«Schrille Nacht»: Schwule Weihnachtskomödie bei Arte
Wenn sich der Weihnachtsmann als verloren geglaubte Liebe entpuppt
Gerade zu Weihnachten bricht hier und da der nackte Irrsinn aus. Sehr hübsch erzählt wird das nun einem Spielfilm mit einigen Kurzgeschichten – zu sehen in einer TV-Komödie auf Arte.
Von Klaus Braeuer, dpa
«Wo ist der Baum?» Mit diesen dürren Worten begrüsst die genervte Gattin den gestressten Ehemann (Faris Rahoma) kurz vor der Bescherung. Der Mann gerät daraufhin erst in Panik, dann an einen dreisten Baumverkäufer und schliesslich an die penetrante Nachbarin, Frau Sedlacek (Inge Maux). Während sie sich heftig streiten, nadelt der gekaufte Baum schon beträchtlich. Was alles an Heiligabend schiefgehen kann und welche Katastrophen da so möglich sind, davon erzählt die Episoden-Komödie «Schrille Nacht», die in Wien spielt und an diesem Freitag um 20.15 Uhr auf Arte zu sehen ist.
Josef (Lukas Resetarits, «Kottan ermittelt») zum Beispiel wird von seiner Mausi vor die Tür gesetzt und klingelt auf der Suche nach einer Bleibe schliesslich bei seiner Tochter Rosi (Kathrin Resetarits). Zehn Jahre haben sie sich nicht gesehen – so gibt ein Wort das andere, samt gepfefferten Kommentaren der altklugen Enkelin.
Oskar (Martin Leutgeb) und Hannes (Simon Schwarz) feiern unterdessen seit 25 Jahren gemeinsam Weihnachten. Es gibt gebratenen Truthahn, guten Rotwein, die beiden Willis (Fritz Egger und Alexander Fennon), ein befreundetes Pärchen, sind auch wie immer zu Gast – und gemeinsam warten die vier nicht mehr ganz jungen Herren auf den gebuchten Weihnachtsmann, der ihnen die Geschenke bringt. Business as usual – bis es an der Tür klingelt und Oskar nicht einem verkleideten Santa Claus ins Auge sieht, sondern Camillo (Lukas Spisser), der verloren geglaubten Liebe seines Lebens. Vor 30 Jahren haben Camillo und Oskar ein unvergessliches Wochenende miteinander verbracht. Harmonie und Ekstase – sie waren füreinander bestimmt. Doch dann ist Camillo einfach gegangen, jahrzehntelange Funkstille. Bis zum heutigen Weihnachtsabend. Und Oskar beginnt sich zu fragen, ob das vielleicht die grosse, wenn nicht sogar seine einzige Chance sein könnte …
Währenddessen servieren Simon (Ferdinand Seebacher) und seine Freundin ein Weihnachtsmenü, das die respektlose Schwiegermama (Susi Stach) samt Schreikrampf rasant aus der Wohnung treibt. Von einem festlichen Mahl kann der Paketzusteller Vlad (Mehmet Ali Salman) dagegen nur träumen, hängt er doch in einem steckengebliebenen Aufzug fest. Weder die telefonische Nothilfe noch die versammelte Hausgemeinschaft scheinen ihn wirklich verstehen zu wollen. Auch Birgit (Martina Ebm) und ihre Tochter stecken fest, allerdings auf freier Strecke in einem Zug. Die Welt scheint still zu zustehen.
Die sieben Episoden in diesem Weihnachtsfilm – jede einzelne dauert zwischen 10 und 20 Minuten – wurden von acht Autoren geschrieben, drei Regisseure waren am Werk: Mirjam Unger (52, «Alle Nadeln an der Tanne») und die Brüder Arash T. Riahi (50) und Arman T. Riahi (41, «Fuchs im Bau»). Herausgekommen ist ein amüsanter Film, unter Mitwirkung einiger Hunde und mit sehr skurrilem österreichischem Humor. Gedreht wurde «Schrille Nacht» Ende 2021 in Wien und Umgebung.
Das Tempo ist gemächlich, die Musik zugespitzt, es gibt Situationskomik und völlig absurde Szenen. An Themen ist so gut wie alles dabei: Einsamkeit, Entfremdung, Perfektion, Rassismus, Boshaftigkeit, verpasste Chancen – der nackte Irrsinn also. Wobei diese Figuren in Österreich das Mass an Gemeinheit und Ignoranz schon sehr auf die Spitze treiben.
Durchweg alle Rollen sind famos besetzt. Den Schauspielern ist durchaus anzumerken, dass sie Spass an ihrer Arbeit hatten. Simon Schwarz (51, «Die Eifelpraxis», «Alle Nadeln an der Tanne») ist hier als feinsinniger, schwuler Gastgeber für ein Freundespaar zu sehen; alle kommen aus dem Lästern gar nicht mehr heraus. Da kann dem geneigten Zuschauer so Einiges bekannt vorkommen oder schon mal das Lachen im Halse stecken bleiben. Zumindest solange, bis der Weihnachtsmann zwei Mal klingelt – und gar einen Heiratsantrag macht.
Wer Lust auf eine typische Weihnachtsromanze hat, in der nicht nur ein schwules Paar im Zentrum steht, sondern in der das Ganze gleich vom Spielfilm- zum Serienformat erweitert wurde, dem sei «Smiley» empfohlen (MANNSCHAFT berichtete).
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