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Trauer um schwulen Ersthelfer bei Anschlag auf Weihnachtsmarkt

Die Anzahl der Todesopfer hat sich damit auf 13 erhöht

Breitscheidplatz
Rosen und Kerzen auf dem Mahnmal für die Opfer des Berliner Attentats (Archivbild: Christoph Soeder/dpa)

Der Tod eines Helfers fünf Jahre nach dem islamistischen Terroranschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt hat Betroffenheit ausgelöst. Wie der RBB berichtet, sei der 49-Jährige so schwer verletzt gewesen, dass er nach dem Anschlag von seinem Ehemann betreut werden musste.

Der Berliner CDU-Fraktionsvorsitzende Kai Wegner erklärte am Dienstag, die Nachricht vom Tod des Helfers sei bedrückend. Die CDU unterstütze die Forderung, seinen Namen auf den Stufen der Gedenkstätte an der Gedächtniskirche aufzuführen. «Wir erwarten, dass der Senat dies schnell und unbürokratisch umsetzt.»

Der Grünen-Innenpolitiker Benedikt Lux teilte mit, fast fünf Jahre nach dem Anschlag sei ein 13. Todesopfer hinzugekommen. «Wir werden seiner würdig gedenken und den Kampf gegen Terrorismus und für mehr Schutz unserer offenen Gesellschaft fortführen. Wir sind es allen Opfern und ihren Angehörigen schuldig, Lehren aus dem Terroranschlag am Breitscheidplatz zu ziehen, auch was den verbesserten Schutz von Opfern betrifft.»

Der inzwischen 49-jährige Helfer starb nach Angaben seines Ehemannes am 5. Oktober und wurde an seinem Wohnort in Troisdorf bei Bonn beigesetzt. Er sei an einer Infektionskrankheit infolge der Langzeiterkrankung gestorben.


Der Mann war direkt nach dem Anschlag am 19. Dezember 2016 Besucher*innn des Weihnachtsmarktes auf dem Breitscheidplatz zu Hilfe geeilt. Dabei wurde er mutmasslich von einem Balken am Kopf getroffen und schwer am Kopf verletzt. Seither musste er rund um die Uhr von seinem Ehemann und einem Pfleger betreut werden, wie der RBB berichtet.

Unbürokratische Umsetzung des erweiterten Gedenkens gefordert
Astrid Passin, die im Namen mancher Opfer und Hinterbliebenen spricht, forderte in einem Brief an den Berliner Senat und die Abgeordneten, dass der Name des 49-Jährigen ebenfalls auf den Stufen der Gedenkstelle an der Gedächtniskirche in Berlin aufgeführt wird. Sie wolle eine «unbürokratische Umsetzung bis zum 5. Jahrestag am 19. Dezember». Der Senat äusserte sich dazu zunächst noch nicht.

Der tunesische Islamist Anis Amri hatte am 19. Dezember 2016 in Berlin einen Lastwagenfahrer erschossen und war mit dem LKW über den Weihnachtsmarkt gefahren, wo er elf Menschen tötete. Der abgelehnte Asylbewerber war den Behörden schon vorher als islamistischer Gefährder aufgefallen. Nach dem Attentat floh er nach Italien, wo er von der Polizei erschossen wurde.


Mit dem Gesetz über die psychosoziale Notfallversorgung stellt Berlin als erstes Bundesland die psychosoziale Notfallversorgung auf eine rechtliche Grundlage und verbessere die psychologische Betreuung von Notfallopfern, Angehörigen, Hinterbliebenen, Zeug*innen und vermissenden Personen, erklärten die Berliner Grünen am Dienstag. Bei der Berliner Senatsverwaltung für Justiz wurde zudem eine zentrale Anlaufstelle für Betroffene von terroristischen Anschlägen und Großschadensereignissen eingerichtet.

In Dresden war vor einem Jahr ein schwules Paar von einem Islamisten mit dem Messer angegriffen worden. Einer der beiden Männer starb, sein Partner überlebte schwer verletzt (MANNSCHAFT berichtete). Nun soll am Tatort ein Gedenkort entstehen (MANNSCHAFT berichtete).


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