LSVD: Wo bleibt der Aufschrei nach dem Dresdner Anschlag?
Beinahe gleichgültig habe die Politik reagiert, kritisiert der LSVD
Nach dem Dresdner Anschlag auf zwei Männer wurde bekannt, dass es sich um eine homophobe Tat handeln könnte. Der LSVD kritisiert die Haltung der Politik und die Gleichgültigkeit, mit der auf den Terroranschlag reagiert worden sei.
Am 4. Oktober wurden zwei Männer in Dresden von einem syrischen Islamisten mit einem Messer attackiert. Das 55 Jahre alte Opfer verstarb darauf im Krankenhaus – laut NRZ ein Geschäftsmann aus Moers, sein 53-jährige Begleiter überlebte den Anschlag. Nach mehreren Medienberichten waren die beiden ein Paar – Schwulenhass gilt als wahrscheinliches Motiv für den Dresdner Anschlag.
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Mit grosser Irritation nehme der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) den öffentlichen Umgang mit dem Terroranschlag von Dresden zur Kenntnis. «Die Gleichgültigkeit, mit der Politik und Gesellschaft auf dieses grauenhafte Verbrechen reagieren, ist zutiefst verstörend», schreibt der Verband.
Es sei vollkommen unverständlich, dass die islamistischen Einstellungen des Täters und die mutmasslich homosexuellenfeindliche Motivation der Tat über Wochen verschwiegen und erst nach Zeitungsrecherchen bekannt wurde. Der LSVD kritisiert auch die «befremdliche Aussage» des Dresdner Oberstaatsanwaltes Jürgen Schmidt, man äussere sich «zur sexuellen Orientierung von Tatopfern nicht».
Mord in Dresden – «ein Akt schlimmster nur denkbarer Homophobie?»
Das lasse den Verdacht aufkommen, man sei in puncto Homophobie mit Blindheit geschlagen. «Es geht im Übrigen gar nicht um die sexuelle Orientierung der Opfer, sondern um die Motive des Täters, die vorbehaltlos aufzuklären sind», merkt der Verband an.
Das anhaltende Schweigen der Repräsentanten von Politik und Gesellschaft sei beschämend und wirft ein bezeichnendes Licht auf den verfehlten Umgang mit religiösem Extremismus. Während der französische Präsident nach der Ermordung eines Lehrers durch einen jugendlichen Islamisten sofort und entschieden reagiert habe, fehle eine gleichartige Reaktion auf den Dresdner Fall in Deutschland bis heute.
Für den LSVD ist klar: «Doch den islamistischen Terror wie auch den rechtsradikalen Terror werden wir nicht überwinden, indem wir ihn beschweigen und bagatellisieren. Wir müssen dem religiösen Extremismus ebenso wie dem Rechtsextremismus entschieden entgegentreten.»
Warum war der Mord an Christopher W. keine rechte Gewalt?
Die These vom verirrten Einzeltäter vermöge immer weniger zu überzeugen. Wo werde zu einem derartigen Hass gegen Homosexuelle aufgestachelt, dass dieser sich in terroristischem Mord Bahn bricht? Die Verfassungsschutzbehörden von Bund und Land seien gefordert. Die Polizei in Sachsen hatte sich erst kürzlich mit Vertreter*innen der queeren Community getroffen, um gemeinsam gegen Hasskriminalität vorzugehen (MANNSCHAFT berichtete). Seit gut einem Jahr gibt es eine Ansprechstelle für LGBTIQ in Sachsen (MANNSCHAFT berichtete).
Der LSVD Berlin-Brandenburg habe sich bereits vor drei Monaten an den Berliner Innensenator gewandt, damit die Verursacher und geistigen Brandstifter von homosexuellenfeindlichen und transfeindlichen Handlungen, die das verfassungsrechtlich garantierte Selbstbestimmungsrecht und das grundgesetzlich geschützte Recht auf körperliche Unversehrtheit bedrohen würden, sowie deren organisatorische Netzwerke zukünftig auch deswegen vom Verfassungsschutz beobachtet werden würden.
«Leider gab es hierauf von Seiten des Berliner Innensenators nur eine hinhaltende Antwort, die vermuten lässt, dass ausser Zeitungsrecherche zum Themenfeld nichts passiert», schreibt der Verband.
Am Sonntagnachmittag findet in Dresden eine Mahnwache mit Schweigeminute für das Opfer des Messerattentats vom 4. Oktober statt.
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