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Sean Reinert als Organspender abgelehnt – weil er schwul war

Dies machte sein Witwer jetzt publik – das mache ihn «krank» und «unglaublich wütend»

Organspender schwul
Sean Reinert wurde nur 48 Jahre alt (Foto: Facebook)

Vergangenen Monat starb der amerikanische Schlagzeuger Sean Reinert. Es war sein letzter Wunsch, seine Organe nach seinem Tod zu spenden. Doch ist ein Organspender schwul, wird er in den USA abgelehnt.

Sean Reinert war von 1991 bis 1993 Mitglied bei Death, einer der berühmtesten und einflussreichsten Deathmetal-Bands. Deren Album «Human» zählt zu den Klassikern im Techmetal-Bereich. Im Januar starb er überraschend im Alter von 48 Jahren. 2014 hatte der gebürtige Kalifornier sich zusammen mit seinem Bandkollegen Paul Masvidal öffentlich geoutet und ist neben dem britischen Rob Halford (Judas Priest) einer der prominentesten homosexuellen Metalmusiker.

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Wie sein Witwer Tom Snyder am Montag publik machte, wurde Reinerts Organe abgelehnt, weil er schwul und sexuell aktiv war – darum werde man von seiner Spende «keinen Gebrauch machen».

Snyder erklärte, dass er kurz nach Reinerts Tod vom Krankenhaus einen Anruf bekam und nach ein paar Standardfragen auch nach dessen sexuellen Orientierung gefragt wurde. Er gab also zu Protokoll, dass Reinert homosexuell war – um wurde darüber informiert, dass er somit als Organspender nicht in Frage käme.


Snyder hat den Grund für die Ablehnung in den Richtlinien des US-Gesundheitsministeriums für Organtransplantationen gefunden. Als eines der «12 medizinischen oder sozialen Anamnesekriterien», die zu einem «Spender mit erhöhtem Risiko» führen, sind «Männer, die innerhalb der 12 Monate vor der Organentnahme Sex mit Männern (MSM) hatten» aufgeführt – unabhängig davon, ob man monogam gelebt hat oder nicht.

Sean hatte weder HIV noch andere sexuell übertragbare Krankheiten, erklärt sein Witwer in seinem emotionalen Statement abschliessend. «Aber weil er ein schwuler Mann war, der 2020 in Amerika lebte, will man ihm seinen letzten Wunsch nicht erfüllen, seine Organe zu spenden, um das Leben eines anderen Menschen zu retten. Die Regierung lässt lieber Leute, die auf eine Transplantation warten, sterben, als ihnen eins von Seans Organen zu geben. Als sein Ehemann macht es mich krank und unglaublich wütend.»

Die spezifischen Richtlinien bei der Organspende gelten für Männer, die in den letzten 12 Monaten einen sexuellen Kontakt zwischen Männern hatten. Zwar gebe es Webseiten, auf denen es heisst , es sei nur ein Mythos, dass LGBTIQ in den USA nicht spenden können, doch für sexuell aktive Schwule gelte das eben nicht, so Snyder.


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In Deutschland darf ein Organspender schwul sein
In Deutschland ist das anders geregelt: Zwar gilt ein Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männer haben (MSM) – und immer wieder gibt es Versuche, das abzuschaffen (MANNSCHAFT berichtete). Diese Einschränkungen gelten bei der Organspende jedoch nicht.

Der Bundestag hat im Januar mit deutlicher Mehrheit beschlossen, dass zum Spender auch künftig nur wird, wer dem zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt hat. Das Gesetz sieht vor, die Bürger*innen bei Behördengängen und Arztbesuchen zu der Entscheidung zu ermuntern. Der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) favorisierte Alternativvorschlag, der jeden ab 16 zum Spender gemacht hätte, der dem nicht ausdrücklich widerspricht, fand bei der Abstimmung keine Mehrheit.


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