USA: Katholische Kirche weniger beliebt als der offenere Papst
Papst Franziskus steht bei seiner US-Reise vor der Aufgabe, seine hohe Popularität bei den Amerikanern auf eine schwächelnde katholische Kirche abstrahlen zu lassen.
(dpa) «Während dieser Papst in den USA extrem beliebt ist, ist der Katholizismus relativ schwach», sagte der Theologie-Professor Chester Gillis von der Georgetown Universität (Washington) der Deutschen Presse-Agentur. Zwar würden die Katholikenzahlen wegen der wachsenden spanischsprachigen Bevölkerung leicht steigen, sagte Gillis. Der Anteil der regelmäßigen Gottesdienstbesucher sei aber insgesamt gering.
Die katholische Kirche hat auch in Nordamerika Gläubige an protestantische Freikirchen verloren. «Ein Teil davon kann der besonderen Dynamik dieser Kirchen zugeschrieben werden», sagt Gillis. Besonders junge Leute fänden dies oft attraktiver als den «bedächtigen Ansatz» der römisch-katholischen Liturgie. Franziskus könne aber für jüngere Katholiken ein Anstoß sein, sich wieder mehr in ihrer Kirche zu engagieren.
Gillis betonte, Lehren und Doktrinen der Kirche habe Franziskus bislang nicht verändert. «Aber er hat sie einladender und offener gemacht für Menschen, die in ihr an den Rand gedrängt waren», sagte der Theologe mit Blick auf die Papstworte zu Homosexuellen, Geschiedenen oder Frauen, die abgetrieben haben. «Das ist eine sehr, sehr wichtige Botschaft.» Anstelle einer rigiden Doktrin des «Du gehörst dazu oder nicht» zeige sie, dass es eine weite Grauzone in der Kirche gebe.
An Schlagfertigkeit und Humor jedenfalls fehlt es Papst Franziskus auch in Ausnahmesituationen nicht. Die Frage zur Schlagzeile eines Magazins und dessen Zweifeln daran, ob der Papst mit seinen Ansichten zum Wirtschaftssystem, zu Familie und Homosexuellen überhaupt noch katholisch sei, kontert er mit einem charmanten Lächeln: «Wenn es nötig ist, sage ich gerne das Glaubensbekenntnis auf.»
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