Rückstellfrist für MSM bei Blutspende soll auf 4 Monate verkürzt werden
Das erfuhr Jens Brandenburg (FDP) aus dem Gesundheitsministerium
In der Antwort (PDF) auf eine schriftliche Anfrage von Jens Brandenburg an die Bundesregierung bestätigt das Bundesgesundheitsministerium, dass die Rückstellfrist für MSM bei der Blutspende von 12 auf 4 Monate verkürzt werden soll. Monogame homo- und bisexuelle Männer werden zukünftig ohne Rückstellfrist zur Blutspende zugelassen.
Auch TV-Moderator Jochen Schropp hatte die Beschränkungen beim Blutspenden für MSM diese Woche nochmal kritisiert. «Als homosexueller Mann darf ich nur Blut spenden, wenn ich ein Jahr lang keinen Sex mit einem Mann habe», sagte der 42-Jährige dem Magazin Bunte. «Ich halte das Blutspendeverbot für hochgradig diskriminierend.» Es grenze an Irrsinn, dass er selbst in einer monogamen Partnerschaft als Teil einer Risikogruppe eingestuft werde. Der Moderator hatte sich 2020 mit seinem Partner verlobt.
Nun kommt doch noch Bewegung in die Sache. «Während ganz Deutschland über die Regenbogenbeleuchtung der Allianz-Arena diskutierte, haben Union, SPD und AfD am Mittwoch die Aufhebung des unsinnigen Blutspendeverbots für homo- und bisexuelle Männer im Bundestag abgelehnt. Das ist beschämend, erklärt Jens Brandenburg, FDP-Sprecher für LGBTI. «Deutschland hinkt hinterher. Ungarn und viele weitere Staaten weltweit haben das diskriminierende Blutspendeverbot längst gelockert. Das oft unterstellte Infektionsrisiko ist in diesen Ländern nicht gestiegen.
Der politische Druck habe Bewegung in die Debatte gebracht. Der weitgehende Ausschluss homo- und bisexueller Männer lasse sich wissenschaftlich schon längst nicht mehr erklären, so Brandenburg. Das habe nun auch die Bundesärztekammer erkannt. «Ein Jahr Enthaltsamkeit ist völlig lebensfremd und medizinisch unnötig. Jede Spende wird getestet. Schon nach 6 Wochen sind auch HIV-Infektionen sicher nachweisbar.»
Die gemeinsame Arbeitsgruppe könne sich offenbar noch immer nicht ganz von Vorurteilen lösen. Blut ist nicht schwul oder hetero. Mögliche Infektionsrisiken hingen nicht von der sexuellen Identität, sondern vom individuellen Risikoverhalten ab. Safer Sex zwischen zwei Single-Männern sei kein grösseres Risiko als ein ungeschützter One-Night-Stand zwischen Heterosexuellen. Das Blutspendeverbot stigmatisiere homo- und bisexuelle Männer und gefährde das Patientenwohl all derer, die dringend auf eine Blutspende angewiesen seien.
Brandenburg abschliessend: «Es gehört vollständig abgeschafft. Machen Sie doch einfach sexuelles Risikoverhalten zum Kriterium – unabhängig von der sexuellen Orientierung.»
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