«Tension»: Kylie Minogue zementiert mit neuem Album Ruf als Popqueen
Die LGBTIQ-Community hatte ihre Single «Padam Padam» zum Sommerhit gemacht
Weil Kylie Minogue angeblich zu alt für die Zielgruppe sei, spielten britische Radiosender ihre Single «Padam Padam» nicht. Das Lied wurde trotzdem der Hit dieses Sommers. Auf ihrem Album «Tension» beweist die Sängerin, dass das Alter bei guter Popmusik keine Rolle spielt.
Von Philip Dethlefs, dpa
Nach mehr als drei Jahrzehnten im Musikgeschäft wagt Kylie Minogue immer noch neue Dinge. Demnächst wird die australische Sängerin eine eigene Show in Las Vegas haben. Im «Voltaire», einem brandneuen Nachtclub in der Glücksspiel- und Vergnügungsmetropole, wird ihre sogenannte Residency von November bis Mai stattfinden. Das passt perfekt zu der Popikone, die für glamouröse Auftritte bekannt ist.
Am vergangenen Sonntag wurde die 55-Jährige bei einem Musikfestival im englischen Leicester gefeiert, wo sie auch mehrere Songs aus ihrem neuen Album «Tension» präsentierte.
«Padam Padam» hiess die erste Single, der man sich schon nach dem ersten Hören nicht mehr entziehen konnte. Der Sommerhit ist ein absoluter Ohrwurm in der Tradition von Minogue-Songs wie «Can’t Get You Out Of My Head» oder «Spinning Around» und ihr erster Top-10-Erfolg in ihrer ehemaligen Wahlheimat Grossbritannien seit 2010 («All The Lovers»).
In Leicester sangen Zehntausende die Disco-Hymne mit dem sexuell aufgeladenen Text («I know you wanna take me home and take off all my clothes») mit. Schon länger trendet das Wort «Padam», das den Herzschlag beschreibt, als Hashtag in sozialen Medien.
Mehrere Radiosender in Grossbritannien sollen sich anfangs geweigert haben, das Lied zu spielen. Laut Insider*innen, weil Minogue mit 55 Jahren zu alt für die Zielgruppe sei, auch wenn das offiziell keiner der Verantwortlichen aussprechen wollte. Die Popularität im Internet – das Video ging bei Tiktok und Co. viral – und immer lauter werdende Forderungen von Fans brachten den Song schliesslich doch ins Radio. Auch die LGBTIQ-Community, zu deren Ikonen die Sängerin seit langem zählt, trug offenbar ihren Teil dazu bei.
«Oh, my god, touch me right there, almost there» Minogue spielt als Popstar auf graziöse Art immer noch gern mit ihrem sexy Image. Das zeigt sie auch mit der zweiten Single ihres Albums. Der Titelsong «Tension» setzt in Sachen Sex sogar noch eins drauf («Oh, my god, touch me right there, almost there»). Der Electro-Dance-Song erinnert mit seinen markanten Klavier-Motiven an die Dancefloor-Bewegung der frühen 90er Jahre. Ein Hit nicht so sehr fürs Mainstream-Radio, eher für schwitzige Tanzflächen – nicht nur in Schwulenclubs.
Von der Seifenopern-Darstellerin («Neighbours») über das Popsternchen der Hitfabrik Stock Aitken Waterman («I Should Be So Lucky») hat sich Minogue mehrfach erfolgreich neuerfunden, in den 90ern sogar mal als Dark-Pop-Sängerin («Confide In Me»), die mit Nick Cave im Studio stand («Where The Wild Roses Grow»), dann als glamouröse Disco-Queen. 2018 wagte sie sich auf «Golden» sogar in Country-Gefilde, bevor sie mit «Disco» den grossen Disco-Diven der 70er Jahre huldigte.
Auf ihrem 16. Studioalbum gibt es keine klare Richtung. «Ursprünglich hatten wir die 80er im Kopf, aber es kam dann doch anders», sagte sie im Rolling Stone-Interview. «Wir haben entschieden, dass es kein Thema gibt und dass das nach ‹Golden› und ‹Disco› ganz erfrischend wäre.» Gemeinsam haben die Songs aber, dass sie alle tanzbar sind. Leichtfüssig bewegt sich die «Prinzessin des Pop», wie sie in England oft genannt wird, zwischen den miteinander verwandten Genres.
«You Still Get Me High» «Hold On To Now» klingt mit Trance-Elementen nach dem Sound der 90er Jahre. Auch «10 Out Of 10» mit dem niederländischen DJ Oliver Heldens erinnert an das Jahrzehnt des Eurodance. Hingegen sind «Things We Do For Love» und «You Still Get Me High» – mit herrlichem Saxofon – eingängige Synthie-Pop-Songs mit 80er-Jahre-Einschlag.
Diesen Stil, der auch als New Retro Wave bekannt ist und durch Bands wie The Midnight und Electric Youth populär gemacht wurde, hatten zuletzt schon Popstars wie The Weeknd, Pink oder Birdy für sich entdeckt. Dazu gibt es mit «Hands» und «Green Light» klassischen Funk, der nicht ganz so einprägsam, aber durchaus gefällig ist.
Gut möglich, dass das Album auch einen Vorgeschmack darauf gibt, wie Kylie Minogue bald ihre mutmasslich spektakulären Las-Vegas-Konzerte eröffnen wird (MANNSCHAFT berichtete). Die wuchtige EDM-Party-Hymne «Vegas High» im David-Guetta-Stil bietet sich als Show-Opener geradezu an.
Das Album schliesst mit einem der besten Songs – «Story» ist ein packender Popsong mit treibendem Beat und ein weiterer Ohrwurm.
Für «Tension» arbeitete Kylie Minogue mit einigen der derzeit erfolgreichsten Songwriter und Produzenten zusammen, darunter Pete Rycroft alias Lostboy (Calvin Harris, Rita Ora, Shawn Mendes) und Ina Wroldsen (David Guetta, Britney Spears, Shakira). Das hat sich musikalisch ausgezahlt.
«Tension» ist ein hervorragendes Popalbum, das gute Laune und Lust aufs Tanzen macht, und von dem nicht nur «Padam Padam» noch lange im Kopf bleiben wird. Kylie Minogue zementiert damit ihren Ruf als generationenübergreifende Popqueen, die man keinesfalls abschreiben darf.
Das könnte dich auch interessieren
Musik
Elton John und Ehemann: Auf ins zweite Ehe-Jahrzehnt!
«Alles Gute zum Jahrestag für uns»
Von Newsdesk/©DPA
Unterhaltung
Ehe für alle
TV
Exklusive Dokumentation: «Becoming Madonna» lässt tief blicken
Musikpionierin, Fashion-Ikone, LGBTIQ-Legende – Madonna hat in ihrem Leben immer wieder begeistert. Eine intime Dokumentation mit teils unveröffentlichtem Material zeigt nun ihren Werdegang.
Von Newsdesk Staff
Musik
Unterhaltung
Musik
«Step Into Christmas»: Queere Schauspielerin gibt Elton John
Es ist ein absoluter Weihnachtsklassiker, den Elton John vor über 50 Jahren aufgenommen hat. Jetzt gibt es eine überarbeitete Version – mit interessanter Neubesetzung.
Von Newsdesk/©DPA
TIN
Kurswechsel bei Disney? Trans-Thema aus Pixar-Serie gestrichen
Disney kippt einen Erzählstrang über die Trans-Identität einer Jugendlichen aus der neuen Serie «Win or Lose». Die Synchronsprecherin spricht von einer Unsichtbarmachung.
Von Newsdesk Staff
Serie
Kultur
Queer