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Zwischen Freude und Trauer: 7 Eindrücke der Jerusalem Pride

Während in Tel Aviv hauptsächlich Party auf dem Programm steht, macht die Jerusalem Pride die Spaltung des Landes deutlich

jerusalem pride
Menschen marschieren mit Regenbogenfahnen und Schildern durch die Strassen Jerusalems. (Foto: Ilia Yefimovich/dpa)

Sieben Jahre nach der tödlichen Attacke gab es auch dieses Jahr Drohungen gegen die Jerusalem Pride. Die LGBTIQ-Community liess sich nicht einschüchtern und marschierte trotzdem.

Am 2. Juni fand in zum 20. Mal die Jerusalem Pride statt. Rund 7000 Teilnehmende marschierten mit Schildern und bunten Farben durch die Strassen der israelischen Hauptstadt. Während in Tel Aviv hauptsächlich Party auf dem Pride-Programm steht, macht die Jerusalem Pride die Spaltung des Landes deutlich.

Seit einer brutalen Messerattacke ist die Community in Israels Hauptstadt in Alarmbereitschaft. Ein ultraorthodoxer Extremist griff bei der Jerusalem Pride 2015 sieben Menschen an, die damals 16-jährige Shira Banki erlag ihren Verletzungen (MANNSCHAFT berichtete). Der Täter sitzt heute lebenslang im Gefängnis.

«Sie war ein Mädchen mit einem politischen Bewusstsein», sagte Shiras Vater im Vorfeld gegenüber dem israelischen Sender KAN. In der LGBTIQ-Community habe seine Tochter Anschluss gefunden und viele Freund*innen gehabt. Um diese zu unterstützen, habe sie für Gleichberechtigung gekämpft. «Deshalb ging sie dort hin.»


Auch dieses Jahr erhielten Mitglieder der LGBTIQ-Community im Vorfeld der Pride Drohungen auf Social Media, unter anderem mit dem Text «Wir werden nicht zulassen, dass die Pride-Parade in Jerusalem stattfinden wird. Jerusalem ist eine heilige Stadt. Das Schicksal von Schira Banki wird euch erwarten». Auf Facebook kursierten Fotos des Täters.

Gemäss Medienberichten verzeichnete Israel im letzten Jahr 2971 queerfeindliche Gewalt – zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Im südisraelischen Netivot hätte dieses Jahr erstmals eine Pride stattfinden sollen. Sie wurde abgesagt, nachdem die Mutter des Veranstalters eine Pistolenkugel in der Post erhielt.

Ein Rabbiner verglich 2021 Pride-Teilnehmende mit «wilden Tieren» (MANNSCHAFT berichtete).


Die LGBTIQ-Community liess sich nicht einschüchtern und zeigte sich bei der Jerusalem Pride in sämtlichen Facetten – in Drag, oben-ohne sowie mit Regenbogen-, Pan- und Trans-Fahnen. Meirav Cohen, Ministerin für soziale Gleichheit, und Omer Bar-Lev, Minister für öffentliche Sicherheit, nahmen ebenfalls beim Umzug teil.

Bar-Lev bezeichnete die Pride als einen «Sieg des Lichts über Dunkelheit, einen Sieg der Vernunft über den Extremismus». Es sei bedauerlich, dass die Polizei diesen «farbenfrohen und schönen» Event beschützen müsse.

Jerusalem Pride 2022
Mitglieder aus der LGBTIQ-Community erhielten im Vorfeld der Pride Drohungen auf Social Media. (Foto: Ilia Yefimovich/dpa)
Jerusalem Pride 2022
Eine Teilnehmerin des Umzugs hält an der Stelle an, an der 16-Jährige Shira Banki während der Veranstaltung in 2015 von einem Extremisten erstochen wurde.(Foto: Ilia Yefimovich/dpa)
Jerusalem Pride 2022
Medien berichten von rund 7000 Teilnehmenden. (Foto: Ilia Yefimovich/dpa)
Die LGBTIQ-Community liess sich von der angespannten Situation nicht einschüchtern. (Foto: Ilia Yefimovich/dpa)
Jerusalem Pride 2022
Es war die 20. Durchführung der Pride in der israelischen Hauptstadt. (Foto: Ilia Yefimovich/dpa)
Jerusalem Pride 2022
Der Umzug stand ganz im Zeichen des Regenbogens. (Foto: Ilia Yefimovich/dpa)

 


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