Wie queer ist … Benedict Cumberbatch?

10 Gründe, warum der 44-jährige Brite uns gut tut

Benedict Cumberbatch (Foto: Jörg Carstensen/dpa)
Benedict Cumberbatch (Foto: Jörg Carstensen/dpa)

Benedict Cumberbatch («Sherlock») spielte u.a. Alan Turing und den Politstrategen Dominic Cummings – der leitete die Brexit-Kampagne für den Austritt Grossbritanniens aus der EU. Aber was macht den britischen Schauspieler eigentlich zum LGBTIQ Verbündeten?

#1 Sexuelle Experimente mit Jungs Wie es sich für einen britischen Oberschichts-Spross gehört, besuchte Benedict Cumberbatch ab dem Alter von acht Jahren vor allem Internate, die ausschliesslich Jungs vorbehalten sind. Dort spielte er dann nicht nur im Alter von 12 Jahren die Elfenkönigin Titania in Shakespeares «Sommernachtstraum», sondern experimentierte auch in Sachen Sex mit seinen Mitschülern. «Mit Lust hatte das nicht viel zu tun», verriet er zwar vor einigen Jahren dem Magazin Out. «Wir waren einfach Jungs und unsere Penisse». Doch viel Lob für seinen offenen Umgang mit dem Thema gab’s trotzdem von allen Seiten, etwa von der LGBTIQ-Organisation Stonewall.

#2 Keine Toleranz für Bullies Dass Homosexualität an britischen Internaten in den Achtziger Jahren nichts war, was akzeptiert oder geduldet wurde, entging Cumberbatch selbst als Jugendlichem nicht. Als einmal einige Mitschüler einen Jungen durch die Schule jagten, der mit einem anderen inseinem Schlafraum erwischt wurde, stellte er die Bullies zur Rede. «Nicht er ist widerlich, sondern euer Verhalten», waren seine Worte, wie in besagtem Out-Interview zu lesen ist.

#3 Alan Turing Die Rolle des schwulen Mathematikers und Informatikers Alan Turing im Film «The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben» gehört zu Cumberbatch bekanntesten – und brachte ihm seine erste und bislang einzige Oscar-Nominierung ein. Der Brite, der im Zweiten Weltkrieg für die britische Regierung geheime Codes der Nazis knackte, wurde 1952 wegen grober Unzucht und sexueller Perversion verurteilt. Demächst März 2021 ziert er offiziell einen 50 Pfund-Schein (MANNSCHAFT berichtete).

#4 Kampf um Rehabilitierung verurteilter Homosexueller Als die Queen 2013 kurz nach dem Ende der Dreharbeiten zu «The Imitation Game» Turing offiziell begnadigte (wohlgemerkt fast 60 Jahre nach seinem Selbstmord), war das für Cumberbatch zu wenig und kam zu spät. „Es macht mich wütend, wenn sich jetzt Leute hinstellen und ihm nachträglich vergeben», gab der Schauspieler damals zu Protokoll. «Wenn, wäre es an ihm zu verzeihen. Doch das kann er nicht mehr, weil wir ihn auf dem Gewissen haben.»

Keine zwei Jahre später gehörte Cumberbatch genau wie Stephen Fry zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes, der die Begnadigung aller rund 49.000 Männer forderte, die in Grossbritannien für ihre Homosexualität verfolgt und belangt wurden.

#5 Dame, König, As, Spion Schwule Rollen spielt Cumberbatch, der seit 2015 mit der Theater-Regisseurin Sophie Hunter verheiratet und inzwischen Vater dreier Söhne ist, immer wieder. In der Spionage-Geschichte «Dame, König, As, Spion» etwa ist er als MI6-Mitarbeiter Peter Guillaume zu sehen. Anders als in der Romanvorlage von John Le Carré ist die rechte Hand des Protagonisten George Smiley hier ein ungeouteter Homosexueller, der sich nicht zuletzt für den Job von seinem Lebensgefährten trennt.

