Trauer um Modezar Karl Lagerfeld
Modedesigner Wolfgang Joop in einer ersten Reaktion: «Ich bin sehr getroffen von seinem Tod. Ich habe heute Morgen Tränen vergossen.»
Karl Lagerfeld verstarb am Dienstagmorgen in einem Pariser Krankenhaus im Alter von 85 Jahren. Er wurde dort am Montagabend als Notfall eingeliefert.
Die Ursache seines Todes war zunächst noch nicht bekannt. Chanel, wo er 1983 erst künstlerischer Leiter und dann Chefdesigner wurde, bestätigte den Tod von Lagerfeld am Dienstag in Hamburg.
Karl Lagerfeld galt als einer der bedeutendsten Modeschöpfer des 20. Jahrhunderts und prägte als Kreativdirektor das französische Modehaus Chanel über ein halbes Jahrhundert massgeblich. Unter anderem hat er auch Outfits für queere Ikonen wie Madonna und Kylie Minogue entworfen.
Der Designer, der 1985 mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde, wurde am 10. September 1933 in Hamburg geboren – auch wenn er selbst gerne erzählte, er sei erst etwas später zur Welt gekommen. In der Hansestadt wuchs er als Sohn eines Kondensmilch-Fabrikanten in wohlhabenden Verhältnissen auf. Seine Karriere als Modeschöpfer begann Mitte der 50er-Jahre in Frankreich. Dort arbeitete er schnell für Weltmarken wie Balmain oder Chloé.
Homosexualität ist wie eine Haarfarbe, eben keine grosse Sache.
Zu seinen Musen gehörten einst das Supermodel Claudia Schiffer, später auch die Sängerinnen Lily Allen und Beth Ditto. Seine Mutter war es, die ihm einst erklärte, Homosexualität sei wie eine Haarfarbe, eben keine grosse Sache. «Und sie hatte Recht», sagte Lagerfeld.
2015 hatte er in einem Interview erklärt, er denke nicht an Ruhestand, dazu sei er viel zu beschäftigt. Trotz seines Alters entwarf er weiter unermüdlich Kollektionen, neben Chanel auch für Fendi und sein eigenes Label.
Lagerfeld war bereits auf der Chanel-Modenschau in Paris im Januar nicht aufgetreten, was Spekulationen über seinen Gesundheitszustand ausgelöst hatte. Der Modeschöpfer soll an Bauchspeicheldrüsenkrebs gelitten haben.
Modedesigner Wolfgang Joop sagte am Dienstag in einer ersten Reaktion gegenüber faz.net: «Ich bin sehr getroffen von seinem Tod. Ich habe heute Morgen Tränen vergossen. Ich dachte wirklich, er kommt wieder auf die Beine. Auch wenn Freundschaften mit Karl nicht einfach waren, haben wir ja einmal sehr viel Zeit miteinander verbracht.»
In einer Zeit, in der es immer weniger markante exzentrische Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten gibt, wird er fehlen.
«Er setzte über Jahrzehnte Trends und Maßstäbe in Sachen Design und Ästhetik. Mit ihm stirbt einmal mehr ein Stück Haute Couture», erklärte Harald Glööckler der Deutschen Presse-Agentur. «In einer Zeit, in der es immer weniger markante exzentrische Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten gibt, wird er fehlen.»
Der in Genf lebende Besitzer von Chanel, Alain Wertheimer, sagte am Dienstag, er habe mit Lagerfeld nicht nur einen Freund verloren, sondern auch einen aussergewöhnlich kreativen Kopf.
Lagerfeld hatte in den vergangenen Jahren in Interviews viel über sein Privatleben preisgegeben: Für ihn gingen Sex und Liebe nicht zusammen. «Ich persönlich mag nur High-Class-Escorts. Ich schlafe nicht gern mit Leuten, die ich wirklich liebe», sagt er der Vice vor ein paar Jahren. «Ich will nicht mit ihnen schlafen, weil Sex nicht von Dauer ist, aber Zuneigung kann von Dauer sein. Ich glaube, dass das gesund ist.»
Neben seinen Kreationen bleiben etliche seiner Bonmots in Erinnerung wie etwa: «Wer im Alltag eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren» oder: «Ich kenne Strass, aber keinen Stress.»
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