Rugby-Verband schliesst vorerst trans Frauen von Wettkämpfen aus
Mehrere Verbände überarbeiten Regeln
Haben trans Sportlerinnen einen Vorteil gegenüber ihren cis Konkurrentinnen? Diese Frage und die Inklusion von trans Menschen im Sport steht seit längerem im Mittelpunkt einer teils emotional geführten Debatte. Einige Sportverbände überarbeiten nun ihre Regeln.
In der weltweiten Debatte um trans Menschen im Sport überarbeiten derzeit einige internationale Sportverbände ihre Regeln. Am Dienstag folgte die International Rugby League dem Beispiel des Schwimm-Weltverbandes Fina und schloss bis auf Weiteres trans Athlet*innen von internationalen Frauenwettbewerben aus. Der Leichtathletik-Weltverband könnte sich ebenfalls den neuen Fina-Regeln anschliessen, und auch der Fussball-Weltverband überarbeitet seine Richtlinien, wie ein FIFA-Sprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Bereits in der Vorwoche hatte der Internationale Radsportverband seine trans Zulassungsregeln mit strengeren Testosteron-Grenzwerten aktualisiert.
Kernpunkt der Debatte ist, ob trans Sportlerinnen durch ihren natürlich höheren Testosteronspiegel einen körperlichen Vorteil haben. Das Internationale Olympische Komitee hatte die Verantwortung in dieser Causa in die Hände der Fachverbände gelegt. Nachdem die neuseeländische Gewichtheberin Laurel Hubbard in Tokio als erste offen lebende trans Frau an Olympia teilgenommen hatte (MANNSCHAFT berichtete), gibt es eine Richtlinie, die Diskriminierung verhindern soll und das Recht aller Sportler*innen auf die Teilnahme an Wettkämpfen betont. Einen pauschalen Testosteron-Grenzwert gibt es nicht mehr.
Die Fina hatte am Sonntag in ihren neuen Regeln für trans Menschen festgelegt, dass sie nur an Frauen-Schwimmwettbewerben teilnehmen können, wenn sie ihre Geschlechtsanpassung bis zum Alter von zwölf Jahren abgeschlossen haben (MANNSCHAFT berichtete). Zudem gibt es Überlegungen, eine sogenannte «offene» Wettkampfkategorie einzuführen, was Kritiker aber eher als weitere Diskriminierung denn als Inklusion ansehen.
Leichtathletik-Weltverbandspräsident Sebastian Coe lobte die Festlegungen der Fina und zeigte sich offen für Regeländerungen. Man sehe einen internationalen Verband, der sein Recht bei der Festlegung von Regeln, Vorschriften und Richtlinien geltend mache, die im besten Interesse seines Sports seien, sagte Coe dem Sender BBC. «Das ist so, wie es sein sollte. Wir haben immer geglaubt, dass die Biologie das Geschlecht übertrumpft, und wir werden unsere Vorschriften weiterhin entsprechend überprüfen. Wir werden der Wissenschaft folgen», sagte der zweimalige 1500-Meter-Olympiasieger. Man werde weiter forschen und Beweise dafür zusammentragen, dass Testosteron eine Schlüsselrolle bei Leistungen spiele. Ende des Jahres solle das Exekutivkomitee des Weltverbandes das Thema diskutieren.
Der Fussball-Weltverband überarbeitet derzeit sein Reglement zur Geschlechtergerechtigkeit in Absprache mit Expert*innen. Die FIFA stütze sich dabei auf die Vorgaben zahlreicher Interessengruppen für Medizin, Recht, Wissenschaft/Leistung und Menschenrechte. Der Verband verwies zudem auf den IOC-Rahmen für Fairness, Inklusion und Nichtdiskriminierung aufgrund von Geschlechtsidentität und Geschlechtsunterschieden vom November 2021.
Im Rugby ist unter anderem die Frauen-Weltmeisterschaft im November in England betroffen, wo trans Menschen nun ausgeschlossen sind. Ziel der IRL sei eine «umfassende Inklusionspolitik», bis 2023 soll eine endgültige Linie für trans Menschen festgelegt werden.
Der Radsport-Weltverband UCI verlängerte die Übergangszeit von zwölf auf 24 Monate und senkte den maximalen Wert für den zulässigen Testosteronspiegel von 5 auf 2,5 Nanomol pro Liter Blut. Dies entspreche «dem maximalen Testosteronspiegel, der bei 99,99 Prozent der weiblichen Bevölkerung gefunden wird», hiess es. Durch die Änderungen sollen die Inklusion der jeweiligen Sportlerinnen aber auch Fairness, Chancengleichheit und Sicherheit gewahrt bleiben.
Das Thema war zuletzt wieder in den Mittelpunkt gerückt, als die US-Schwimmerin Lia Thomas im März als erste trans Frau auf der höchsten Ebene des College-Sports Meisterin geworden war (MANNSCHAFT berichtete). Zudem untersagte die UCI Ende März einen Start der Britin Emily Bridges bei einer Bahnrad-Frauenveranstaltung in England.
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