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Golfstaaten: Netflix ist «offizieller Sponsor von Homosexualität»

Die Inhalte seien zu anstössig und müssten zensiert werden

Eine Kussszene aus «Jurassic World» (Bildschirmfoto/Netflix)
Eine Kussszene aus «Jurassic World» (Bildschirmfoto/Netflix)

Nackte Haut, Homosexualität, kritische Meinungsäusserung – diese Themen sind im arabischen Raum oft ein Tabu. Jetzt beklagten mehrere Staaten «anstössige Inhalte» bei Streaminganbietern und drohen mit rechtlichen Schritten.

Am 6. September hat der Golf-Kooperationsrat (GCC) eine Erklärung veröffentlicht, in der gefordert wird, das Inhalte auf den sozialen Medien und digitalen Plattformen entfernt werden, die gegen geltende Relugarien verstossen. Speziell Netflix aber auch andere Anbieter würden Material streamen, das islamischen Werten und Prinzipien widerspreche. Dabei wurden besonders Produktionen für Kinder hervorgehoben. Wenn die Inhalte weiter angeboten werden, würden rechtliche Schritte eingeletet werden, so das Statement weiter.

Was genau das Ärgernis hervorgerufen hat, wird in der Mitteilung nicht spezifiziert. Blickt man auf die jüngsten Kinderfilme bei Netflix und wie sie in den Golfstatten zensiert werden, nähert man sich dem Problem jedoch um einiges. So wird bei dem Cartoon «Jurassic World», bei dem zwei weibliche Charaktere sich verlieben, der Kuss der beiden nicht gezeigt.

Doch allein die Liebesgeschichte der beiden reichte, um zu provozieren. Als die Szene im saudischen Fernsehen erstmals ausgestrahlt worden war, kritisierte eine Kommentatorin, Netflix sei ein «offizieller Sponsor von Homosexualität». Die selbe Szene löste übrigens auch in Ungarn kürzlich eine Untersuchung der Medienaufsichtsbehörden aus.


Obwohl Netflix im Vergleich zu anderen Anbietern insgesamt betrachtet an Boden verliert und momentan mit sinkenden Zahlen zu kämpfen hat (MANNSCHAFT berichtete), beobachten Analytiker steigende Werte im arabischen Raum – besonders bei der jüngeren Bevölkerung. Damit einher gehen derweil immer wieder kritische Auseinandersetzungen mit den Inhalten.

Der für das arabische Publikum produzierte Film «Fremde Freunde» stiess beispielsweise auf Widerspruch, weil zwischenzeitig Dessous aufblitzen und vor- sowie ausserehelicher Sex thematisiert werden. Auch der Film «Dschinn» stand in der Kritik. 2019 führte die Auseinandersetzung um die Sendung «Patriot Act» sogar dazu, dass die Folge, in der die Ermordung eines Journalisten thematisert wird, aus dem Angebot für Saudi-Arabien entfernt wurde. (MANNSCHAFT berichtete zu Sichtbarkeit bei Streamingdiensten)

Doch nicht nur Netflix hat mit den Regularien so seine Probleme. Im April entfernte Saudi-Arabien den Superheldenfilm «Doctor Strange in the Multiverse of Madness» aus den Kinos, nachdem Disney sich geweigert hatte, LGBTIQ-Referenzen zu entfernen. Die BBC berichtete derweil, dass «Lightyear», eine auf dem Toy-Story-Franchise basierende Geschichte, in den Arabischen Emiraten wegen eines gleichgeschlechtlichen Kusses verboten wurde. Selbst regenbogenfarbenes Spielzeug wurde zuletzt beschlagnahmt (MANNSCHAFT berichtete).


All dies steht dem öffentlich angestrebten Bild einer sich öffnenden Welt, wie sie momentan gerne verkauft wird, entgegen. Um ausländische Investoren und Touristen anzulocken, wurden zwar einige gesellschaftliche Standards gelockert, die Grauzone der tabuisierten Themen ist aber weiterhin enorm hoch.

Einmal ganz von der drastischen Gesetzeslage abgesehen. Zwar wurde das Auspeitschen abgeschafft, Homosexualität oder auch aussereheliche sexuelle Beziehungen sind aber weiter verboten und werden hart bestraft.


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