500 Menschen bei Demo für Dragqueen-Lesung
Die trans Autorin Julana Gleisenberg hatte ihre Teilnahme abgesagt
Mehrere Demonstrationen protestierten in München gegen eine Drag-Lesung für Kinder. Doch eine Mehrheit von Menschen verteidigten die Veranstaltung.
Rund 225 Personen erschienen nach Angaben der Polizei vor der Stadtteilbibliothek in Bogenhausen, um gegen die Lesung mit Drag-Künstler*innen zu protestieren – darunter etwa 100 Menschen auf der Demo, zu der die AfD München-Ost aufgerufen hatte.
Zugleich folgten über 500 Personen – in Sozialen Medien war teils von 800 Menschen zu lesen – dem Aufruf der Demo von «München ist bunt»., die die Drag-Lesung mit «Eric Big Clit» und «Vicky Voyage» befürworteten, so die Polizei. Der Verein setzt sich für Toleranz und gegen Rassismus ein und hatte eigentlich nur mit 50 Demo-Teilnehmenden gerechnet. Die Polizei war wie zuvor angekündigt mit etwa 200 Einsatzkräften vor Ort.
Im Vorfeld hatten Rechte und Konservative gegen die Veranstaltung mobil gemacht. Die AfD sprach etwa von «Frühsexualisierung» und hängte Plakate in München mit Parolen wie «Hände weg von unseren Kindern!» auf (MANNSCHAFT berichtete). Dagegen wurden mehrere Anzeigen erstattet, etwa durch den katholischen Priester Wolfgang Rothe.
Florian Siekmann, queerpolitischer Sprecher der Landtags-Grünen in Bayern, hatte vorab erklärt, die Gefahr für Kinder gehe nicht von einer Lesung mit Drags aus, «sondern von der rechtsextremen AfD und dem Hass, den sie schürt».
Während draussen Sprechchören gerufen wurden, fand drinnen die Drag-Lesung friedlich und ungestört statt. In der Nacht zuvor sah das noch anders aus: Nach Angaben der Bibliothek wurde das Gebäude beschmiert, man erhielt auch diverse Drohnachrichten. Weil auch die junge trans Autorin Julana Gleisenberg im Vorfeld verbal angegriffen worden war, sagte sie ihre Teilnahme an der Drag-Lesung ab.
Die Gäste der Lesung wurden über einen Hintereingang in die Bibliothek gebracht. Darunter auch sieben Personen, die sich als Besucher der Bibliothek ausgaben – doch dann hätten sie schliesslich T-Shirts angezogen mit Logos, die laut Polizei der Identitären Bewegung zuzuordnen seien. Gegen die Personen werde wegen Hausfriedensbruch ermittelt.
Neue Studie – So ticken junge Männer in Deutschland: «Schwulsein in der Öffentlichkeit stört mich» (MANNSCHAFT berichtete)
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