#6 Kontroverses Cameo Nicht alles, was Cumberbatch macht, stösst immer auf Gegenliebe. Sein kurzer Gastauftritt in Ben Stillers Komödie «Zoolander 2» sorgte jedenfalls für einiges Aufsehen. Schon nachdem das androgyne, womöglich non-binäre Modell mit Namen All im Trailer zu sehen war, wurden Boykott-Aufrufe gegen den Film laut (MANNSCHAFT berichtete). Stiller und sein Ko-Autor Justin Theroux betonten allerdings mehrfach, dass von Transphobie oder ähnlichem in diesem Kontext keine Rede sein könne, sondern der ganze Film von Überzeichnung und Satire lebe. Wirklich witzig ist er so oder so nicht.

#7 Sherlock! Die von 2010 bis 2017 über vier Staffeln laufende Serie «Sherlock» brachte Cumberbatch den grossen internationalen Durchbruch ein. So cool, so modern und so soziopathisch wie in seiner Darstellung hatte man den Meisterdetektiv noch nie gesehen. Die Macher der Serie – der schwule Schauspieler und Autor Mark Gatiss und sein Kreativpartner Steven Moffat – pochten stets darauf, dass ihr Sherlock nicht queer sei. Vor homoerotischen Untertönen strotzt die Serie trotzdem nur so, sowohl in Sherlocks Verhältnis zu seinem Freund Watson (Martin Freeman) als auch in der Begegnung mit Erzrivale Moriarty (Andrew Scott).

#8 Ein Herz für schwule Regisseure Mutmasslich sucht sich Cumberbatch seine Projekte nicht danach aus, welche sexuelle Identität die jeweiligen Regisseur*innen haben. Trotzdem darf man ruhig mal erwähnen,dass er immer wieder mit schwulen Regisseuren zusammenarbeitet, sei es beim Theater (wo der legendäre Sir Nicholas Hytner ihn in „Rosencrantz and Guildenstern Are Dead» inszenierte) oder beim Film, wo er für Bill Condon in «Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt» niemand anderen als Julian Assange verkörperte. Auch sein nächster Film «Der Spion» wurde mit Dominic Cooke von einem queeren Filmemacher inszeniert. Der Kinostart ist für den 3. Juni vorgesehen.

Benedict Cumberbatch (li) und Daniel Brühl in «Inside Wikileaks» (Foto: Constantin)
Benedict Cumberbatch (li) und Daniel Brühl in «Inside Wikileaks» (Foto: Constantin)

#9 Homo-Trauung Zu Cumberbatchs engsten Freunden gehört der Jurist Rob Rinder, der in Grossbritannienvor allem durch die Gerichtssendung «Judge Rinder» bekannt wurde und später auch bei «Strictly Come Dancing» mitmachte. Als Rinder 2013 seinem Lebensgefährten Seth Cumming auf Ibiza das Ja-Wort gab, war Cumberbatch es, der die Trauung vollzog. Inzwischen ist Beziehung allerdings wieder in die Brüche gegangen. Rinder selbst war wiederum 2015 einer von Cumberbatches Trauzeugen.

#10 Feminismus Mit Queerness hat es nichts zu tun, aber dass sich ein Mann selbst als Feminist bezeichnet, ist auch im Jahr 2021 noch nicht selbstverständlich – und ohne Frage erfreulich. Cumberbatch jedenfalls tut das schon lange und setzt sich unter anderem für die Organisation HeForShe ein, die für Gender Equality kämpft. Unter anderem deswegen war der Schauspieler kein allzu grosser Fan davon, dass sich besonders hartnäckige Fans eine Weile lang selbst als «Cumberbitches» bezeichneten. «Cumberhumans» oder «Cumberpeople» fand er selbst die respektvollere Bezeichnung. Ach, und wo wir gerade bei Namensgebungen sind: das Aquarium in Tennessee nannte einen seiner Otter zu Ehren vom Cumberbatch «Benny». Das nur nebenbei.

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