«Ruhestätte der Vielfalt» in Zürich eingeweiht
Ab sofort können die Themengrabfelder «Regenbogen» bei der Stadt gemietet werden
Auch nach dem Tod vereint mit der Wahlfamilie: Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie wurde auf dem Zürcher Friedhof Sihlfeld das erste Regenbogen-Grabfeld der Schweiz eingeweiht.
Vor anderthalb Jahren hat sich erstmals die Arbeitsgruppe «Regenbogen-Ruhe» getroffen, um eine gemeinsame Idee zu verwirklichen: Auf dem Friedhof Sihlfeld sollte ein Ort der Vielfalt geschaffen werden, wo unter dem Symbol des Regenbogens queere Menschen ihre Ruhestätte finden und selbst nach ihrem Tod mit ihrer Wahlfamilie vereint bleiben (MANNSCHAFT berichtete).
Am vergangenen Donnerstag wurde nun in einer Kapelle des grössten Zürcher Friedhofs das neue Grabfeld mit einer feierlichen Zeremonie eingeweiht. Anwesend waren über 70 Gäste. Musikalisch umrahmt wurde der Anlass von den queeren Streicherinnen der «Rosa Saiten».
Ein neues Familiengrab «Die Menschen suchen nicht nur im Leben die Nähe jener, von denen sie sich verstanden fühlen und die sie selber verstehen», sagte Nicole Müller von der Arbeitsgruppe in ihrer Einweihungsrede. Friedhöfe seien schon immer Gärten der Zugehörigkeit gewesen: So existierten Kindergräber, Soldatengräber und Ruhestätten Angehöriger bestimmter Religionen und Kulturen. Und selbstverständlich hätten Familiengräber eine lange Tradition.
«Mit dem heutigen Tag hat das Genre der Familiengräber in der Schweiz nun Zuwachs bekommen», so Nicole Müller, die in der HAZ-Arbeitsgruppe die LOS vertritt.
Sich auf dem Sihlfeld im Zeichen des Regenbogens bestatten zu lassen, helfe den Lebenden beim Trauern und den Toten, sich vor dem Umschreiben ihrer Biografien zu schützen. Es komme nämlich noch immer gar nicht so selten vor, dass Familien einen unerwünschten Lebensentwurf posthum «begradigen» wollen. Das eingeweihte Grabfeld stehe jedoch allen offen, nicht nur queeren Menschen.
Gärtner*innen mit Enthusiasmus Durch die Einweihung führte Barbara Bosshard, Präsidentin von queerAltern, dem Verein, der den Anstoss zum Projekt gegeben hatte. Neben ihr und Nicole Müller wirken in der Arbeitsgruppe Bettina Burkhard von der LOS, Melanie Handschuh von der Christkatholischen Gemeinde Zürich sowie Dominik Steinacher von der HAZ – queer Zürich mit.
Barbara Bosshard bedankte sich speziell bei Bruno Bekowies und seinem Team der Friedhofsgärtnerei. Deren Werk wurde von den Anwesenden dann auch gleich im Anschluss an die Feierlichkeiten in der Kapelle vor Ort bestaunt. «In manchen Spaziergängen über den Friedhof habe ich die Entwicklung mitbekommen, und gesehen, wie sich die Gärtner*innen engagieren; in Gesprächen mit ihnen habe ich ihren Enthusiasmus miterlebt», so Barbara Bosshard.
Spenden benötigt Die Präsidentin von queerAltern machte zudem darauf aufmerksam, dass noch Geld benötigt werde für die Website. Diese soll queere Biografien beinhalten, Zugang zu queerfreundlichen Dienstleistungen ermöglichen und über das Vorgehen bei einem Todesfall informieren.
Wenn du das Projekt unterstützen willst, kannst du über diesen Link der HAZ eine Spende schicken und in den Bemerkungen erwähnen, dass sie für die Arbeitsgruppe des Themengrabfeldes bestimmt sei.
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