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Trans im Sport: Eurogames distanzieren sich von World Athletics

Europas grösster LGBTIQ-Sportevent bleibt inklusiv

trans inter eurogames
Symbolbild: Matt Lee, Unsplash

World Athletics verschärfte Ende März die Regelungen für trans und inter Athlet*innen. Bei den Eurogames Bern sollen Teilnehmende auch weiterhin in der Genderkategorie starten dürfen, mit der sie sich identifizieren.

Die Eurogames sind Europas grösster LGBTIQ-Multisport-Anlass und finden im kommenden Juli in Bern statt. Wie die Veranstalter*innen in einer Medienmitteilung bekannt geben, distanzieren sie sich von den neuen Regelungen von World Athletics, die vor allem inter und trans Personen stark betreffen.

Der Dachverband aller nationalen Sportverbände für Leichtathletik hat Ende März 2023 die Regelungen für DSD-Athlet*innen (Athlet*innen mit einer Variation der Geschlechtsentwicklung) überarbeitet (MANNSCHAFT berichtete). Neu wird verlangt, dass DSD-Athletinnen ihren Testosteronspiegel über einen Zeitraum von mindestens 24 Monaten unter einen Grenzwert von 2,5 nmol/L senken müssen, um international in der weiblichen Kategorie antreten zu können. Dies gilt in allen World-Athletics-Disziplinen, und nicht nur in den Disziplinen, die nach den bisherigen Bestimmungen beschränkt waren (400 m bis eine Meile, MANNSCHAFT berichtete). Zudem gelten auch neue Regelungen für Athletinnen, welche bereits unter vorherigen Bestimmungen gestartet sind.

Wie die Eurogames nun erklären, seien sie von den neuen Kriterien nicht betroffen. «Wir stützen uns zwar auf die Regeln von Sportverbänden, wenn es um die sportlichen Regeln geht», erklärt Nik Eugster, Mediensprecher des Vereins Eurogames Bern, aber: «In punkto Zulassungsregeln von Athlet*innen sind wir selbstbestimmt. Das heisst, alle Personen dürfen in jener Kategorie starten, mit der sie sich identifizieren. Also trans Frauen bei den Frauen und nicht-binäre Athlet*innen in einer dritten Kategorie. Damit setzen wir ein Zeichen gegen den Ausschluss von trans Frauen und inter Personen in gewissen Kategorien und bieten nicht-binären Athlet*innen die Möglichkeit, in einer Kategorie ausserhalb von mänlich oder weiblich zu starten.» Zudem seien einige All-Gender-Turniere ohne Alters- oder Genderkategorien geplant.


Die neuen Regelungen von World Athletics werden von verschiedenster Seite kritisiert, so auch vom Interaction, dem Verein der intergeschlechtlichen Menschen der Schweiz. «Den Testosteronspiegel zu senken geht nur mit Hormoneinnahme, oder schlimmstenfalls durch eine Genital-OP. Das ist inakzeptabel», sagt Urs Vanessa Sager von Interaction. Niemand habe das Recht zu fordern, einen gesunden Körper künstlich so anpassen zu müssen, dass er irgendwelchen Normen entspreche. «Die olympische Charta besagt, Sport treiben ist ein Menschenrecht und jeder Mensch muss dazu die Möglichkeit haben ohne jegliche Art der Diskriminierung.»

Die olympische Charta besagt: Sport treiben ist ein Menschenrecht.

Auch für trans Sportlerinnen haben die neuen Regelungen von World Athletics grosse Auswirkungen. So werden neu Athletinnen, die die männliche Pubertät durchlaufen haben, von der Teilnahme an Weltranglisten-Wettkämpfen der Frauen ausgeschlossen. Somit müsste faktisch eine trans Athletin, sollte sie jemals an solchen Wettkämpfen teilnehmen wollen, vor dem Alter von 12 Jahren Pubertätsblocker verwenden und gleichzeitig ihren Testosteronspiegel senken.

«Das ist heikel in jeglicher Form. Wir reden hier von Kindern, die Entscheidungen treffen müssen, ohne sich der Auswirkungen bewusst zu sein, geschweige denn zu wissen, ob sie überhaupt einmal Leistungssport wirklich auf höchstem Niveau betreiben wollen oder können», so Urs Vanessa Sager von Interaction.


«Auch wir setzen diese neuen Regelungen in keiner Form um», ergänzt Nik Eugster. «Unser Sportfest soll für alle offen sein und niemanden ausschliessen. Mit den Eurogames möchten wir besonders denjenigen Athlet*innen die Möglichkeit zum Sport bieten, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung Diskriminierung erfahren haben oder aufgrund ihrer Geschlechtsidentität oder einer Variation der Geschlechtsentwicklung von Wettkämpfen ausgeschlossen werden.»


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Die Eurogames finden vom 26. bis 29. Juli in Bern statt mit Turnieren in über 26 Sportarten. Die Wettkämpfe stehen im Zeichen von Vielfalt und Inklusion und sind für alle Menschen ungeachtet ihrer Leistungsklasse offen. Auch cis-heterosexuelle Teilnehmende sind willkommen. Es werden rund 3000 Athlet*innen aus ganz Europa erwartet. Angeboten werden Sportarten von Badminton, Fussball, Leichtathletik und Volleyball bis hin zu Schach, Quidditch und Mini-Golf. Im Herzen der Berner Altstadt wird ein Eurogames-Village entstehen und auf dem Bundesplatz ist am Samstag, 29. Juli eine grosse Abschlussveranstaltung zusammen mit der ersten Bern Pride geplant.

Mehr über die Eurogames auf Facebook oder Instagram.

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