Ungewisse Zukunft für Schwule in Kenia
Kenia galt verfolgten Homosexuellen aus anderen afrikanischen Staaten lange als halbwegs liberaler Zufluchtsort. Doch ein Stimmungswandel in der Politik sorgt bei Aktivisten im Land für Unruhe.
(dpa)
Kondome und Gleitmittel in Kenia erhältlich So können Schwule in Kenia kleine Demonstrationen abhalten, bei denen sie für gleiche Rechte streiten. Die Szene hat zudem eigene Filmfestivals hervorgebracht. Online-Netzwerke eröffnen seit geraumer Zeit diskrete Möglichkeiten, andere Männer zu treffen. Im vergangenen Jahr kandidierte David Kuria Mbote als erster offen homosexuell lebender Kenianer für ein öffentliches Amt. Und als der gefeierte Autor Binyavanga Wainaina im Januar in einem innigen Text seine Homosexualität offenbarte, da erhielt er von vielen Landsleuten Zustimmung.
Schwule Aktivisten haben durch ihr Engagement dazu beigetragen, dass sich auch die Gesundheitsversorgung verbessert hat. So lässt der nationale Aids-Rat des Landes Homosexuellen gezielt Behandlungs- oder Präventionsmassnahmen zukommen.
Während etwa Gleitmittel in anderen afrikanischen Ländern eingeschmuggelt würden, seien diese genau wie Kondome in Kenia problemlos zu bekommen, sagt Kevin Mwachiro von der Organisation Hivos. Mwachiro hat ein Buch geschrieben über das Leben schwuler Kenianer. 12 Kenianer aufgrund ihrer Sexualität angegriffen Seit der ugandische Präsident Yoweri Museveni im Februar ein Gesetz mit teils drakonischen Haftstrafen für Schwule und Lesben verabschiedet hat, ist Kenia zudem Zufluchtsort für Flüchtlinge aus dem Nachbarland geworden. Dutzende sind wegen der gewalttätigen Ausschreitungen in Uganda, die einer Hexenjagd in Zeiten der Inquisition gleichen, nach Kenia gekommen.
Derweil halten es die dortigen Schwulen, Lesben und Transgender nicht für ausgeschlossen, dass es auch in ihrem Land zu einem Rückfall kommen könnte. «Es gibt die Angst, dass es hier wie in Uganda laufen könnte», sagt Anthony Oluoch von der Aktivistengruppe Kaleidoscope Trust. So gebe es dafür bereits erste Anzeichen, sagt er. Seit Museveni das gegen Homosexuelle gerichtete Gesetz unterzeichnet habe, seien mindestens zwölf Kenianer aufgrund ihrer sexuellen Orientierung angegriffen worden, hat Oluoch festgestellt.
So sei eine junge Frau an einer Bushaltestelle so schwer zusammengeschlagen worden, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste. Seitdem würde sie sich verstecken. Mindestens 26 Kenianer hätten ihre Häuser aus ähnlichen Gründen verlassen müssen. Internationale Reaktion wäre kontraproduktiv Nach der Unterzeichnung des ugandischen Gesetzes bildeten einige kenianische Abgeordnete einen schwulenfeindlichen Ausschuss und verlangten die polizeiliche Durchsetzung des Verbots von Homosexualität, das bisher weitgehend ignoriert wurde. Zugleich verlangten die Politiker härtere Strafen für Schwule und Lesben. Erst kürzlich verglich der parlamentarische Mehrheitsführer Aden Duale Homosexualität mit Terrorismus.
Doch die Aktivisten im Land warnen derzeit eher vor einer harschen internationalen Reaktion so wie im Falle Ugandas. Eine solche Antwort könnte sich eher kontraproduktiv für die Schwulen im Land auswirken, mutmassen die Aktivisten. «Wir wollen hier nicht Alarm schlagen», sagt Oluoch. Die Kenianer hätten eine «Leben-und-leben-lassen-Haltung», was die Situation im Vergleich zu den Nachbarländern etwas erträglicher mache. Gleichwohl räumt Oluoch ein, die Zukunft bleibe ungewiss.
Text: Jason Patinkin (dpa)
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