Volksabstimmung in Hamburg über Gendersprache geplant
Ein Vorstandsmitglied im Verein Deutsche Sprache kämpft gegen die «Verhunzung der Sprache»
Die Menschen in Hamburg sollen über die Gendersprache abstimmen können. Eine Volksinitiative will Gender-Sternchen sowie -Doppelpunkte im Amtsdeutsch verbieten.
«Schluss mit der Gendersprache in Verwaltung und Bildung», lautet der Name der Volksinitiative. Angeführt wird sie von Sabine Mertens aus Hamburg, Vorstandsmitglied im Verein Deutsche Sprache (VDS). Sie kämpft gegen die «Verhunzung der Sprache». In einem aktuellen Interview mit dem Stern bezeichnet sie sich als «Kunsttherapeut», nicht -therapeutin. Das sei schlicht ihr Beruf und nicht gekoppelt an ihr Geschlecht.
Mit der Volksinitiative will man nun die Bürger*innen entscheiden lassen, «weil uns die Hamburger Verwaltung seit Jahren von oben herab angendert», so Mertens laut NDR. Begriffe wie «Bürger*innen» nennt Mertens «Propagandasprache eines radikal queer feministischen Weltbilds». Aus Sicht der Initiator*innen gehe durch das Gendern auch die Verständlichkeit verloren, zudem würden bildungsferne, aber auch blinde und gehörlose Menschen ebenso wie Legastheniker benachteiligt.
Laut NDR arbeite die Volksinitiative schon seit über einem Jahr an einem juristisch sauberen Text für die Abstimmung. Der Landeswahlleiter berate die Initiative.
Stefan Hartmann, Juniorprofessor für germanistische Sprachwissenschaft an der Heinrich-Heine-Uni Düsseldorf, verortet den VDS auf der Seite Volksverpetzer in einem «Sumpf aus Rassismus, Homo- und Transphobie sowie typischer rechtspopulistischer Argumentationsmuster». Der Medienjournalist Stefan Niggemeier stellte 2016 bereits eine gewisse «Pegidahaftigkeit» des Vereins fest.
Auch der neue ARD-Vorsitzende, Kai Gniffke, ist beim Gendern eher verhaltener. Gniffke, der auch Intendant des Südwestrundfunks (SWR) ist, sagte im dpa-Interview auf die Frage, ob er gendere: «Ich möchte so sprechen und schreiben, dass sich alle Menschen angesprochen fühlen. Das Wunderbare an der deutschen Sprache ist, dass sie die Möglichkeit gibt, verschiedene Geschlechter anzusprechen, ohne dass man dabei die Regeln der Orthografie oder der Grammatik beugen muss.»
Der 62-Jährige ergänzte: «Deshalb habe ich mir vorgenommen, inklusiv zu sprechen, aber nicht mit Binnen-I, Doppelpunkten oder Schrägstrichen.»
In der Schweiz verwendet die SVP aus Versehen das Hetero-Symbol in ihrer «Gender-Terror»-Kampagne (MANNSCHAFT berichtete).
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