Tel Aviv feiert Pride und zeigt Trump den Mittelfinger
Eine Viertelmillion Menschen zog bei strahlendem Sonnenschein durch die Strassen
Tel Aviv feierte am Freitag Pride. An das Verbot durch US-Präsident Trump, an den Botschaften etwa in Israel, Deutschland und der Schweiz Regenbogenflaggen zu hissen, hielt man sich hier nicht.
Wie im Vorjahr zog wieder die beeindruckende Menge von 250.000 Menschen durch die israelische Küstenstadt – beeindruckend, weil das der Hälfte der Einwohnerzahl Tel Avivs entspricht. Die Gay Pride in Tel Aviv ist die grösste im Nahen Osten, was nicht schwer zu erreichen ist: Es gibt keine Konkurrenz, denn in keinem arabischen Land ist eine solche Parade erlaubt.
Das Themenspektrum der Demonstranten reichte von einer Mutter, die ihre Liebe und Solidarität mit ihrem schwulen Sohn erklärt, über Forderungen nach Legalisierung der Leihmutterschaft und der Schaffung eines Eheinstituts, das es in Israel nur von religiöser Seite gibt und so homosexuelle Paare (aber auch viele Heteros) ausschliesst, sowie Menschen, die Israel vorwarfen, Pinkwashing zu betreiben («No Pride in Occupation»), und ein Ende der Besatzung etwa im Westjordanland forderten.
Die Parade zog durch die Bograshov Strasse zum Strand, wo auch Netta Barzilai, ESC-Gewinnerin von 2018, auftrat. In den umliegenden Häusern wurde mitgefeiert. Die Menschen spritzten die Teilnehmer der Parade mit Wasserpistolen nass. Angesichts von Temperaturen um die 34 Grad griffen einige sogar zum Gartenschlauch und erfrischten die Demonstranten vom Dach aus.
Die insgesamt 14 Trucks fuhren schliesslich noch entlang der Strandpromenade, wo die Parade kurz vor Jaffa endete. Entlang auch an der ehemaligen US-Botschaft -, inzwischen zum Branch Office heruntergestuft -, die entgegen Trumps Anordnung die Regenbogenflagge zeigte – unübersehbar gross.
Als Pride-Botschafter hatte man sich den offen schwulen US-Schauspieler Neil Patrick Harris eingeladen. Der besuchte Israel zum ersten Mal, gemeinsam mit seinem Gatten David Burtka.
Die beiden liessen sich die Stadt zeigen – bestanden aber auf einem männlichen Führer: Die zunächst gesandte Führerin lehnten sie ab. Es war nicht nur sein erster Trip nach Israel, auch seine Teilnahme an der Pride war eine Premiere für ihn, wie Neil Patrick Harris erzählte.
UMFRAGE: Bist du ein Pride-Tourist?
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