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«Tatort» in München: Von einer trans Spargel­königin und MeToo-­Debatten

Trans Schauspielerin Phenix Kühnert möchte die «Realität, in der wir leben» zeigen

Phenix Kühnert
Phenix Kühnert als Aichacher Spargelkönigin Luise (Bild: BR/Odeon Fiction GmbH/Luis Zeno Kuhn)

Der neue Münchner «Tatort» erzählt von der Welt der bayerischen Produktköniginnen und greift dabei die MeToo-Debatte auf. Auch Transfeindlichkeit spielt eine Rolle.

Vor sechs Jahren begann die Metoo-Debatte, die Filmbranche zu erschüttern. Der Skandal um den inzwischen wegen Sexualverbrechen zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilten Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein machte weltweit Schlagzeilen. Im «Tatort» wird nun eine ganz ähnliche Geschichte erzählt, allerdings in einem etwas weniger glamouröses Umfeld.


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In dieser Welt ist Josef Gehrling (Wolfgang Fierek) eine Art Mini-Weinstein. Seine Macht als Präsident des Bavaria-Bundes nutzt er gnadenlos aus, um sich an den jungen Frauen, die Lebensmittel-Majestät werden wollen, zu vergehen. Als der Lüstling sich dann nach der Attacke mit einem Bolzenschussgerät auf der Intensivstation befindet, sind sie alle verdächtig: War es die Weisswurst-Königin? Die Spargel-Monarchin? Oder doch die Herrscherin über die Zwiebel? Und was ist eigentlich mit der toughen und weitgehend empathiefreien Organisatorin des «Königinnen-Tages» (Veronica Ferres)?


Für die altgedienten Kommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) ist ihr 93. Fall auch ein etwas vermintes Terrain. Verhalten sie sich in der heiklen Situation als alte, weisse Männer zwischen unzähligen jungen Frauen woke genug – auch sprachlich?

Tatort
Phenix Kühnert (M) im Münchner «Tatort» (Bild: BR/Odeon Fiction GmbH/Luis Zeno Kuhn)

Leitmayr beispielsweise weiss nicht so recht, wie er die Aichacher Spargelkönigin (Phenix Kühnert) ansprechen soll, weil sie eine trans Frau ist. Der frisch beförderte Kalli (Ferdinand Hofer) dagegen weidet sich – charmant-strahlend – regelrecht im Königinnen-Gewirr, sammelt Fotos und Handynummern. Darf er das eigentlich? Als Polizeibeamter im Dienst? Ist das nicht auch eine Machtsituation, die er da ausnutzt?

Der Münchner «Tatort» stellt wichtige Fragen und hat – so humorvoll und ironisierend er sich auch streckenweise in der absurden Welt der Produktköniginnen suhlt – eine deutliche Haltung. Unterstützt wird das ganze musikalisch von LaBrassBanda. Zu sehen ist «Königinnen» am Sonntag, den 29. Oktober um 20.15 Uhr in der ARD.


«In dem ‚Tatort‘ passiert auch Transfeindlichkeit, aber das hat mit den Personen dahinter erst einmal nichts zu tun. Das sind Rollen, die sie verkörpern. Das Schöne war, dass Regisseur Rudi Gaul mir viel Freiraum gegeben und mich in die Szenen einbezogen hat, in denen über mich, also Luise, gesprochen wurde», erklärte Phenix Kühnert in einem Interview mit der Augsburger Allgemeine. Transfeindlich sei die «Realität, in der wir leben», deswegen sei es wichtig, dies im Narrativ darzustellen.


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«Ausserhalb der Dreharbeiten spielte mein trans sein gar keine Rolle, auch ein Grund, weshalb ich so eine gute Zeit mit meinen Kolleg*innen hatte. Es ist meiner Meinung nach auch das Schönste, wenn das einfach egal ist, weil, so sehr macht es mich als Person nicht aus», erklärte die 28-Jährige weiter und ergänzte: «Nur, weil ich trans bin, bin ich nicht den ganzen Tag unglücklich. Mein Leben ist nicht so sehr davon bestimmt. Aber es ist andererseits wichtig, darüber aufzuklären und Transfeindlichkeit deutlich zu machen. Damit andere Menschen realisieren, wie unsere Realität ist. Denn für mich und viele andere aus der Community ist das unser Alltag.»

In «Der Kommissar und der See» wurde im ZDF zuletzt der Tod einer trans Frau thematisch verarbeitet (MANNSCHAFT berichtete).


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