SPD-Abgeordneter Johannes Kahrs legt alle Ämter nieder
Grund ist offenbar seine Nicht-Berücksichtigung als Wehrbeauftragter
Nach seiner Nicht-Berücksichtigung als Wehrbeauftragter verlässt der SPD-Parlamentarier Johannes Kahrs mit sofortiger Wirkung den Bundestag. Der 56-Jährige kündigte am Dienstag in Berlin an, dass er mit Ablauf des Tages von seinem Mandat und allen politischen Ämtern zurücktrete.
Johannes Kahrs ist weg. Sein Twitter-Account, den er stets fleissig nutzte und wo er jeden Tag mit einem Moin begann, ist schon nicht mehr erreichbar. Auch bei Facebook sucht man ihn vergebens. Die Fraktionsspitze der Sozialdemokraten hatte die Berliner Abgeordnete Eva Högl als neue Wehrbeauftragte vorgeschlagen und sich damit gegen den schwulen Haushaltspolitiker aus Hamburg entschieden. Nun verlässt er den Bundestag. Zuerst hatten die Rheinische Post und die Bild-Zeitung berichtet.
Kahrs räumte in seiner Erklärung ein, dass er gerne für das Amt des Wehrbeauftragten kandidiert hätte. «Ich wollte einen Neuanfang in der Politik», schreibt der SPD-Mann. Die Fraktionsspitze habe sich jedoch für Högl entschieden. «Ich akzeptiere dies und wünsche ihr viel Erfolg.» Högl soll am Donnerstag als Nachfolgerin von Hans-Peter Bartels (SPD) in das Amt gewählt werden. Der Wehrbeauftragte des Bundestags gilt als Anwalt der Bundeswehr-Soldaten.
Der einflussreiche SPD-Haushaltspolitiker Kahrs ist – beziehungsweise war – auch Chef der Seeheimer, des konservativ-pragmatischen Flügels der SPD-Fraktion. Er war in seinen Äusserungen und Reden im Bundestag nie zimperlich und teilte gerne aus.
«Es ist ein Verlust für die Fraktion, weil er ein Aushängeschild mit Ecken und Kanten ist», sagt der SPD-Abgeordnete Falko Mohrs dem Spiegel als Reaktion auf Kahrs‘ Schritt. Da werde er fehlen. «Politik ist aber immer ein Mandat auf Zeit. Dafür werbe ich immer. Niemand darf sich auf Dauer einrichten. Und wenn er sich eine neue Herausforderung sucht, habe ich Verständnis dafür!»
Kahrs war bis zum vergangenen Jahr LGBTIQ-Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion (sein Nachfolger ist Karl-Heinz Brunner – hier zu seinem MANNSCHAFT-Gastbeitrag) und hatte über Jahre für die Eheöffnung in Deutschland (MANNSCHAFT berichtete) gekämpft. Bei der Eheöffnung durch den Deutschen Bundestag am 30. Juni 2017 hatte er sich mit scharfen Worten an die Bundeskanzlerin gewendet. Er warf der Union vor, seit 2005 die Gleichstellung blockiert zu haben: «Ehrlich gesagt, Frau Merkel – Vielen Dank für nichts!“. (2018 hatte er seinen Partner Christoph geheiratet – MANNSCHAFT berichtete)
Als Annegret Kramp-Karrenbauer CDU-Chefin wurde, kündigte Kahrs an, ihr im Bundestag die Gefolgschaft zu verweigern. «Wenn Frau Merkel versuchen sollte, ihre Kanzlerschaft an Frau Kramp-Karrenbauer zu übergeben, gäbe es sofort Neuwahlen», drohte Johannes Kahrs im Spiegel.
«Das wird niemand in der SPD mitmachen, allein wir Seeheimer würden Amok laufen», sagte Kahrs. «Die CDU hatte die Auswahl zwischen drei möglichen Vorsitzenden, und sie hat die Niete gezogen. Das hat die Union jetzt davon.»
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