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Zürich soll Gratistests für sexuell übertragbare Infektionen einführen

Zu den Befürwortern gehören die SVP und die EVP

Bild: iStockphoto

Der Zürcher Gemeinderat stimmte gestern für eine Einführung von Gratistests für sexuelle übertragbare Infektionen (STI) nach dem Vorbild von Städten wie München, Berlin oder Sydney. Die Massnahme sei eine Investition in die Gesundheit der Bevölkerung, so SP-Gemeinderat Marco Denoth.

Mit 84 gegen 34 Stimmen bei einer Enthaltung stimmte der Zürcher Gemeinderat gestern Mittwoch einem Postulat von Marco Denoth und Patrick Hadi Huber zu. Die beiden SP-Gemeinderäte fordern die Einführung von Gratistests für die sogenannten «Big Five» – HIV, Chlamydien, Syphilis, Tripper und Hepatitis.

Die Gratistests würden mehr Menschen zum Testen animieren. «Das Ziel ist das Unterbrechen der Infektionskette», so Denoth in seinem Votum im Gemeinderat. Die Stadt Zürich leiste dadurch einen Beitrag, um auch dem Ziel «90/90/90» der Weltgesundheitsorganisation WHO einen Schritt näher zu kommen. Will heissen: 90 Prozent aller Menschen mit HIV sollen eine HIV-Diagnose bekommen haben. 90 Prozent der Menschen mit einer HIV-Diagnose sollen eine lebensrettende antiretrovirale Therapie machen. Und 90 Prozent der Menschen unter einer HIV-Therapie sollen eine Viruslast unter der Nachweisgrenze haben, sodass HIV dann auch beim Sex nicht mehr übertragen werden kann.

Gerade Menschen mit wenig Einkommen und hohen Franchisen, darunter Student*innen, würden sich die Frage stellen, ob sie sich die Tests überhaupt leisten können. «Dadurch riskieren sie, die Infektion in sich zu tragen und sogar zu übertragen», so Denoth.


«Eine Investition für die Stadt»
Der Aids-Hilfe Zürich zufolge liegt die Zahl der im Checkpoint Zürich jährlich durchgeführten Tests bei 7000, davon sind 2300 HIV-Tests. Die durch die Gratistests anfallenden Ausgaben würden rund CHF 500’000 betragen. «Das sind die durchschnittlichen Kosten der Medikamente nur einer Person, die sich mit zirka 30 Jahren mit HIV ansteckten würde. Und wir sprechen von rund 20 Ansteckungen, die im Checkpoint Zürich diagnostiziert werden», so Denoth. Dabei nicht eingeschlossen seien volkswirtschaftliche Kosten durch Arbeitsausfälle, Pflegekosten, Arztkosten und eventuell auch Sozialkosten. «Man kann sagen, es ist eine Investition in die Gesunderhaltung der Bevölkerung, welches sich zu einem X-fachen auszahlt.»

In seinem Votum verwies Denoth auf deutsche Städte wie Köln, Berlin und München, in denen sich die Gratistests «bewährt» hätten. In München seien die Gratistests seit 1987 Bestandteil des Angebots und werden vom Freistaat Bayern bezahlt.

«Die Statistik in München, die auch mit Berlin, Frankfurt, Köln und Hamburg, aber auch Sydney vergleichbar ist, zeigt, dass nur etwa 20% der Besucher*innen der städtischen Beratungsstellen schwule Männer sind», sagt Denoth. «Das zeigt, dass die Gratistests ein Angebot für die gesamte Bevölkerung wären.»


Unterstützung von SVP und EVP
Die finanziellen Argumente von Marco Denoth und Patrick Hadi Huber dürften die konservativen Parteien EVP und SVP vom Anliegen überzeugt haben. Sie unterstützten den Vorstoss.

Das Postulat abgelehnt hatten Vertreter*innen von FDP und GLP – Parteien, die sich mit den eigenen LGBTIQ-Netzwerken «Radigal» und «GayLP» eigentlich den Anliegen von LGBTIQ-Menschen verschrieben haben. Dieses Stimmverhalten dürfte den einen oder die andere Wähler*in aus der LGBTIQ-Community vor den Kopf stossen.

«Diese Parteien sind im urbanen Projekt vielleicht doch noch nicht so angekommen», schreibt Denoth in einem Facebookpost.


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