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8 ESC-Songs, die es (nicht) zu verpassen gilt!

Unser ESC-Experte Martin Wyss hat schonmal alle 41 Songs gehört und gibt seine Empfehlungen ab

Genial oder einfach nur bizarr? Conan Osíris geht für Portugal mit «Telemovéis» an den Start. (Bild: Youtube)

Martin Wyss weiss, worauf es beim ESC ankommt. Von starken Stimmen und falschen Tönen, von skurrilen Outfits und emotionalen Momenten – die folgenden Länder sind unserem Experten aufgefallen.

🥰 Luca Hänni – She got me (Schweiz)
Für die Schweiz geht dieses Jahr Luca Hänni an den Start, der 2012 die neunte Staffel von «Deutschland sucht den Superstar» gewann. Das Bild des Casting­show-Teenies müsse man unbedingt ausblenden, so ESC-Experte Martin Wyss. «Der Song ist eine geschickte Komposition mit gut platzieren Balkanbeats und einer griffigen, tanzbaren Melodie», sagt er. «Seit Anna Rossinelli mit Abstand das Beste, was die Schweiz an den ESC geschickt hat.» Wyss wagt eine ehrgeizige Prognose: «Mit einem guten Stage Director und einer entsprechenden Lichtershow kann es Luca in die Top 3 schaffen, wenn nicht sogar die Trophäe nach 31 Jahren wieder in die Schweiz holen.»

😖 S!sters – Sister (Deutschland)
Das Duo S!sters – bestehend aus Carlotta Trumann und Laurita Kästel – wurde eigens für den ESC zusammengewürfelt mit einem Song, der angeblich von der Schweiz abgelehnt worden war, weil keine «passende Interpretinnen» gefunden werden konnten. Das Urteil unseres ESC-Experten ist vernichtend. «Für Deutschland ist das ein weiterer Schuss in den Ofen», sagt er. «Der Song ist langweilig und sowohl inhaltlich als auch melodisch belanglos.» Das Duo habe die Chance verpasst, dem Publikum einen Zugang zur Thematik der Schwesternschaft zu vermitteln. «Zudem trifft Carlotta nicht alle Töne. Schade, dass Deutschland automatisch im Final ist, sonst wäre dort sicherlich ein Platz für ein anderes Land frei geworden.»

🤗 Duncan Laurence – Arcade (Niederlande)
In den Wochen vor dem ESC führten die Niederlande die Ranglisten der Wettbüros an, auf Youtube verzeichnet das offizielle Musikvideo mehrere Millionen Views. Für unseren ESC-Mann Martin Wyss aus gutem Grund: «Es ist keine 08/15-Ballade, sondern ein mitreissender Song mit einem kraftvollen Beat.» Vor allem live habe der Beitrag des 25-jährigen Sängers grosses Potenzial. «Der Song versprüht Kraft und Optimismus. Hoffentlich kann er das auf sein Publikum übertragen», sagt er. «Und er ist sexy! Das hilft sicherlich auch.» Überhaupt seien dieses Jahr viele attraktive Männer vertreten. Mit einem Augenzwinkern verweist Wyss auf den Kandidaten von Aserbaidschan.


👺Hatari – Hatrið mun sigra (Island)
Der melodisch klingende Songtitel der Isländer hat eine pessimistische Bedeutung und prophezeit ein Ende des vereinten Europas: «Hass wird siegen.» Die dreiköpfige BDSM-Band, die im dazugehörigen Video mit nackten Oberkörpern und Harness zu sehen ist, bezeichnet sich als antikapitalistisch und als antiisraelisch und den ESC als «ein Bild von Glanz, Lüge, Reinwaschen, Propagandamaschine und Verrat». Der Song selbst ist ein harter Industrial-Techno-Kracher, der neben den unbekümmerten Popsongs am ESC bereits als schwarzes Schaf gehandelt wird. «Der Event lebt von skurrilen Beiträgen», meint Wyss und verweist auf die Hard-Rock-Band Lordi, die den ESC 2006 gewann. «Daher ist Hatari sicher ein Topanwärter auf den Final, auch wenn der Song musikalisch nicht ins ESC-Repertoire passt.»

😮Srbuk – Walking out (Armenien)
Mit Coversongs amerikanischer Hits und dem zweiten Platz bei «X Factor Armenia» machte sich Srbuk vor acht Jahren einen Namen. Der Ruhm gab der heute 24-jährigen Singer-Songwriterin die Möglichkeit, ihren eigenen Weg zu gehen und ihren Stil weiterzuentwickeln. Für Wyss ist «Walking Out» ein Geheimtipp am diesjährigen ESC, den es nicht zu unterschätzen gilt. Das ESC-Publikum sei schon immer für Neues zu begeistern gewesen. «Genretechnisch kann ich den Song nicht einordnen, aber er verfügt über einen Touch R&B. Ich denke spontan an Alicia Keys», sagt er. «Sie ist es wert, angehört zu werden und in den Final zu kommen.»

😍 Sergei Lasarew – Scream (Russland)
Lasarew ist kein Unbekannter am ESC. 2016 ging er in Stockholm an den Start und erreichte mit «You Are The Only One» den dritten Platz. Mit «Scream» – produziert von demselben Komponistenteam – soll es Lasarew nun in Tel Aviv richten. Der Song ist dramatisch aufgebaut, das offizielle Musikvideo veranschaulicht die Ängste, die man von der Kindheit ins Erwachsenenalter trägt. «Es erstaunt mich, dass es Russland in den letzten Jahren immer weit nach vorne geschafft hat, unter anderem auch mit Songs, die ich persönlich nicht so toll fand», sagt Wyss. «Dieses Jahr haben wir es aber mit einem sehr guten Song zu tun. Man fühlt mit, weil man sich mit der Thematik identifizieren kann.»


🐣 Conan Osíris – Telemovéis (Portugal)
Im Federkostüm und mit eiserner Klaue besingt Portugal mit einem Hühnertanz die Smartphone-Abhängigkeit der heutigen Gesellschaft. Vor zwei Jahren spielte es keine Rolle, dass Salvador Sobrals Gewinnersong am ESC auf Portugiesisch war – die Ballade zählte auch schon im Vorfeld aufgrund ihrer Authentizität zu den Favoriten von Martin Wyss. Dieses Jahr sei Conan Osíris’ Songtext definitiv ein Nachteil, so der ESC-Experte. «Es handelt sich um ein ernsthaftes Thema, aber niemand ausser die Portugies*innen verstehen es», sagt er. Das einzige Highlight des Songs seien die Kostüme. «Sie erhalten zweifellos den ESC-Kostümpreis. Jedoch fällt die gesamte Darbietung flach. Sie ist einfach zu bizarr.»

😂 Kate Miller-Heidke – Zero Gravity (Australien)
Im Eisköniginnen-Look steht Kate Miller-Heidke mehrere Meter über der Bühne. Während die im klassischen Gesang ausgebildete Sängerin den Refrain trillert, schwingt eine dunkle Gestalt auf einem überdimensionalen Stab über ihrem Kopf. Der diesjährige Beitrag Australiens mag albern – ja fast durchgeknallt – wirken, doch hinter der Performance steckt die ernste Geschichte von Miller-Heidkes postnataler Depression. «Die Umsetzung zieht die Thematik ins Lächerliche», findet unser ESC-Mann Wyss. «Ich hoffe bloss, dass dem Mann auf dem Stab während der Show nicht übel wird!» Australien sei zwar erst seit 2015 dabei, stehe aber den anderen Ländern in punkto Exzentrik in nichts nach.


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