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Tod, Liebe und persönliche Wiedergeburt: Neues von Angel Olsen

Die nicht-heterosexuelle Sängerin lebt mit dem*der nicht-binären Adele Thibodeaux zusammen

Angel Olsen
Angel Olsen (r.) bei einem Auftritt (Foto: Kenny Sun / Wiki Commons)

Angel Olsen ist eine der herausragenden Songwriterinnen unserer Zeit. Auf ihrem neuen Album hat die US-Amerikanerin mit Trauer und Selbstfindung zu kämpfen – und schwingt sich zu neuen Höhen auf.

Von Lisa Forster, dpa

Wenige Songwriterinnen verpacken Traurigkeit in so schöne Lieder wie Angel Olsen. In den Folksongs der 35-Jährigen ging es schon immer um Angstzustände oder Liebeskummer, diesmal jedoch hat eine besonders schlimme Erfahrung ihr neues Album «Big Time» geprägt.

 

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Kurz vor den Aufnahmen starben sowohl ihr Vater als auch ihre Mutter, wie ihre Plattenfirma erklärte. Und das war nicht die einzige einschneidende Erfahrung dieser Zeit. Kurz vor dem Tod ihrer Eltern hatte sich Olsen ihnen gegenüber als nicht-heterosexuell geoutet.


So verarbeitet die US-Amerikanerin auf «Big Time» Trauer, aber auch neue Arten von Liebe. Herausgekommen sind überwältigend emotionale Lieder im Americana-Stil.

Da ist die Single «All The Good Times», die gemächlich mit Orgel, warmer Percussion und Steelgitarren beginnt – um sich über gut vier Minuten zu einem glühenden Bigband-Stück aufzuschwingen. Es ist ein Break-Up-Song, der aber versöhnlich auf alles Vergangene schaut – und freudig auf das, was kommen mag.

Beeindruckendes Vibrato
Der Songtitel sei eine Anspielung auf ihre Partnerschaft mit dem*der nicht-binären Adele Thibodeaux, schrieb Olsen auf Instagram. «Good-morning kisses, giving you all mine/ Pull back the curtains, show me the sunshine», singt sie dann auch im Titelsong, ihre Stimme klar im Vordergrund über einem samtigen Country-Arrangement.


Die Lieder sind wärmer, als man das von Olsen und ihren einst brüchigen Indiefolk-Miniaturen gewohnt ist, der Sound entspannt und voller schmeichelnder Piano-, Streicher-, Cembalo- oder Bläser-Arrangements.

Geblieben sind die schwelgerischen Melodien, in denen man sich verlieren kann. Herausragend wie immer ihre Stimme: mal hauchend, mal klar, mal kehlig mit beeindruckendem Vibrato.

«Ich war darauf eingestellt, ungefähr drei Wochen aufzunehmen, nachdem meine Mutter gestorben war», schrieb Olsen. «Ich war in keinem guten Zustand, um weiterzuschreiben, und fühlte mich sehr frustriert mit der Deadline, die ich mir gesetzt hatte.» Thibodeaux habe ihr schliesslich beim Schreiben geholfen.

Inzwischen versuche sie sich auf die Dinge zu konzentrieren, die in ihrem Leben während all der Veränderungen intakt geblieben seien. «Eine Sache, die ich gemerkt habe, ist, dass Liebe und Verständnis mir wichtiger sind als je zuvor.» «Big Time» ist die Vertonung dieser Katharsis, aus der man auch als Hörer*in ergriffen hervorgeht.

 


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