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«Wie hoch ist das Risiko …» – Dr. Gay spekuliert nicht

Fragen? Sorgen? Das Expertenteam von «Dr. Gay» ist für dich da

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Bild: iStockphoto

Theoretisch möglich ist vieles: Eine Kokosnuss könnte dir auf den Kopf fallen, wenn du unter einer Palme durchläufst. Dein Flugzeug könnte abstürzen. Oder deine Bremsen könnten versagen. Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sowas tatsächlich passiert?

Als Dr. Gay erhalte ich regelmässig Anfragen von Männern, die Angst vor einer HIV-Infektion haben und mich bitten, das Risiko einzustufen. Nicht selten ist die Angst aber unbegründet, denn die Übertragungswege sind eigentlich klar und bekannt. Statistische Spekulationen oder theoretische Risiken sind schlechte Berater, wenn es um Risikoeinschätzungen im echten Leben geht.

Schutz vor HIV
Fest steht: wer Safer Sex praktiziert, muss sich um HIV keine Sorgen machen. Für Männer, die Sex mit Männern haben heisst Safer Sex, sich beim Analverkehr zu schützen. Die günstigste Schutzmethode ist das Kondom. Ebenso sicher ist die PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe). Beide bieten die beste verfügbare Sicherheit. Denn wir leben nun mal in keiner perfekten Welt und theoretisch kann immer was schiefgehen. Eine 100%-ige Sicherheit gibt es nie. Safer Sex heisst, ein mögliches Risiko beim Sex so gut wie möglich zu verkleinern.

Selbst nach einem Unfall, zum Beispiel durch eine Kondompanne, ist nicht alles verloren. Für solche Fälle gibt es die PEP (Post-Expostions-Prophylaxe). Dabei handelt es sich um eine Behandlung mit HIV-Medikamenten nach einem HIV-Risiko. Wichtig ist, mit der Behandlung spätestens 48 Stunden nach der Risikosituation zu beginnen. Nach dieser Zeitspanne hat die PEP keinen klinischen Nutzen mehr. Zugegeben, das ist ein ziemlich kurzes Zeitfenster. Darum: Im Falle eines HIV-Risikos keine Zeit verlieren und direkt eine spezialisierte PEP-Notfallstelle in der Schweiz in Deutschland oder in Österreich kontaktieren.


Und wenn die Angst bleibt?
Trotzdem: Manche von uns haben nach wie vor Angst vor HIV. Angst ist menschlich und soll uns vor Gefahren warnen. Die meisten Menschen haben vor irgendetwas Angst. Wenn sie aber irrational und unverhältnismässig wird und du trotz Kondom, PrEP oder PEP Angst vor HIV hast, wenn du darunter leidest und es dein Sexleben einschränkt, dann könnte eine Angststörung vorliegen. In solchen Fällen hilft eine psychologische Beratung. Unsere Fachstellen für sexuelle Gesundheit können dir eine*n Therapeut*in vermitteln.

Ein HIV-Test gibt Sicherheit
Der häufigste Grund, warum sich Männer in der Schweiz mit HIV infizieren, sind also nicht statistischen Risiken oder theoretischen Übertragungswege. Es ist nicht das Sperma im Mund oder die zufällige Wunde: Es ist der ungeschützte Analsex. Weil wir dort fälschlicherweise glauben, es gab kein Risiko; weil wir die Situation nachträglich schönreden oder weil wir uns gar nicht mehr so recht erinnern, was in jener Nacht beim One-Night-Stand genau passierte. Unser eigenes Verhalten macht unseren besten Vorsätzen einen Strich durch die Rechnung.

Aus diesem Grund lohnt sich ein regelmässiger HIV-Test. Ist er negativ, hast du ein sicheres Resultat. Ist er positiv, kannst du sofort mit der Therapie beginnen und du hast die Viren innert kürzester Zeit unter Kontrolle. Unabhängig, ob positiv oder negativ: ein Test gibt dir Sicherheit und du leistest damit erst noch einen Beitrag gegen die Verbreitung von HIV.


Mehr über mich und meine Arbeit erfährst du übrigens im Porträt.

Alles Gute wünscht dir Dr. Gay

Hast du Fragen zu Beziehung, Sex, Drogen, HIV-Risiko oder anderem? Das Expertenteam von «Dr. Gay» ist für dich da. Hier kannst du deine Frage stellen: www.drgay.ch


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