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Von einem Katar-Boykott hält Thomas Hitzlsperger nicht viel

Er findet aber auch: In dem Land dürfte eigentlich kein Fussballturnier stattfinden

Thomas Hitzlsperger
Thomas Hitzlsperger (Foto: Tom Weller/dpa)

In knapp zwei Monaten beginnt die Fussball-WM in Katar. Ein Boykott hält Thomas Hitzlsperger für problematisch. Derweil gibt es weitere Kritik an der «One Love»-Kapitänsbinde.

Katar ist als Gastgeber hoch umstritten. Vielleicht gäbe es gute Argumente «trotzdem dahin zu fahren und im Vorfeld oder während des Turniers Dinge zu tun, die die Situation der Menschen
dort verbessern», glaubt der offen schwule Ex-Kicker Hitzlsperger. Einen Boykott, wie ihn manche fordern (MANNSCHAFT berichtete), sieht der DFB-Botschafter für Vielfalt jedoch kritisch.

Dennoch erklärte der frühere deutsche Nationalspieler in dem Podcast «Mehr als ein Spiel» Ende letzter Woche: «Wenn ich in ein Land reise, in dem nicht ganz klar ist, ob ich eingesperrt oder sogar zu Tode verurteilt werden kann, dann ist das einfach falsch. Da darf kein Fussballturnier stattfinden.»

Derweil hat die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch die Kapitänsbinde der deutschen Fussball-Nationalmannschaft mit der Aufschrift «One Love» als «reine Symbolik» kritisiert. Das sei einfach nur so ein Zeichen, sagte Deutschland-Direktor Wenzel Michalski dem TV-Sender Sky. Auch der MANNSCHAFT-Kommentar von Samstag befasst sich mit dem Thema.


«Das ist ja kein politisches Statement, sondern man möchte darum herumkommen, die Regenbogenfahne zu tragen», urteilte er. Deswegen habe man sich dann sowas anderes ausgedacht. «Es wirkt ein bisschen unbeholfen, muss ich sagen», befand Michalski.

Nationaltorhüter Manuel Neuer wird die deutsche Mannschaft bei der WM in Katar als Zeichen gegen Diskriminierung und für Vielfalt mit dieser speziellen Kapitänsbinde anführen. Auch beim abschliessenden Nations-League-Spiel an diesem Montag (20.45 Uhr/RTL) in London gegen England soll der Stellvertreter für den wegen eines positiven Corona-Tests fehlenden Neuer wieder die «One Love»-Binde tragen.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte sich vor der Premiere der Kapitänsbinde bei der 0:1-Niederlage der deutschen Mannschaft gegen Ungarn gegen Kritik gewehrt. «Es ist ein Zeichen für Vielfalt und Offenheit und Toleranz, nicht nur für die LGBTIQ-Szene, sondern auch für Frauenrechte, für Meinungsfreiheit, für Arbeitnehmerrechte», hatte er im ZDF gesagt.


Ich glaube, der DFB hat einen grossen Schritt voran gemacht.

Die Rechtslage für Angehörige der LGBTIQ-Community in Katar steht derzeit im Zentrum der Kritik, mehr noch als die bedenkliche Lage für Gastarbeiter. Vertreter der LGBTIQ-Community raten bislang von einer Reise nach Katar ab.

Auf der anderen Seite lobte Michalski aber auch das Engagement des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) im Zusammenhang mit der WM für Menschenrechte. Dass der Verband einen Wiedergutmachungsfonds zugunsten der Familien von Opfern auf den Baustellen für die WM unterstütze, «ist eine tolle Sache», sagte Michalski. Und weiter: «Ich glaube, der DFB hat einen grossen Schritt voran gemacht, jetzt in den letzten Wochen und Monaten. Aber es hat unglaublich lange gedauert.» (mit dpa)


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