Scharia in Indonesien – 77 Stockhiebe für schwules Paar
Sie wurden von vermummten Männern abwechselnd geschlagen
Ein schwules Paar ist in der konservativen indonesischen Provinz Aceh mit öffentlichen Stockschlägen bestraft worden.
Ein Scharia-Gericht habe die 27 und 28 Jahre alten Männer zuvor zu je 77 Hieben mit einem Rattan-Stock verurteilt, sagte ein örtlicher Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. Sie seien von drei vermummten Männern abwechselnd geschlagen worden. Die Männer seien im November in der Provinz Kuta Alam festgenommen worden. Ein Anwohner sei misstrauisch geworden und habe sie beim Sex erwischt (MANNSCHAFT berichtete).
Die Schmerzen der Verurteilten seien kaum zu ertragen gewesen, berichtete der Sender CNN Indonesia. Medizinisches Personal sei mehrmals gerufen worden, um sicherzustellen, dass es den Männern gut genug gehe, um sie weiter zu prügeln. Dutzende Menschen wohnten der Bestrafung im öffentlichen Taman Sari Park bei.
Aceh ist die einzige Provinz im grösstenteils muslimischen Indonesien, in der seit 2003 das islamische Scharia-Recht angewendet wird. Eine Strafe mit Stockschlägen wird auch bei Vergehen wie Alkoholkonsum, Ehebruch oder Glücksspiel verhängt. Auf gleichgeschlechtlichen Sex stehen bis zu 100 Stockhiebe.
Erst im September hatte die indonesische Polizei nach einer Hotelparty in Jakarta 56 mutmasslich homosexuelle Männer festgenommen, 47 von ihnen kamen kurz danach wieder frei. Sie sollen gegen das Pornografie-Gesetz verstossen haben.
2019 hatten muslimische Volksvertreter ihre Anti-LGBTIQ-Rhetorik verschärft, um vor der anstehenden Wahl auf Stimmenfang zu gehen und die Stimmung anzuheizen für ihre religiös-konservativen politischen Anliegen (MANNSCHAFT berichtete).
Zuvor hatte die sogenannte «Islamistische Verteidigungsfront» (FPI) eine Razzia gegen die HIV-Organisation «Sozialer Wandel» (OPSI) angeführt, unterstützt von der Polizei, dem Militär und Anwohnern. Ein Video der Razzia zeigte, wie Aufklärungsplakate und Informationsmaterial abtransportiert wurden.
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