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Ein buddhistischer Tempel in Japan ermöglicht LGBT-Paaren ein gemeinsames Grab

In Japan folgen Bestattungsriten strengen Traditionen. So können nur verheiratete Paare ein Familiengrab eröffnen. Verstirbt ein unverheiratetes Familienmitglied, wird es im Familiengrab der Eltern, Grosseltern oder gar der Urgrosseltern begraben. Dass ein lediger Partner oder eine ledige Partnerin eines Familienmitglieds ins gemeinsame Familiengrab kommt, ist unvorstellbar – für beide Seiten der Familie. Da die Ehe gleichgeschlechtlichen Paaren in Japan nicht offensteht, war es für LGBT-Paare bis anhin kaum möglich, sich nach ihrem Tod gemeinsam bestatten zu lassen.

Nachdem der Shodaiji Tempel im Tokioer Distrikt Edogawa mehrere Anfragen von LGBT-Menschen erhalten hat, will er nun ein Grab für gleichgeschlechtliche Paare und Transpersonen errichten. «Wir möchten Menschen verschiedener sexueller Ausrichtungen und Geschlechtsidentitäten helfen, die sich um ihr Begräbnis sorgen», sagte ein Sprecher des Tempels gegenüber der Japan Times. LGBT-Menschen, die ein gemeinsames Begräbnis planen, stossen oft auf Ablehnung von Verwandten oder vom Friedhof selbst, die «womöglichen Problemen» aus dem Weg gehen wollen.

«Soviel ich weiss, gibt es keine Gräber, die von gleichgeschlechtlichen Paaren geteilt werden können», sagte Joji Inoue, der Oberste Priester im Shodaiji Tempel. Der 43-Jährige hatte das neue Grab vorgeschlagen und will damit die strengen Bestattungsvorschriften in Japan lockern.


Inoue hat dem Grab den schlichten Namen «&» gegeben. Auf japanisch «ando» ausgesprochen, soll der Name Erleichterung versprechen und die Gewissheit, mit dem Liebsten oder Liebsten in Frieden ruhen zu dürfen. Auf einem über einen Meter hohen Grabstein aus weissem Marmor soll man seinen Namen oder Spitznamen eingravieren lassen dürfen. Gerade für solche Menschen, die sich nicht mehr mit ihrer leiblichen Familie identifizieren, ist die Möglichkeit des Spitznamens eine willkommene Alternative.

Gemäss der Japan Times hat der Shodaiji Tempel bereits Platz für die neuen Gräber in Friedhöfen ausserhalb Tokios sichern können. Da LGBT-Menschen oft keine Nachkommen haben, um sich um das Grab zu kümmern, soll die Asche nach sechs Jahren nach der Beerdigung in ein Gemeinschaftsgrab verlegt werden.

«Der Buddhismus diskriminiert nicht aufgrund des Geschlechts und schreibt auch nicht vor, wie eine Person zu sein hat» sagte Inoue. «Ich hoffe, damit Vorurteile und Diskriminierung abbauen zu können.»



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