Dads and a Baby: Adventures in Modern Parenting» und erscheint am 9. März 2021 beim Verlag Cleis Press auf Englisch. Der Autor ist der Arzt Ian Jenkins, der mit Alan Mayfield und Jeremy Allen Hodges als sogenanntes «Throuple» in San Diego zusammenlebt. 2017 schafften sie es mit einem Schlagzeilen machenden Gerichtsverfahren in Kalifornien, dass sie alle drei auf der Geburtsurkunde ihrer Tochter Piper als Väter eingetragen werden durften. Inzwischen haben sie auch einen Sohn namens Parker, der ein halbes Jahr alt ist.
Diese Woche traten die drei Väter in der Morning Show in Australien auf und sprachen über ihre Familie, die in den Augen vieler als «ungewöhnlich» eingestuft wird. Der Auftritt soll genau wie das Buch anderen in ähnlicher Situation zeigen, dass auch sie für stärkeren gesetzlichen Schutz ihrer jeweiligen Familienmodelle kämpfen können – und sollten.
Embryos und Erkenntnisse Die Geschichte der Dreierpartnerschaft entwickelte sich, nachdem Ian Alan kennenlernte und später Jeremy dazu kam. Als eine befreundete Familie ihnen Embryos anbot, die sie aus ihre eigenen Familienplanung hatten aber nicht benutzen konnten, war bei den Männern die Idee zum Start einer Familie geboren. Auch wenn das mit dem Implantieren der Embryos nicht funktionierte, führte die Erfahrung bei den Männern zu der Erkenntnis, wie sehr sie sich Kinder wünschten. Sie machten sich auf die Suche nach einem Eizellenspender und einer Leihmutter. Auf diese Weise kamen sowohl Piper als auch Parker auf die Welt.
Wie sie nun im Fernsehen verrieten, nennen die Kinder Jeremy «Daddy», Ian ist für sie «Papa» und Alan «Dada». Der erzählt: «Die grosse Herausforderung waren die gesetzlichen Hürden. Bei Leihmutterschaft muss ein Gericht zuvor eine sogenannte ‹Parentage Order› erteilen [eine Abstammungsbestätigung, Anm.], in der festgelegt wird, wer die rechtlichen Eltern sein werden.» Alan berichtet, dass sie anfangs nicht wussten, ob sie alle drei als rechtliche Eltern anerkannt werden könnten. «Deshalb wurde daraus ein Gerichtsverfahren, in dem wir unsere Position vortrugen.»
Schwule Väter erhalten einen eigenen Ratgeber
«Es war eine ziemlich interessante, aber auch angespannte Szene vor Gericht, wo es erst nicht so schien, als würde man unserem Anliegen zustimmen», sagt Alan. «Wir baten darum, aussagen und unsere Standpunkte vortragen zu dürfen. Am Ende änderte die Richterin ihre Meinung und gewährte uns die volle rechtliche Elternschaft für unser Kind, bevor es geboren wurde.»
Firmenrenten und Krankenversicherungen Dem fügt Jeremy hinzu, dass es «wirklich wichtig» für sie gewesen sei, dass sich die Namen aller drei Männer auf der Geburtsurkunde wiederfänden. «Wir haben alle Jobs, wir bekommen alle drei irgendwann Firmenrenten von unseren Arbeitsgebern, wir haben Krankenversicherungen usw., wenn jemand nicht als gesetzliches Elternteil eingetragen ist, dann kann das Kind von solchen Absicherungen nicht profitieren.» Und wenn das Kind im Krankenhaus landen sollte, dann bestünde die Gefahr, dass ein Elternteil nicht zu ihm vorgelassen würde, sollte es nicht gesetzlich anerkannt und eingetragen sein.
«Es war wichtig, dass wir als die Familie anerkannt werden, die wir sind. Glücklicherweise leben wir in Kalifornien, einem Staat, wo nach vielen Kämpfen so etwas tatsächlich möglich ist. Das ist grossartig», so Daddy Jeremy.
Wir möchten, dass alle wissen, dass Liebe eine Familie ausmacht
Normalerweise suchen die drei Männer nicht das Rampenlicht und kümmern sich lieber um die Erziehung ihrer Kinder, die sie aus sozialen und anderen Medien raushalten. Aber Papa Ian wollte mit den aktuellen Auftritten anderen Menschen zeigen, wie sie vielleicht ihre eigenen Schlachten vor Gerichten ausfechten könnten. Und: «Wir möchten, dass alle wissen, dass Liebe eine Familie ausmacht. Familien mögen unterschiedlich aussehen, aber wenn du dich um deine Kinder kümmerst und alles Menschenmögliche tust, ihnen die beste Kindheit zu geben, die sie haben können, dann ist es das, was zählt.»
Warnung vor «sensiblen Inhalten» Mit dem TV-Auftritt in Australien, dem sicher weitere anderswo folgen werden im Rahmen der Buch-Promotion-Tour, wollen die Drei allen, die in sogenannten nicht-traditionellen Familien leben, zeigen, dass sie mehr rechtlichen Schutz bekommen können und dass es lohnt, mit Gerichtsverfahren diesen Prozess weiter voranzutreiben. «Damit mehr Eltern den Schutz geniessen können, den wir bekommen.»
Schwule Väter erkämpfen Recht auf Leihmutterschaft in Israel
Bekanntlich ist die rechtliche Situation ausserhalb Kaliforniens fast überall auf der Welt noch lange nicht so, dass drei gleichgeschlechtliche Elternteile anerkannt würden. Aber vielleicht macht gerade das diesen Fall beispielhaft um zu zeigen, dass es gehen kann. Selbst wenn man zum Thema Leihmutterschaft und Embryonenweitergabe kontrovers diskutieren kann. (MANNSCHAFT berichtete über die jüngsten Entwicklungen in Deutschland.) Man darf gespannt sein, ob eine Frühstücksfernsehsendung im deutschsprachigen Raum sich des Themas genauso annehmen wird wie die Australier, inklusive aller damit verbundener Kontroversen.
Übrigens: Wenn man bei Twitter auf den Link zum Auftritt der drei schwulen Väter in der Morning Show klickt, bekommt man den Warnhinweis: «Diese Medien enthalten möglicherweise sensible Inhalte.» Man sieht dann die drei sympathisch wirkenden Männer vor einer Holzwand sitzen und erzählen. Mit einigen ausgewählten Pressefotos von ihren Kindern, die freigegeben wurden. In wieweit man das als «sensiblen Inhalte» einstufen möchte, muss jeder selbst entscheiden.
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