Bespuckt, verfolgt: Mehr homofeindliche Angriffe nach Berliner CSD
Beim CSD notierten Beamt*innen 84 Strafanzeigen
Der CSD am Samstag in Berlin war nach Einschätzung der Veranstalter ausgesprochen friedlich. «Uns sind keine Vorfälle bekannt», sagte eine CSD-Sprecherin am Sonntagmorgen. In der Nähe der Hauptbühne am Brandenburger Tor sei auch nach Mitternacht noch gefeiert worden, ohne dass es zu Zwischenfällen gekommen sei.
Dennoch wurden inzwischen weitere Vorfälle bekannt, nachdem es bereits im Vorfeld des CSD homofeindliche Übergriffe gegeben hatte (MANNSCHAFT berichtete). So wurden in Alt-Hohenschönhausen am Samstag Abend eine 23- und 34-jährige Frau und eine 19-jährige trans Frau, die zuvor am Christopher Street Day teilgenommen hatten, homophob beleidigt und teilweise angespuckt.
Gemäss den bisherigen Ermittlungen und Aussagen waren die drei bunt gekleideten Personen gegen 21.10 Uhr in einem Einkaufsmarkt in der Hauptstrasse, als ihnen fünf bis sechs Jugendliche aufgefallen seien, die sie nachgemacht und angestarrt hätten. Ausserdem sollen die Jugendlichen sie gefilmt haben. Beim Verlassen des Geschäftes seien sie von der Gruppe zunächst verfolgt und dann angegangen worden. Alle drei sollen von den Jugendlichen homophob beleidigt, die 23- und 34-Jährige obendrein im Gesicht angespuckt worden sein.
Die Tatverdächtigen konnten noch vor Eintreffen der alarmierten Einsatzkräfte des Polizeiabschnitts 31 flüchten. Die Polizei ermittelt wegen Beleidigungen mit homophobem Hintergrund und Körperverletzungen.
Bereits am Mittag war in Schöneberg ein 30-Jähriger von einem Mann angegriffen worden, der sich zuvor homophob geäussert haben soll. Nach bisherigem Kenntnisstand soll es gegen 13 Uhr am U-Bahnhof Yorckstrasse zu der Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern gekommen sein. Zuvor soll der Unbekannte in der U-Bahn der Linie 7 in Fahrtrichtung Rathaus Spandau lautstark telefoniert und sich in dem Telefonat homophob gegenüber den Teilnehmenden des Christopher Street Days geäussert haben.
Als die U-Bahn im Bahnhof Yorckstrasse eingefahren sei und sich die Türen öffneten, sei der 30-Jährige durch den Mann am Ausstieg gehindert worden. Der 30-Jährige habe den Unbekannten gebeten, ihn aussteigen zu lassen. Daraufhin habe der Angreifer ihn an seinem T-Shirt aus dem Waggon auf den Bahnsteig gezogen und ihn an seinem Hals gepackt. Der Attackierte erlitt Schmerzen im Bereich des Halses und an einem Arm. Sein T-Shirt sei durch den Angriff zerrissen worden. Passanten seien auf die Situation aufmerksam geworden und hätten schlichtend eingegriffen. Der Angreifer habe nun von dem 30-Jährigen abgelassen und sei Richtung Ausgang gegangen. Der Polizei wurde der Sachverhalt am Abend über die Internetwache angezeigt.
Die Ermittlungen hat in beiden Fällen der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamtes übernommen.
Insgesamt notierten die Beamt*innen beim CSD selber 84 Strafanzeigen. Das sei bei einer Menge von «mehreren hunderttausend Teilnehmern» aber nichts Aussergewöhnliches, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Die Sicherheitskräfte notierten demnach 22 einfache und vier gefährliche Körperverletzungen, sechs Mal Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, fünf Drogendelikte und fünf Beleidigungen. Es sei vereinzelt auch zu Diebstählen und Sachbeschädigungen gekommen, so der Polizeisprecher weiter. 68 freiheitsbeschränkende Massnahmen seien nötig gewesen, um beispielsweise Personalien festzustellen.
Das könnte dich auch interessieren
USA
Harvey Milk: US-Marine will Namen des schwulen Helden tilgen
Unter US-Präsident Donald Trump ist Diversität im Militär nicht gewünscht. Das soll laut Medienberichten auch bei den Namen der Schiffe der US-Marine zum Ausdruck kommen. Es trifft Harvey Milk.
Von Newsdesk Staff
News
Aktivismus
International
Community
Von Bangkok bis Sydney: Die besten Bilder im Pride Month
Der Pride Month hat seinen Ursprung in den Stonewall Riots vom 28. Juni 1969: Weltweit wird jährlich der Forderung nach LGBTIQ-Menschenrechten Nachdruck verliehen. Wir zeigen die besten Bilder weltweit.
Von Newsdesk Staff
Pride
Fussball
EM mit Lena Oberdorf? Schnelle Entscheidung über Teilnahme
Kommt sie in der Schweiz zum Einsatz? Noch vor der Vorstellung des EM-Kaders der deutschen Fussballerinnen will der DFB den Fall Lena Oberdorf geklärt haben.
Von Newsdesk/©DPA
Lesbisch
Sport
Schweiz
Deutschland
Österreich
Wien oder Wels? Rechtsextreme streiten über den ESC
FPÖ-Bürgermeister Rabl möchte, dass der ESC im nächsten Jahr in Wels ausgetragen wird. Wels gilt als Musterstadt der rechtsextremen Freiheitlichen. Andere FPÖ-Politiker sind gegen den ESC.
Von Christian Höller
Eurovision Song Contest
Queerfeindlichkeit