Berliner Denkmal für Homobewegung kommt im September
Das Denkmal für die weltweit erste homosexuelle Emanzipationsbewegung wird am 7. September 2017 eingeweiht. Der Termin wurde heute vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) bekannt gegeben, der das Denkmal initiiert hat. Aus fünf Vorschlägen war der Entwurf „Calla” als Sieger gekürt worden, basierend auf der Calla-Lilie, die sowohl männliche als auch weibliche Blüten hat. Die sechs vergrößerten Lilien sind in den Farben des Regenbogens gehalten.
Normalität der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in der Natur
Zur Auswahl erklärte Dr. Berndt Schmidt, Sprecher der Jury und Intendant der Friedrichstadt-Palastes, im vergangenen Jahr: „Die Jury ist der Überzeugung, dass das Denkmal selbstbewusst und positiv wirkt und eine beeindruckende Fernwirkung entwickelt. Die CALLA-Lilie besitzt weibliche und männliche Blüten auf einer Pflanze. Somit ist sie ein Symbol für die Normalität der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt in der Natur.“
Vor 120 Jahren haben Dr. Magnus Hirschfeld und seine Mitstreiter das Wissenschaftlich-humanitären Komitee in Berlin gegründet, die weltweit erste homosexuelle Bürgerrechtsorganisation. Senator Dr. Dirk Behrendt und Senator Dr. Klaus Lederer werden den Berliner Senat bei der Denkmal-Einweihung beziehungsweise beim anschließenden Festakt im Centrum Judaicum im September durch Redebeiträge vertreten.
[perfectpullquote align=“full“ cite=““ link=““ color=““ class=““ size=““]Im Koalitionsvertrag hat die rot-rot-grüne Landesregierung vereinbart, für die spätere Instandhaltung Sorge zu tragen.[/perfectpullquote] Seit 2011 erinnern bereits zwei von der Berliner Kulturverwaltung errichtete Gedenktafeln am Magnus-Hirschfeld-Ufer an die erste Homosexuellenbewegung und kündigen das Denkmal an. Wie der LSVD mitteilt, kann der Bau des Denkmals dank Spenden, einer Zuwendung der Lotto-Stiftung Berlin und einer Kooperationspartnerschaft mit der Universität der Künste Berlin realisiert werden. Nach einem mehrjährigen Konsultations- und Genehmigungsverfahren hat das Bezirksamt Berlin-Mitte eine Teilfläche des Magnus-Hirschfeld-Ufers gegenüber dem Bundeskanzleramt für das Denkmal entgeltfrei zur Verfügung gestellt. Im Koalitionsvertrag hat die rot-rot-grüne Landesregierung vereinbart, für die spätere Instandhaltung Sorge zu tragen. Mit der Unterstützung durch Stromnetz Berlin wird der Gedenkort zukünftig nachts beleuchtet sein.
1919 errichtete Hirschfeld das Institut für Sexualwissenschaft
Die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung begann 1897 mit der Gründung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK). Der jüdische Arzt und Sexualwissenschaftler Dr. Magnus Hirschfeld (1868-1935) war Initiator und maßgeblicher Vertreter dieser Bewegung. 1919 errichtete er auf dem Gelände zwischen dem heutigen Bundeskanzleramt und dem Haus der Kulturen der Welt das Institut für Sexualwissenschaft. Hirschfelds Wirken nahm weltweit Einfluss auf die Abschaffung antihomosexueller Straftatbestände. Zur Aufhebung des § 175 StGB (Strafgesetzbuch) richtete das WhK mehrere Petitionen an den Deutschen Reichstag, denn dieser Paragraf bedrohte „beischlafähnliche Handlungen“ zwischen Männern mit Strafe. 1929 beschloss der Strafrechtsausschuss des Reichstages schließlich, homosexuelle Handlungen nicht mehr unter Strafe zu stellen. Doch zur Abschaffung des § 175 kam es nicht mehr. Nach Hitlers Machtergreifung im Januar 1933 plünderten Studenten und SA-Männer das Institut für Sexualwissenschaft. Zahlreiche Schriften sowie eine Büste von Magnus Hirschfeld wurden bei der Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz (heute Bebelplatz) im Mai 1933 vernichtet. Hirschfeld wurde ausgebürgert und starb 1935 im französischen Exil. Im Oktober 2011 wurde in Berlin die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld (BMH) ins Leben gerufen.
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