Zensur in Florida: Keine lesbische Liebe auf Schultheater-Bühne
Es geht um das Stück «Indecent» der Dramatikerin Paula Vogel
Die Theatertruppe einer Schule in Florida wollte Paula Vogels gefeiertes Stück «Indecent» aus dem Jahr 2015 aufführen. Dies wird von Vorstandsmitgliedern der Duval County Public Schools blockiert. Das Stück über lesbische Liebe und Antisemitismus sei «nicht altersgerecht».
Das Stück «Indecent» befasst sich mit den Folgen rund um das Stück «God of Vengeance» von Sholem Asch, das 1907 in Berlin Premiere gefeiert hatte. 15 Jahre später kam es an den Broadway, wo es 1923 eingestellt wurde: Der Produzent Harry Weinberger und sein Cast wurden wegen des Vorwurfs der Obszönität verhaftet und verurteilt. Auf der Bühne ging es eine lesbische Beziehung.
«Indecent» sollte nun an der Douglas Anderson School of Performing Arts gezeigt werden, doch dies wurde behördlich verhindert. Die lesbische Autorin Paula Vogel, Pulitzer-Preis-Trägerin, warnt davor, dass die Entscheidung, die Produktion eines ihrer Stücke abzusagen, zu gefährlicher Zensur führe. Auch der Autorenverband PEN America verurteilte die Blockade und drängte die Behörde, ihre Entscheidung zurückzunehmen.
Dies geschah auf Basis eines Gesetzes, das von Gegner*innen «Don’t Say Gay» genannt wird (MANNSCHAFT berichtete). Es untersagt unter anderem die Themen «sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität» vom Kindergarten bis zur dritten Klasse im Unterricht. Das seit März 2022 geltende Gesetz hat weit über den Bundesstaat Florida hinaus für Empörung gesorgt (MANNSCHAFT berichtete).
Schüler*innen der vor 101 Jahren gegründeten Douglas Anderson School of the Arts in Jacksonville, sagen, dass sie 10 Monate nach der Verabschiedung von Floridas «Don’t Say Gay»-Gesetz LGBTIQ-feindliche Zensur erleben, schreibt der Advocate.
In einem Statement, das auf Broadway World nachzulesen ist, erklärt Vogel: «Ich bin traurig zu erfahren, dass die Duval Schulbehörde die Produktion meines Stücks ‹Indecent› an der Douglas Anderson School of Performing Arts zensiert hat. Das Stück wurde als Hommage an Sholem Aschs Stück ‹God of Vengeance› geschrieben, das 1906 entstand und ein grosser Erfolg war. In Jiddisch präsentiert, strömten sowohl jüdische als auch nichtjüdische Zuschauer in Berlin, Polen, Russland, England und Osteuropa zu dem Stück.»
Aschs Stück dokumentiere die Gewalt gegen Frauen, den damaligen Antisemitismus und zeige auf respektvolle Weise zwei junge Frauen, die sich ineinadner verlieben. Es sei zu einem Standard im Repertoire jiddischer Theater geworden.
Vogel weiter: «Nur 1923 am Broadway in einer englischen Produktion wurde die Sittenpolizei gerufen, um die Besetzung zu verhaften; Das Stück wurde als obszön angesehen. Unter Verwendung der lesbischen Figuren als Vorwand wurde die Broadway-Produktion wegen des zunehmenden Antisemitismus in den 1920er Jahren eingestellt: eine Form von amerikanischem Faschismus», so Vogel.
Sie hoffe, dass die Schulbehörde ihre Entscheidung überdenke, die möglicherweise aus einem Mangel an Wissen über den Theaterprozess und die beiden Stücke stammen: «Indecent» und «God of Vengeance». Vogel bot an, sich an einem respektvollen Gespräch mit der Schulleitung zu beteiligen.
«Als jüdische Frau, die als Teenager unter Homophobie und Antisemitismus litt, möchte ich jedem Mitglied der Besetzung von Douglas Anderson sagen, dass Sie Teil einer grösseren Gemeinschaft sind, der Gemeinschaft der Theaterkünstler, die lieben, wer Sie sind und wer Sie werden», schreibt Vogel. «Wir schätzen die Kunst, die Sie in den kommenden Jahren machen werden, ob in Florida oder in der ganzen Welt. Ich bin so stolz auf deinen Mut und deine Ehrlichkeit. Grosse Kunst und grossartige Leben werden daraus gemacht.»
Vogel zitiert schliesslich Lin-Manuel Miranda, den Autor von «Hamilton» mit den Worten: «Liebe ist Liebe ist Liebe.» Und an die Schulbehörde gerichtet: «Bitte liebt Eure Schüler.»
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