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Selbstmord nach Coming-out: Justin Fashanu wäre heute 60

Er wurde 2020 in die Hall of Fame des National Football Museum in Manchester aufgenommen

Justin Fashanu
Foto: Justin Fashanu Foundation

Justin Fashanu war Grossbritanniens erster und einziger offen schwuler Profifussballer. Er wurde am 19. Februar 1961 in London geboren. An diesem Freitag wäre er 60 Jahre alt geworden.

Weil sein Umfeld nicht mit seinem Coming-out umgehen konnte, nahm er sich 1998 das Leben: Justin Fashanu war der erste Fussballprofi, der öffentlich zu seiner Homosexualität stand. 2020 war er posthum in die Hall of Fame des National Football Museum in Manchester aufgenommen worden (MANNSCHAFT berichtete).

Fashanus Bruder John, ebenfalls ehemaliger Fussballer, gab einst zu, dem schwulen Bruder 75.000 Pfund angeboten zu haben, um zu schweigen und seine Sexualität für sich zu behalten, wie ITV schreibt. Justin sagte später selber, ihm wurde mehr Geld für sein Schweigen angeboten als dafür, seine Geschichte zu verkaufen.

Sein Bruder sagte dem Daily Mirror: «Ich habe ihn gebeten, ich habe ihm gedroht, ich habe alles getan, um ihn davon abzuhalten, sich zu outen.» Er habe ihm schliesslich Geld gegeben, weil er die Schande für sich und seine Familie vermeiden wollte.


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Fashanu, der später in die USA übersiedelte, wo er als Jugendtrainer arbeitete, wurde dort im März 1998 von einem Jugendlichen beschuldigt, ihn im betrunkenen Zustand vergewaltigt zu haben.  Fashanu tauchte unter und kehrte in seine Heimat zurück. Dort hörte er, dass er per internationalem Haftbefehl gesucht werde und erhängte sich im Mai desselben Jahres in einer Garage. Vier Monate später wurde bei einer gerichtlichen Untersuchung in London jedoch festgestellt, dass es keinen gerichtlichen Haftbefehl gegeben habe; zudem hatte die US-Polizei die Untersuchungen wegen Mangels an Beweisen eingestellt.

Der Eintritt eines Fussballspielers in die Hall of Fame ist ein «wichtiger Moment», sagt seine Nichte und Johns Tochter Amal, die die Justin Fashanu Foundation leitet. «Ich denke, für Justin wäre das ein grossartiger Moment, und ich denke, es ist ein entscheidender Moment, wenn wir endlich anerkennen, wer Justin Fashanu war – nicht nur als offen schwuler Fussballer, sondern auch als sehr talentierter Fussballer und der erste Millionen-Pfund-Schwarze Spieler in England», sagte sie zu Sky Sports.

«Als ich vor einigen Jahren ins Football Museum in Manchester ging, war ich ziemlich schockiert, Justin dort nicht zu sehen. Vielleicht liegt das daran, dass ich seine Nichte bin und ich finde ihn einfach grossartig, aber als Fussballer hätte ich erwartet, dass er da ist.»


Im Oktober 1990 outete sich Justin Fashanu in einem Interview mit The Sun, weil er fürchtete, von einer Zeitung zwangsgeoutet zu werden. Acht Jahre danach nahm er sich das Leben. Nun wurde er bei einer Zeremonie am Mittwoch offiziell in die Hall of Fame des Museums aufgenommen.

Während sich einige Fussballer erst nach dem Ende ihrer Karriere geoutet haben – darunter Robbie Rogers und Thomas Hitzlsperger (der mittlerweile beim VfB Sttutgart Vorstands-Vorsitzender ist – MANNSCHAFT berichtete) – gilt Justin Fashanu als der einzige männliche Kicker, der offen schwul ist, während er aktiv weiter Fussball spielte.

Gerade hat die Redaktion der 11 Freunde für das Märzheft über 800 Fussballer*innen zusammengetrommelt, die sich gegen Homophobie stark machen (MANNSCHAFT berichtete). Für Justin Fashanu kommt das zu spät.

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Brauchst du Hilfe? Wende dich in der Schweiz telefonisch an die Nummer 143 oder schreibe an die Berater*innen von Du-bist-Du.ch. In Österreich hilft die HOSI Wien (zu Büroöffnungszeiten) unter (+43) 660 2166605, das Kriseninterventionszentrum oder für LGBTIQ die psychosoziale Beratungsstelle Courage. In Deutschland gibt es die Notfall-Nummer 19446, zudem hilft u.a. der Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie, in Städten wie Köln kann man sich an Rubicon wenden.


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