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«Wie aus den Fünfzigerjahren»: Festivalgäste kritisieren Cardinal-Werbung

An den Sommerfestivals spricht die Cardinal-Werbung für sich: Männer trinken Bier, Frauen unalkoholisches oder ein «Eve Litchi». Nachdem sich mehrere Festivalgäste via Facebook beschwerten, verspricht der Bierhersteller, «die Anregungen intern zu platzieren» und bei «zukünftigen Events zu berücksichtigen».

Ist der Bierhersteller Cardinal im letzten Jahrhundert stehengeblieben? Die Getränkekarte am Berner Gurtenfestival spricht eine klare Sprache: Für «Copains» gibt’s Bier, für «Copines» eine unalkoholische oder mit Litchi gesüsste Variante – für viele Festivalbesucherinnen und Festivalbesucher ein Tritt ins Fettnäpfchen.

Durch diese Geschlechterteilung würden gesellschaftliche Klischees und Geschlechterrollen gespiegelt und gefördert, findet Stefan Egli. Er schreibt auf die Facebookseite von Cardinal: «Wenn ein Mann als ‹schwul› bezeichnet wird, weil er ein Eve Litchi oder ein alkoholfreies Bier kauft, dann ist das nicht nur homophob, sondern auch sexistisch, da diese Getränke (genau wie die Homosexualität) pauschal und klischiert als unmännlich bzw. weiblich gelten und mit den entsprechenden Vorurteilen behaftet sind.»


Die Getränkekarte würde durch die Unterscheidung von Mann und Frau diesen Sexismus nicht nur fördern, sondern auch unterstreichen. «Denn im Grunde wäre ich sehr glücklich, wenn ich in Zukunft an der Cardinal-Bar lediglich das gute Bier, nicht jedoch die vermeintlich dazugehörige Männlichkeit kaufen könnte», schreibt Stefan.

Auf Facebook muss Bierhersteller Cardinal Kritik für seine Werbung einstecken. «Wie aus den Fünfzigerjahren», schreibt ein User. (Bild: Facebook)
Auf Facebook muss Bierhersteller Cardinal Kritik für seine Werbung einstecken. «Wie aus den Fünfzigerjahren», schreibt ein User. (Bild: Facebook)

Nicht nur die Getränkekarte am Gurtenfestival schlägt manchen sauer auf, sondern auch die Facebook-Posts von Cardinal. Ein Flowchart bringt ein männliches Piktogramm mit einer Stange Bier in Verbindung. Einem weiblichen Piktogramm wird hingegen eine ganze Reihe von Getränken gegenübergestellt, vom Kaffee und Martiniglas bis hin zum Cocktail mit Schirmchen – vom Bier fehlt jede Spur. In den Kommentaren wird Cardinal Sexismus vorgeworfen. Viele seiner Freundinnen würden Bier trinken, schreibt der User Sylvain Cabrol. «Wollt ihr uns mit Werbung aus den Fünfzigerjahren zum Narren halten? Marketing, kennt ihr?»

«Wir machen Bier für Menschen»
«Es tut uns sehr leid, falls sich anhand unserer Getränkekarte am Gurtenfestival gewisse Personen diskriminiert gefühlt haben. Das war keinesfalls unsere Absicht», schreibt das Cardinal Team in einer Antwort auf Stefan Eglis Kommentar. «Wir werden deine Anmerkung intern entsprechend platzieren und bei zukünftigen Events berücksichtigen. Mann und Frau sollen unsere Biere natürlich in gleichem Masse geniessen können, da hast du absolut Recht!»


«Es ist zwar so, dass es für Produkte Zielgruppen gibt, von denen wir wissen, dass sie gewisse Geschmäcker mehr mögen und wir sie deshalb besonders aktiv in der Kommunikation ansprechen», sagt Gabriela Gerber, Leiterin der Unternehmenskommunikation, gegenüber Mannschaft Magazin. Grundsätzlich soll jeder trinken was er mag. «Wir machen Bier für Menschen.»


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